Bioabfall und Mehrweg: Schlüssel zur Kreislaufwirtschaft in Städten**

Bioabfall und Mehrweg: Schlüssel zur Kreislaufwirtschaft in Städten**

Die Herausforderungen im Umgang mit Kunststoffabfällen und die Notwendigkeit einer effektiven Abfallwirtschaft sind in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus gerückt. Insbesondere in städtischen Gebieten stehen Kommunen vor der Aufgabe, die Umweltbelastungen durch Kunststoffe zu minimieren und gleichzeitig nachhaltige Lösungen zu fördern. Das Verbundprojekt reGIOcycle, initiiert vom Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) und unterstützt durch das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt, beleuchtet am Beispiel der Region Augsburg, welche Schritte erforderlich sind, um eine funktionierende Kreislaufwirtschaft zu etablieren.

Die Produktion, Verwendung und Entsorgung von Kunststoffen hat weitreichende negative Auswirkungen auf die Umwelt, darunter die Freisetzung von CO2-Emissionen und die Erzeugung von Mikroplastik. Besonders To-Go-Verpackungen sind ein wesentlicher Faktor für die Verunreinigung öffentlicher Plätze und führen zu erhöhten Kosten für die Kommunen. Ein zentrales Problem sind die Fehlwürfe im Bioabfall, die durch unsachgemäße Entsorgung von Kunststoffprodukten entstehen und die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben erschweren. Diese Problematik erfordert teure Nachsortierungen, die vermeidbar wären.

In der Publikation „Nachhaltige Kunststoffkreisläufe: regionale Vermeidungs- und Substitutionsstrategien“ werden die Ergebnisse eines Praxistests vorgestellt, der darauf abzielt, Kunststoffe zu reduzieren und die Kreislaufwirtschaft in der Region Augsburg zu fördern. Die Erkenntnisse dieses Projekts können als wertvolle Orientierung für andere Städte dienen, die ähnliche Maßnahmen umsetzen möchten.

Ein zentrales Element des Projekts war die Einführung eines kommunalen Mehrwegbechersystems für Kaltgetränke, das in Verbindung mit der Reduzierung von Fehlwürfen im Bioabfall entwickelt wurde. Dabei wurde großer Wert auf die Verwendung nachhaltiger Materialien gelegt, um die Umweltbelastungen zu verringern. Durch verschiedene Reallabore und ein Bürger-Innovation-Labor wurden die Bürgerinnen und Bürger sowie lokale Akteure aktiv in den Prozess eingebunden, um ihre Bedürfnisse und Ideen in die Umsetzung einfließen zu lassen.

Ein Highlight der Initiative ist der „Augsburger Becher“, ein umweltfreundlicher Mehrwegbecher, der speziell für Kaltgetränke entworfen wurde. Die Testphase hat gezeigt, dass der Becher besonders bei Veranstaltungen gut angenommen wird, während die Nachfrage in der Gastronomie noch ausbaufähig ist. Difu-Projektleiter Maic Verbücheln betont die Wichtigkeit einer aktiveren Bewerbung des Bechers durch die Gastronomie, um die bundesweiten Richtlinien zur Förderung von Mehrwegangeboten besser umzusetzen. Der Erfolg bei Veranstaltungen zeigt jedoch, dass es Potenzial für eine breitere Akzeptanz gibt.

Ein weiterer Aspekt der Studie war die Optimierung der Bioabfallsammlung in Großwohnanlagen. Hierbei spielte die Zusammenarbeit mit Hausmeister:innen, Hausverwaltungen und Bewohner:innen eine entscheidende Rolle. Um die Menge an Fehlwürfen zu verringern, wurden spezielle Küchenabfallsammelbehälter aus neu entwickelten Materialien bereitgestellt. Die Wirksamkeit dieser Maßnahmen konnte durch Messungen vor und nach der Einführung belegt werden. So wurde die signifikante Reduzierung von Fehlwürfen bei der bundesweiten Biotonnen-Challenge sogar mit einem Preis ausgezeichnet.

Das Difu, als führendes Stadtforschungsinstitut im deutschsprachigen Raum, widmet sich seit seiner Gründung im Jahr 1973 der praxisnahen Bearbeitung von Themen, die für Kommunen von Bedeutung sind. Dazu gehören unter anderem Stadtentwicklung, Umweltfragen und kommunale Wirtschaft. Die Erkenntnisse aus dem Projekt reGIOcycle zeigen deutlich, dass ein erfolgreicher Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft nicht nur auf technologische Innovationen, sondern auch auf die aktive Einbindung der Bürgerinnen und Bürger angewiesen ist. Klare Rahmenbedingungen, gezielte Kommunikationsstrategien und langfristige Unterstützung sind unerlässlich, um nachhaltige Mehrwegsysteme in der kommunalen Abfallwirtschaft zu etablieren.

Insgesamt stellt das Projekt reGIOcycle einen vielversprechenden Ansatz dar, um die Herausforderungen der Abfallwirtschaft zu bewältigen und gleichzeitig die Umweltbelastungen zu reduzieren. Die gewonnenen Erkenntnisse sind nicht nur für die Region Augsburg von Bedeutung, sondern bieten auch anderen Kommunen wertvolle Hinweise zur Umsetzung ihrer eigenen Strategien in der Kreislaufwirtschaft.