Grundwasserstress in Deutschland: Eine umfassende Analyse regionaler Problematiken**

Grundwasserstress in Deutschland: Eine umfassende Analyse regionaler Problematiken**

Trotz der Tatsache, dass Deutschland als wasserreiches Land gilt, ist die Verfügbarkeit von Wasser in zahlreichen Regionen des Landes zunehmend gefährdet. Eine aktuelle Übersichtsstudie des Instituts für sozial-ökologische Forschung (ISOE), die im Auftrag des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) durchgeführt wurde, untersucht die Problematik des Grundwasserstresses in Deutschland und identifiziert Bereiche, in denen akute oder strukturelle Probleme auftreten. Die Studie zeigt, dass etwa die Hälfte aller Landkreise und kreisfreien Städte in Deutschland unter Druck hinsichtlich ihrer Grundwasservorräte leidet, insbesondere in den östlichen, nördlichen und westlichen Teilen des Landes.

In den Jahren 2018 bis 2022 erlebte Deutschland eine langanhaltende Dürre, die in vielen Regionen zu einem Rückgang des Grundwasserspiegels und damit zu Versorgungsengpässen führte. Diese Situation wird durch die Auswirkungen des Klimawandels weiter verschärft, was die Unsicherheit über die Verfügbarkeit von Grundwasser verstärkt. Um die Herausforderungen im Bereich der Grundwasserforschung und -verwaltung besser zu verstehen, ist es entscheidend zu wissen, wo genau akuter Grundwasserstress auftritt und wo langfristige strukturelle Probleme durch verschiedene Entnahmen bestehen.

Laut Robert Lütkemeier, dem Hauptautor der Studie und Leiter des Forschungsfeldes Wasser und Landnutzung am ISOE, zeigt die Analyse, dass in vielen Regionen Deutschlands, selbst in den wasserreichsten, Grundwasserstress ein relevantes Thema ist. Die Forscher haben Hotspots identifiziert, in denen akuter Stress vorherrscht, was die Notwendigkeit unterstreicht, gezielte Maßnahmen zu ergreifen.

Für die Untersuchung verwendeten die Wissenschaftler neueste Modellierungsdaten zur Grundwasserneubildung sowie Daten zu Grundwasserentnahmen und -ständen. Ein struktureller Grundwasserstress wird angenommen, wenn mehr als 20 Prozent des jährlich nachgebildeten Grundwassers entnommen werden, ein international anerkannter Schwellenwert. Um auch kurzfristige Entwicklungen zu berücksichtigen, haben die Forscher die Grundwasserstände seit 2018 untersucht, die in vielen Regionen einen abnehmenden Trend zeigen. Ein solcher Rückgang wird als akuter Grundwasserstress klassifiziert.

Die Ergebnisse zeigen, dass in den betroffenen Landkreisen vor allem Grundwasserentnahmen für die öffentliche Trinkwasserversorgung stattfinden, was in Bundesländern wie Hessen, Brandenburg sowie in Teilen Niedersachsen und Schleswig-Holstein zu beobachten ist. Darüber hinaus entnehmen auch die Industrie und die Landwirtschaft in bestimmten Gebieten signifikante Wassermengen, insbesondere in Regionen, wo über Jahre hinweg Wasser in Oberflächengewässer eingeleitet wurde, um Braunkohleabbaugebiete trocken zu halten.

Die Ursachen für den Grundwasserstress variieren erheblich von Region zu Region. Um Lösungen zu finden, empfehlen die Autoren der Studie, die Ursachen des Problems eingehender zu erforschen. Oft entstehen die Probleme nicht nur durch den lokalen Wasserbedarf, sondern auch durch Wassertransfers in andere Regionen. Daher ist es wichtig, die lokale Verfügbarkeit von Grundwasser zu berücksichtigen, da sie entscheidend für die Trinkwasserversorgung, die Landwirtschaft und die Industrie ist. Die Konflikte um die Ressourcennutzung müssen erkannt und vermieden werden.

Die Forscher schlagen vor, Prioritäten bei der Grundwassernutzung zu setzen, den Einsatz von Brauchwasser zu fördern und die Wasserrückhaltung zu verbessern. Zudem sollten Anpassungen bei den Entnahmeentgelten vorgenommen werden. Für eine nachhaltige Bewirtschaftung des Grundwassers ist es auch wichtig, die Forschung zur Grundwasserfauna zu intensivieren.

Ein weiterer wesentlicher Punkt ist die Verbesserung der Datenlage zur Wasserentnahme. Obwohl die Forscher hochauflösende Daten zur Grundwasserneubildung verwendet haben, ist die Datenerhebung zu den Entnahmen unzureichend. Diese Daten werden nur alle drei Jahre erfasst und auf Landkreisebene zusammengefasst, während spezifische Entnahmeorte für eine genaue Analyse des Grundwasserstress entscheidend sind. Daher ist eine systematische Datenerhebung notwendig, um genauere Ergebnisse über den Grundwasserstress zu erhalten.

Insgesamt bietet die Übersichtsstudie einen ersten Anhaltspunkt für die Problematik des Grundwasserstress in Deutschland. Weitere Forschungen sind erforderlich, um präzisere Vorhersagen zu treffen und die Grundwasservorräte auch in Zukunft nachhaltig zu bewirtschaften. Diese Herausforderung wird durch die Auswirkungen des Klimawandels noch verstärkt, weshalb dringender Handlungsbedarf besteht.