Fledermaus-Blut liefert neue Hoffnung für die Raumfahrt
Ein künstlicher Winterschlaf könnte bald Realität werden – zumindest für Astronauten auf einer monatelangen Reise zum Mars. Die Europäische Raumfahrtbehörde (ESA) forscht intensiv daran, menschliche Körper für lange Weltraummissionen in einen energiesparenden Schlafzustand zu versetzen. Die mögliche Quelle des Durchbruchs? Fledermäuse, die für ihre Fähigkeit, Energie während des Winterschlafs zu sparen, bekannt sind.
Revolution in der Raumfahrt: Schlafmodus für Astronauten?
Eine Reise zum Mars wäre ein monumentales Unterfangen: Sieben Monate auf engstem Raum, ohne frische Luft, Tageslicht oder die Möglichkeit, sich richtig zu bewegen – ein Szenario, das nicht nur körperliche, sondern auch erhebliche psychische Herausforderungen mit sich bringt. Die ESA sieht im künstlichen Kälteschlaf die Chance, das körperliche und mentale Wohlbefinden der Crew während der langen Reise zu schützen. Eine Crew im Kälteschlaf benötigt zudem weniger Nahrung, Wasser und Sauerstoff, was die Raumschiffmasse und somit die Kosten erheblich reduzieren würde.
Fledermaus-Blut als Modell für menschlichen Kälteschlaf
Forscher der Universität Greifswald untersuchen derzeit die außergewöhnlichen Bluteigenschaften von Fledermäusen, insbesondere der Art „Großer Abendsegler“. Ihre roten Blutkörperchen (Erythrozyten) zeigen bei niedrigen Temperaturen erstaunliche Anpassungen: Sie bleiben elastisch und fördern die Blutzirkulation trotz des verlangsamten Stoffwechsels. Der Clou? Wenn es gelänge, menschliche Blutzellen ähnlich anzupassen, könnte der Traum eines sicheren künstlichen Winterschlafs für Astronauten ein bedeutendes Stück näher rücken.
Der erste Schritt ist gemacht: Was kommt als Nächstes?
In einem Experiment gelang es bereits, Ratten, die normalerweise keinen Winterschlaf halten, durch gezielte Medikamentengabe in eine Art „Torpor“-Zustand zu versetzen, eine milde Form des Winterschlafs. Die Ratten zeigten nach dem „Aufwachen“ wieder normales Verhalten, was einen wichtigen Durchbruch darstellt. Doch der menschliche Körper ist um ein Vielfaches komplexer – zahlreiche Faktoren wie die Langzeitversorgung mit Nährstoffen, Überwachung der Vitalfunktionen und Schutz vor Muskelabbau sind im Weltraum entscheidend.
Herausforderungen und Ausblick: Zehn Jahre bis zum ersten Versuch?
Obwohl die Vision eines künstlichen Kälteschlafs beim Menschen faszinierend ist, sieht sich die ESA noch zahlreichen Herausforderungen gegenüber. Lebenserhaltungssysteme müssen entwickelt werden, um die lebenswichtigen Funktionen des Körpers präzise und sicher zu steuern. KI-gestützte Systeme könnten die Kontrolle und Versorgung übernehmen, während neue Technologien zur Vermeidung von Muskelschwund und Knochendichteverlust unverzichtbar wären.
Die ESA bleibt jedoch zuversichtlich. Mit gezielten Investitionen und weiterer Forschung könnten erste kontrollierte Winterschlafversuche beim Menschen in den kommenden zehn Jahren starten – ein visionärer Plan, der die Grenzen der Raumfahrt neu definieren könnte.