Die Europäische Union hat einen weitreichenden Vorschlag zur Berechnung des CO₂-Fußabdrucks von Batterien gemacht, der tiefgreifende Konsequenzen für die Automobilindustrie in Deutschland haben könnte. Im Zentrum des Vorschlags steht eine neue Methode zur Ermittlung der CO₂-Intensität, die sich ausschließlich auf den durchschnittlichen CO₂-Ausstoß der Stromerzeugung im Produktionsland stützt. Für Deutschland, das noch immer einen erheblichen Anteil seiner Elektrizität aus fossilen Brennstoffen gewinnt, könnte dies zu einem erheblichen Wettbewerbsnachteil führen.
Die EU-Kommission legt mit ihrem delegierten Rechtsakt fest, dass die CO₂-Bilanz von Batterien künftig über den nationalen Strommix berechnet wird. In Ländern wie Frankreich, wo Atomkraft eine bedeutende Rolle spielt, führt dies zu deutlich günstigeren CO₂-Werten. Diese unterschiedlichen Ausgangspunkte könnten die Produktionslandschaft in Europa stark verändern und die Fähigkeit Deutschlands, „grüne“ Batterien zu produzieren, beeinträchtigen.
Die geplante Regelung betrifft nicht nur Batterien, sondern könnte auch auf andere Sektoren wie Stahl und Zement ausgedehnt werden. Dies stellt deutsche Produzenten vor große Herausforderungen, da die Berechnungsmethode kaum Spielraum für eigene Klimaschutzmaßnahmen bietet. Unternehmen, die in erneuerbare Energien investieren oder Ökostrom direkt beziehen, finden diese Bemühungen nicht in der vorgeschlagenen CO₂-Berechnung wieder.
Vertreter der deutschen Automobilindustrie und politische Entscheidungsträger zeigen sich besorgt über die neuen Vorgaben. Sie befürchten, dass diese nicht nur die Innovation und Investitionen in grüne Technologien hemmen, sondern auch im Widerspruch zu den Zielen der EU stehen, den Anteil erneuerbarer Energien zu erhöhen. Die deutsche Autolobby plädiert daher für eine Anpassung der Regelung, die regionale und erneuerbare Energiequellen stärker berücksichtigt.
Die bevorstehende EU-Batterieverordnung, die ab nächstem Jahr greift, wird schnell Konsequenzen zeigen. Ab 2026 könnten Batterien in unterschiedliche Performance-Klassen eingeteilt werden, und Behörden dürfen dann CO₂-intensive Batterien nicht mehr kaufen. Langfristig könnte dies dazu führen, dass Batterien mit schlechterer Klimabilanz in der EU nicht mehr verkauft werden dürfen.
Diese Entwicklungen unterstreichen die Notwendigkeit einer ausgewogenen, zukunftsorientierten Politik, die sowohl die Klimaziele als auch die industrielle Wettbewerbsfähigkeit berücksichtigt. Es bleibt abzuwarten, wie die finale Regelung aussehen wird und welche strategischen Entscheidungen die betroffenen Industrien treffen werden, um sich in dieser neuen regulatorischen Landschaft zu positionieren.
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