Die Umstellung auf batterieelektrische Fahrzeuge (BEVs) gewinnt weltweit an Fahrt und führt zu möglichen Engpässen bei wichtigen Rohstoffen. Das Bundesverkehrsministerium hat errechnet, dass der geplante Umstieg auf Elektroautos in den kommenden Jahren schwieriger werden könnte als bisher angenommen, da die Nachfrage nach bestimmten wichtigen Rohstoffen für Batterien und Elektromotoren die verfügbaren Mengen in den nächsten Jahren übersteigen könnte.
Diese Berechnungen basieren auf internen Berechnungen des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr, die einen Bedarf von 90.000 Tonnen Lithium und 120.000 Tonnen Kobalt für die von der Berliner Regierungskoalition geplante Produktion von 15 Millionen BEVs bis 2030 ausweisen.
Die weltweite Produktion von batterieelektrischen Autos nimmt zu, was auf politische Förderung und Entscheidungen der Autohersteller zurückzuführen ist. Standard & Poor’s Global Mobility erwartet bis 2030 eine Produktion von 220 Millionen E-Autos. Es gibt jedoch noch viele Unbekannte Faktoren für die langfristige Planung. Die Zusammensetzung der Batterien kann sich ändern und Recycling kann eine größere Rolle spielen. Die Förderung von Rohstoffen für E-Autos ist jedoch auf wenige Länder konzentriert, was ein strategisches Problem darstellt. Z.B. wird 60% der weltweiten Lithiumproduktion in China raffiniert und 73% der Kobaltförderung entfallen auf den Kongo, wobei dort nur die Hälfte der Minen zertifiziert ist.
Parteien in der Regierungskoalition haben unterschiedliche Meinungen über die Rohstoffversorgung für E-Autos der Zukunft. Der FDP-Abgeordnete Bernd Reuther fordert eine ressortübergreifende Strategie vom Wirtschaftsministerium, um Klimaziele zu erreichen. Der grüne Abgeordnete Stefan Gelbhaar argumentiert, dass das Wirtschaftsministerium unter Führung von Robert Habeck bereits einen Neustart initiiert hat und Lieferketten klug organisiert werden müssen, um Produktion in Deutschland zu fördern. Er sagt auch, dass Recycling und Forschung beim Rohstoffbedarf helfen können und dass es wichtig ist, Importabhängigkeit zu vermeiden.
Das Verkehrsministerium berechnet die Energieversorgung für die geplante Anzahl von 15 Millionen batterieelektrischen Autos in Deutschland bis 2030. Derzeit wird der deutsche Strombedarf teilweise durch Kohle erzeugt, was die E-Autos nicht klimafreundlicher macht als Verbrennerautos. Laut Berechnungen des Ministeriums wären für 15 Millionen E-Autos 45 TWh Strom erforderlich, was 7,9% des deutschen Stromverbrauchs von 2021 entspricht. Sollten alle Autos auf Elektroantrieb umgestellt werden, erhöht sich der Bedarf auf 26% des Stromverbrauchs von 2021. Der grüne Abgeordnete Gelbhaar fordert eine Beschleunigung des Ausbaus erneuerbarer Energien und will die bisherigen Zulassungszahlen für Autos durch Carsharing, öffentlichen Verkehr und Fahrräder beeinflussen.
Andreas Löschel, Wirtschaftsprofessor an der Universität Bochum, ist der Ansicht, dass die im letzten Jahr festgelegten höheren Ziele für Photovoltaik und Windkraft im Allgemeinen mit dem gestiegenen Energieverbrauch, auch bei der Wasserstofferzeugung und bei Wärmepumpen, in Einklang stehen. Löschel ist jedoch der Ansicht, dass die Herausforderung in der Umsetzung dieser Ziele liegt, die seiner Meinung nach zwar Fortschritte gemacht hat, aber immer noch zu langsam ist und durch praktische Hindernisse behindert wird.
Albrecht Stalmann, ein ehemaliger VW-Manager und Professor, hat durch Berechnungen für eine Energie-Arbeitsgruppe der niedersächsischen CDU herausgefunden, dass die Pläne der Bundesregierung ausreichen werden, um den Energiebedarf für zusätzliche Elektroautos im Jahr 2030 zu decken.
Nicht berücksichtigt ist in der Berechnung allerdings der zusätzliche Energiebedarf der Industrie, die ebenfalls nachhaltig Autos produzieren soll. Um den geplanten Ausstieg aus der Kohle bis 2038 zu erreichen, muss die Produktion erneuerbarer Energien dreieinhalb Mal so hoch sein wie bisher geplant.
Es ist ungewiss, ob die E-Mobilität an der begrenzten Verfügbarkeit von notwendigen Rohstoffen in Verbindung mit einer zunehmenden Energienachfrage zur Produktion von Elektroautos versagen wird. Diese Umsetzung kann nur gelingen, wenn sich die Generierung erneuerbarer Energien innerhalb der nächsten Jahre auf mehr als dreieinhalbfache erhöhen wird, wie ursprünglich geplant, um den Kohleabschied bis 2038 zu erreichen. Infolgedessen besteht die Möglichkeit, dass die E-Mobilität an Rohstoffmangel und Energieknappheit scheitert.