Die Rolle der Biber in der Förderung der Artenvielfalt durch ihre Bautätigkeiten**

Die Rolle der Biber in der Förderung der Artenvielfalt durch ihre Bautätigkeiten**

Die Rückkehr der Biber in die deutschen Landschaften hat weitreichende Konsequenzen für die Biodiversität in den betroffenen Regionen. Eine aktuelle Untersuchung der Aquatischen Ökologie an der Universität Duisburg-Essen (UDE) zeigt, dass die Bauaktivitäten der Biber nicht nur die Landschaft verändern, sondern auch die Anzahl wasserlebender Arten erheblich steigern. Diese Erkenntnisse wurden in der Fachzeitschrift „Freshwater Biology“ veröffentlicht und werfen ein neues Licht auf die Rolle dieser Tiere als Ingenieure ihrer Umwelt.

Im Rahmen der Studie analysierten die Wissenschaftler verschiedene Auen-Abschnitte, die entweder von Bibern bewohnt oder unbeeinflusst waren. Dabei wurden drei Biberreviere in der Eifel mit drei benachbarten, unberührten Auen verglichen. Die Ergebnisse sind beeindruckend: In den Gebieten mit Biberaktivität stieg die Anzahl der wirbellosen Tiere um das 4,5-fache, während sich die Artenvielfalt fast verdreifachte. Dies bedeutet, dass die Anwesenheit von Bibern zu einem signifikanten Anstieg der Biodiversität führt.

Dr. Sara Schloemer, die Erstautorin der Studie, betont, dass in den Biberrevieren keine Arten verloren gingen. Im Gegenteil, über 140 neue Arten konnten identifiziert werden, die durch die Schaffung von Lebensräumen wie Teichen und versumpften Zonen angezogen werden. Diese Beobachtungen widerlegen die häufig geäußerte Sorge von Naturschützern, dass die Aktivitäten der Biber die natürlichen, frei fließenden Bäche beschädigen würden. Stattdessen zeigen die Ergebnisse, dass Biber durch ihre Dämme und anderen Strukturen zusätzliche Lebensräume schaffen, ohne die bestehenden Bachabschnitte vollständig zu beeinträchtigen.

Professor Daniel Hering, der Letztautor der Studie, erläutert, dass die von den Bibern geschaffenen Dämme eine einzigartige Lebensgemeinschaft unterstützen, die in anderen Lebensräumen nicht zu finden ist. Diese Strukturen fördern nicht nur die Artenvielfalt, sondern bieten auch zahlreichen Tierarten eine neue Heimat. Die Biber fungieren somit als natürliche Landschaftsarchitekten, die kostengünstig und nachhaltig naturnahe Lebensräume schaffen.

Die Rückkehr der Biber ist besonders bemerkenswert, da sie in der Mitte des 20. Jahrhunderts durch übermäßige Jagd und Lebensraumverlust stark dezimiert wurden. In Deutschland waren sie weitgehend verschwunden, und nur in bestimmten Gebieten, wie an der Mittelelbe, war eine kleine Population übrig geblieben. Heute, dank erfolgreicher Schutzmaßnahmen, hat sich die Anzahl der Biber in Nordrhein-Westfalen auf etwa 1.500 bis 2.000 Tiere erhöht. Diese positive Entwicklung zeigt, wie wichtig Naturschutzmaßnahmen sind und welche Auswirkungen sie auf die Biodiversität haben können.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Biber durch ihre Bautätigkeiten nicht nur ihre eigene Art fördern, sondern auch eine Vielzahl anderer Arten unterstützen. Ihre Dämme und die daraus resultierenden Feuchtgebiete tragen erheblich zur Schaffung von Lebensräumen bei, die für viele Wasserorganismen von entscheidender Bedeutung sind. Die Ergebnisse dieser Studie unterstreichen die Notwendigkeit, Biber als wertvolle Partner in der Erhaltung der Biodiversität zu betrachten. Statt sie als Bedrohung für unsere Gewässer zu sehen, sollten wir ihre Rolle als Schöpfer neuer Lebensräume anerkennen und schützen.

Die Forschungsergebnisse bieten einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der ökologischen Zusammenhänge in Fluss- und Auenlandschaften. Sie zeigen, dass die Rückkehr der Biber nicht nur eine Chance für die Wiederbelebung dieser Ökosysteme darstellt, sondern auch ein Schlüssel zur Förderung der Artenvielfalt in unseren Gewässern ist. Indem wir die Aktivitäten der Biber unterstützen und schützen, können wir aktiv zur Erhaltung unserer natürlichen Umwelt beitragen und die Lebensräume vieler anderer Arten sichern.