Die Auswirkungen der Elternschaft auf Umweltbewusstsein: Eine differenzierte Betrachtung**

Die Auswirkungen der Elternschaft auf Umweltbewusstsein: Eine differenzierte Betrachtung**

Die Frage, ob die Geburt eines Kindes die Einstellungen von Eltern gegenüber Umwelt- und Klimaschutz verändert, wird in einer aktuellen Studie der Universität Oldenburg und des Trinity College Dublin beleuchtet. Die Ergebnisse zeigen, dass der Einfluss der Elternschaft auf Umweltfragen insgesamt eher gering ist, jedoch signifikante Unterschiede zwischen Müttern und Vätern bestehen.

Die Studie, geleitet von Prof. Dr. Gundula Zoch und Prof. Dr. Nicole Kapelle, nutzt umfassende Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP), das seit 1984 fortlaufend Umfragen zu sozialen und wirtschaftlichen Themen durchführt. In der Analyse wurden die Einstellungen der Eltern zu Umwelt- und Klimaschutz über einen Zeitraum von mehreren Jahren vor und nach der Geburt ihrer Kinder untersucht. Ein zentrales Ergebnis der Untersuchung ist, dass die verbreitete Annahme, Eltern würden sich umweltbewusster zeigen, nachdem sie Kinder bekommen haben, nicht pauschal zutrifft.

Prof. Zoch erklärt, dass viele Eltern in der Zeit unmittelbar nach der Geburt zunächst weniger Sorgen um Umwelt- und Klimafragen äußern. Dies könnte daran liegen, dass die Herausforderungen des Alltags mit einem Neugeborenen andere Prioritäten setzen, die das Umweltbewusstsein temporär in den Hintergrund rücken. Erst wenn die Kinder das Schulalter erreichen, kehren die Sorgen um Umwelt- und Klimafragen zurück auf das Niveau vor der Geburt.

Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind in der Studie besonders auffällig. Während Väter vor und nach der Geburt geringere Umweltbedenken äußern, zeigen Mütter einen leichten Anstieg ihrer Sorgen. Im Bereich Klimaschutz hingegen berichten Väter nach der Geburt von stark erhöhten Bedenken, während Mütter weniger besorgt sind als zuvor. Diese Differenzen sind möglicherweise durch unterschiedliche gesellschaftliche Rollen und Erwartungen bedingt, die sich aus der traditionellen Aufteilung von Sorgearbeit und finanziellen Verantwortlichkeiten ergeben.

Die Bildung der Eltern scheint in diesem Kontext eine untergeordnete Rolle zu spielen. Sowohl akademisch als auch nicht-akademisch gebildete Eltern zeigen ähnliche Entwicklungen in ihrer Wahrnehmung von Umwelt- und Klimafragen. Interessanterweise machen sich Eltern mit Hochschulabschluss, deren Kinder im Grundschulalter sind, über Umwelt- und Klimaschutz mehr Sorgen als zu der Zeit, als sie noch keine Kinder hatten. Dies könnte darauf hindeuten, dass Eltern, die bereits ein gewisses Maß an Bewusstsein für Umweltfragen haben, dieses Engagement mit der Verantwortung für ihre Kinder verknüpfen.

Die Unterschiede in den Einstellungen zwischen Müttern und Vätern könnten auch auf gesellschaftliche Normen zurückzuführen sein, die Männer stärker mit wirtschaftlichen und politischen Themen verbinden. Diese Aspekte sind oft mit Klimafragen verknüpft, weshalb Väter möglicherweise intensiver über den Klimawandel nachdenken. Mütter hingegen, die nach wie vor einen Großteil der Sorgearbeit übernehmen, konzentrieren sich eher auf unmittelbare Umweltprobleme, die das tägliche Leben ihrer Kinder betreffen, wie etwa saubere Spielplätze oder sichere Gewässer.

Die Studie macht deutlich, dass das Verständnis von Umwelt- und Klimabewusstsein unter Eltern differenziert betrachtet werden muss. Es braucht mehr Forschung, um die genauen Mechanismen zu verstehen, die hinter diesen unterschiedlichen Wahrnehmungen stehen. Prof. Zoch weist darauf hin, dass die Datenlage zwar umfassend ist, aber keine abschließenden Erklärungen für die beobachteten Unterschiede bieten kann.

Insgesamt zeigt die Forschung, dass die Geburt eines Kindes nicht automatisch zu einem stärkeren Umweltbewusstsein führt, sondern dass die Sorgen der Eltern in Bezug auf Umwelt- und Klimafragen stark von Geschlecht und den individuellen Lebensumständen abhängen. Um die Zukunft unserer Umwelt zu sichern, ist es entscheidend, diese Faktoren zu berücksichtigen und gezielte Aufklärung sowie Unterstützung für Eltern anzubieten, um ein Bewusstsein für den Klimaschutz zu fördern.