Selbstständigkeit in der Krise: Die schwierige Lage von Unternehmern und Selbstständigen in Deutschland

  


Die Zahl der Selbstständigen in Deutschland ist rückläufig und hat seit 2012 einen kontinuierlichen Abwärtstrend verzeichnet. Dieser Rückgang wurde durch die COVID-19-Pandemie weiter verschärft, die viele Unternehmen zum Schließen zwang und zu finanziellen Einbußen führte. Selbstständige waren von der Krise stärker betroffen als abhängig Beschäftigte, sowohl in Bezug auf das Fortbestehen ihrer Geschäfte als auch auf ihr Einkommen. Die Geschäftslage für Selbstständige hat sich in den letzten Jahren verschlechtert, insbesondere im Dienstleistungssektor, wo viele von Aufträgen großer Unternehmen abhängig sind, die ebenfalls mit Umsatzrückgängen zu kämpfen haben.

Ein Grund für das vergleichsweise geringere Einkommenswachstum der Selbstständigen im Vergleich zu Löhnen und Gehältern in den letzten Jahren liegt darin, dass sie mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert sind. Selbstständige tragen oft ein höheres unternehmerisches Risiko, sind für ihre eigenen Sozialversicherungsbeiträge verantwortlich und haben keine festen Arbeitszeiten oder Urlaubsansprüche wie abhängig Beschäftigte. Zudem haben sie oft höhere Ausgaben für ihre Geschäftstätigkeit, wie beispielsweise Mieten, Materialien und Versicherungen. Diese Kosten können das verfügbare Einkommen verringern und das Einkommenswachstum beeinträchtigen. Darüber hinaus können Schwankungen in der Auftragslage und der Marktsituation ebenfalls dazu führen, dass die Einkommen der Selbstständigen nicht so dynamisch steigen wie Löhne und Gehälter.

Ein weiteres Problem besteht in der Investitionszurückhaltung, die sich negativ auf die gesamte Wirtschaft auswirkt. Die mangelnde Investitionstätigkeit führt dazu, dass der Kapitalstock veraltet und die Produktivität nicht gesteigert werden kann. Die Unsicherheit der aktuellen Krise verstärkt diese Investitionsschwäche, ebenso wie die mangelnde Verlässlichkeit der Politik. Umfragen zeigen, dass viele Unternehmen in einer schwierigen Situation stecken, da sie mit höheren Lohnforderungen konfrontiert sind, während gleichzeitig die Inflation und die Energie- und Rohstoffkosten steigen. Dies schränkt ihre finanziellen Spielräume ein.

Ein zusätzlieches Problem, mit dem Unternehmen konfrontiert sind, ist der Fachkräftemangel, der ihre Handlungsfähigkeit beeinträchtigt. Gleichzeitig stehen viele Selbstständige vor dem Problem des Generationswechsels, da sie das Rentenalter erreichen, aber keinen geeigneten Nachfolger für ihr Unternehmen finden. Dies wird durch den demografischen Wandel verstärkt, der dazu führt, dass die Bedeutung von Unternehmern und Selbstständigen in Deutschland weiter abnimmt.

Es gibt auch regionale Unterschiede bei der Entwicklung der Selbstständigkeit. Nordrhein-Westfalen und Bremen zeigen eine schwache Dynamik, während die ostdeutschen Bundesländer im Vergleich zu ihrer Ausgangssituation nach der Wiedervereinigung aufgeholt haben. Dennoch ist der Anteil der Selbstständigen an der Gesamterwerbstätigkeit in der gesamten Bundesrepublik rückläufig und liegt derzeit bei etwas über acht Prozent, dem niedrigsten Wert seit der deutschen Einheit.

Die Situation der Selbstständigen in Deutschland ist geprägt von Unsicherheit, einer schwierigen Geschäftslage und demografischen Herausforderungen. Um die Attraktivität der Selbstständigkeit zu erhöhen, müssen Maßnahmen ergriffen werden, um die Rahmenbedingungen für Unternehmen zu verbessern, Investitionen zu fördern und den Fachkräftemangel anzugehen. Nur so kann die Selbstständigkeit als wirtschaftliche und gesellschaftliche Option langfristig gestärkt werden.