
Eine aktuelle Studie zur Akzeptanz von Elektrofahrzeugen (E-Autos) in Deutschland, Österreich, Australien und den USA hat alarmierende Ergebnisse zutage gefördert: Die Mehrheit der Menschen glaubt eher an Mythen und Falschinformationen über Elektrofahrzeuge als an die tatsächlichen Fakten. Dies gilt selbst für Autofahrer, die bereits ein Elektrofahrzeug besitzen. Die Studie, die im Juni 2025 im Fachjournal Nature Energy veröffentlicht wurde, zeigt, dass die Verbreitung von Fehlinformationen die allgemeine Akzeptanz von E-Mobilität erheblich beeinträchtigt.
Die Untersuchung wurde von den deutschen Wissenschaftlern Prof. Dr. Kai Sassenberg vom Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) und Dr. Kevin Winter von der Universität Hohenheim in Zusammenarbeit mit Forschern der University of Queensland durchgeführt. Insgesamt 4.200 Personen aus den genannten Ländern wurden befragt. Die Ergebnisse belegen, dass die Zustimmung zu negativen Mythen über Elektrofahrzeuge in der Regel höher ist als die Ablehnung dieser falschen Informationen. Ein interessanter Befund ist, dass die Akzeptanz solcher Fehlinformationen oft mit einer geringeren Kaufabsicht für Elektrofahrzeuge verbunden ist. Überraschenderweise zeigt sich, dass die Zustimmung zu den verbreitetsten Mythen unabhängig von persönlichen Erfahrungen mit Elektrofahrzeugen ist.
In Deutschland ist die Verbreitung von Mythen über Elektrofahrzeuge besonders hoch. Während insgesamt 34 bis 38 Prozent der Befragten den Mythen zustimmten, sprachen sich nur 20 bis 27 Prozent gegen sie aus. Deutschland verzeichnete mit 38 Prozent die höchste Zustimmung, während die USA mit den niedrigsten Werten abschlossen. Die Studie beleuchtet die neun bekanntesten Fehlinformationen über Elektrofahrzeuge, die von Bedenken bezüglich elektromagnetischer Felder über potenzielle Gesundheitsrisiken bis hin zu Fragen der Umweltbelastung durch den Herstellungsprozess reichen.
Ein zentrales Anliegen der Studie ist die Frage, warum Menschen so empfänglich für Falschinformationen sind. Überraschenderweise spielt der Bildungsgrad oder das Wissen über wissenschaftliche Fakten dabei eine untergeordnete Rolle. Vielmehr hängen die Ansichten der Menschen stark von ihren Werten und ihrer Weltanschauung ab. Personen, die an Verschwörungstheorien glauben oder ein tiefes Misstrauen gegenüber staatlichen Institutionen haben, sind eher geneigt, Falschinformationen zu akzeptieren. Im Gegensatz dazu zeigen Menschen mit linksliberalen und umweltbewussten Ansichten weniger Zustimmung zu den verbreiteten Mythen.
Um herauszufinden, ob und wie sich die Einstellungen der Menschen ändern lassen, wurden zwei verschiedene Informationsstrategien getestet: ein herkömmliches Informationsblatt und eine persönliche Diskussion mit einem KI-gestützten System wie Chat GPT. Die Ergebnisse zeigten, dass die Teilnehmer, die mit diesen Informationsmethoden konfrontiert wurden, deutlich weniger Zustimmung zu den falschen Behauptungen über Elektrofahrzeuge zeigten als die Kontrollgruppe. Interessanterweise förderte die Interaktion mit Chat GPT nicht die Verbreitung von Falschinformationen; vielmehr könnte diese Technologie sogar helfen, den Glauben an Verschwörungstheorien zu verringern.
Die Autoren der Studie empfehlen, dass rechtliche Maßnahmen ergriffen werden sollten, um die absichtliche Verbreitung von Falschinformationen einzudämmen. Gleichzeitig ist es wichtig, dass der Zugang zu evidenzbasierten Informationen und nützlichen KI-Tools gefördert wird, um die Öffentlichkeit besser zu informieren und zu schützen.
Zusammenfassend zeigt die Studie, dass die Verbreitung von Falschinformationen über Elektrofahrzeuge eine ernsthafte Hürde für die Akzeptanz dieser Technologie darstellt. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass es nicht nur um die Verbreitung von Wissen geht, sondern auch um das Verständnis und die kritische Auseinandersetzung mit Informationen, um die Vorurteile gegenüber Elektrofahrzeugen abzubauen. Indem wir uns aktiv mit den Fakten beschäftigen, können wir dazu beitragen, die Akzeptanz von E-Mobilität zu steigern und einen positiven Beitrag zur Reduktion von CO2-Emissionen im Verkehrssektor zu leisten.