Die Bundesnetzagentur hat in einer Analyse festgestellt, dass die Stromversorgung auch bei einem früheren Kohleausstieg gesichert sei. Experten widersprechen dieser Aussage jedoch und warnen vor 100 Versorgungs-Lücken im Jahr 2030, wie eine renommierte Studie ergab. Die Nachricht von einer gesicherten Stromversorgung bei einem früheren Kohleausstieg wurde von verschiedenen Medien aufgenommen, war jedoch verkürzt und falsch.
Die Bundesnetzagentur (BNetzA) basiert ihre Berechnungen für die Sicherheit der Energieversorgung im Jahr 2030 auf einer Vielzahl von Annahmen, die alle gleichzeitig und vollständig umgesetzt werden müssten. Dies beinhaltet den Ausbau des Netzes und die Errichtung von zahlreichen Reservekraftwerken. Aufgrund dieser Voraussetzungen kann nicht von einer sicheren Energieversorgung im Jahr 2030 gesprochen werden.
Nicht nur sind einige der Annahmen für eine sichere Energieversorgung im Jahr 2030 extrem unrealistisch oder sogar „völlig irre“, wie von einem Energieexperten eines großen Wirtschaftsverbandes behauptet wurde, sondern auch die Diskrepanz zu den Berechnungen von McKinsey ist bemerkenswert. Das Deutschland-Team von McKinsey, das von Energiefachmann Thomas Vahlenkamp geleitet wird, veröffentlicht seit 2012 alle sechs Monate einen „Energiewende-Index“, der die Fortschritte bei der Umsetzung der Planvorgaben der Bundesregierung in bestimmten Kriterien misst.
Die aktuelle Auswertung des Energiewende-Index von McKinsey zeigt, dass die Fortschritte bei der Umsetzung der Planvorgaben der Bundesregierung enttäuschend sind. Vier Politikziele, darunter der Ausbau der Stromnetze, sind unrealistisch und fünf weitere stehen auf der Kippe. McKinsey warnt vor einer Versorgungslücke von vier Gigawatt im Jahr 2025 und von 30 Gigawatt im Jahr 2030, was einer Kapazität von etwa 30 thermischen Großkraftwerken entspricht. Im Gegensatz dazu prognostiziert die BNetzA eine stets ausgeglichene Bilanz von Stromangebot und -nachfrage im Jahr 2030.
Die energieintensive Industrie und der Verband der Chemischen Industrie (VCI) zweifeln den Optimismus der BNetzA an. Die Rechnung der Behörde beruhe auf unrealistischen „Flexibilitätsoptionen“, wie etwa Eingriffe in den Stromverbrauch von Industrie, Gewerbe und privaten Verbrauchern. Die mobilisierte Kapazität soll 41,2 Gigawatt betragen, fast die Hälfte des heutigen konventionellen Kraftwerksparks. Besitzer von Wärmepumpen allein sollen eine Flexibilität von 18 Gigawatt bieten, was der Leistung von 18 Großkraftwerken entspricht.
Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) warnt, dass die von der Bundesnetzagentur (BNetzA) vorausgesetzte Flexibilität des Stromverbrauchs von Industrie, Gewerbe und privaten Verbrauchern für eine ausgeglichene Strombilanz im Jahr 2031 unrealistisch sei. Die Kapazität, die durch die sogenannte „demand side management“-Strategie mobilisiert werden soll, ist fast halb so groß wie der heutige konventionelle Kraftwerkspark. Die BNetzA setzt zudem unrealistische Ziele für den Ausbau erneuerbarer Energien, Wärmepumpen und Elektrofahrzeuge.
Die Prognose der Bundesnetzagentur zur Versorgungssicherheit mit Elektroenergie bis 2030 beruht auf unrealistischen Annahmen und flexiblen Eingriffen in den Stromverbrauch. Der Bericht bewertet die Erfolgschancen der Energiewendepolitik nicht, sondern setzt den Erfolg einfach voraus. Dennoch wird das Papier zur Legitimierung neuer politischer Forderungen genutzt, wie zum Beispiel für einen früheren Kohleausstieg in der Lausitz bis 2030.
Die BNetzA-Analysten mussten bei ihrem Bericht zur Versorgungssicherheit exogene Vorgaben des BMWK folgen, was zu zwangsläufig optimistischen Ergebnissen führte. Staatssekretär Patrick Graichen nutzt den Bericht nun zur Legitimierung seiner Politik. Allerdings basiert der Optimismus des Berichts auf Annahmen wie dem Bau von Gaskraftwerken mit einer Kapazität von 17 bis 21 Gigawatt, was bis 2030 unmöglich umzusetzen ist.
Die Bundesnetzagentur (BNetzA) geht davon aus, dass es ausreichend Kapazitäten für die Versorgungssicherheit mit Elektrizität gibt, während McKinsey rund 100 Versorgungslücken im Jahr 2030 prognostiziert. Die BNetzA rechnet mit dem Bau von neuen Gaskraftwerken, deren Interesse von Investoren jedoch bislang ausbleibt.
Der Bericht der BNetzA geht vom Erfolg der Energiewendepolitik aus obwohl unrealistische Annahmen vorausgesetzt werden und wird zur Legitimierung neuer politischer Forderungen genutzt. Der Optimismus des Berichts basiert unter anderem darauf, dass in acht Jahren 70 Gaskraftwerke mit einer Kapazität zwischen 17 und 21 Gigawatt neu gebaut werden, was als äußerst unsicher angesehen wird. Während die BNetzA betont, dass Deutschland auch im schlechtesten Fall nur in wenigen Minuten des Jahres 2030 nicht vollständig mit Strom versorgt werden könne, sagt McKinsey voraus, dass es rund 100 Versorgungslücken im Jahr 2030 geben werde. Die längste Unterversorgungsphase werde etwa 21 Stunden dauern.