
Die Stadt Hamburg hat sich ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele gesetzt, die sowohl ökologischen als auch sozialen Herausforderungen begegnen sollen. In diesem Zusammenhang haben Wissenschaftler des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie ein Konzept entwickelt, das den Ansatz der Suffizienzpolitik in die zukünftige Nachhaltigkeitsstrategie der Hansestadt integriert. Dieser Ansatz betont die Notwendigkeit, sowohl den Konsum als auch die Produktion in einem Maße zu gestalten, das langfristig tragfähig ist und die Bedürfnisse sowohl der Umwelt als auch der Gesellschaft berücksichtigt.
Suffizienz, als Konzept, zielt darauf ab, Ressourcen in einem nachhaltigen Rahmen zu nutzen, der die ökologischen Grenzen respektiert und gleichzeitig soziale Gerechtigkeit fördert. Die Autoren des Konzeptpapiers heben hervor, dass Suffizienz nicht lediglich eine individuelle Verantwortung darstellt. Vielmehr erfordert sie tiefgreifende strukturelle Veränderungen sowie politische Rahmenbedingungen, die es allen Stadtbewohner:innen ermöglichen, suffizient zu handeln. Dies ist besonders wichtig für sozial benachteiligte Gruppen, die häufig unter ungerechten strukturellen Bedingungen leiden. Daher verfolgt Suffizienz das Ziel, soziale Gerechtigkeit zu fördern und bestehende Ungleichheiten abzubauen.
Anja Bierwirth, die Leiterin der Abteilung Stadtwandel am Wuppertal Institut und Mitautorin des Konzeptpapiers, betont die Bedeutung einer solchen Strategie: „Wenn Hamburg Suffizienz als integralen Bestandteil seiner Nachhaltigkeitsstrategie etabliert, sendet es ein starkes Signal. Um umweltbewusst und klimaschonend agieren zu können, benötigen die Menschen die richtigen Infrastrukturen und Angebote, die ihnen dies ermöglichen. Daher sehen wir Suffizienz als unerlässlichen Teil einer nachhaltigen Entwicklung in Hamburg an.“
Das Konzeptpapier mit dem Titel „Suffizienzorientierte Nachhaltigkeitsstrategie für Hamburg – Ziele & Indikatoren einer Suffizienzpolitik“ identifiziert vier zentrale Handlungsfelder, die für die Nachhaltigkeit Hamburgs von besonderer Bedeutung sind: Gebäude, Energie, Mobilität sowie Kreislaufwirtschaft und Konsum. Darüber hinaus enthält das Papier konkrete Vorschläge für Indikatoren, die es ermöglichen, den Fortschritt Hamburgs bei der Erreichung der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele zu messen und die gerechte Verteilung von Ressourcen zu gewährleisten.
In ihren Ausführungen verweisen die Wissenschaftler auf zahlreiche Veröffentlichungen des Weltklimarats (IPCC) und weitere wissenschaftliche Studien, die die Dringlichkeit einer suffizienzorientierten Nachhaltigkeitspolitik unterstreichen. Diese Studien zeigen, dass Effizienz- und Konsistenzmaßnahmen allein nicht ausreichen, um die Herausforderungen der Nachhaltigkeit zu bewältigen. Daher empfiehlt das Nachhaltigkeitsforum Hamburg eine grundlegende Neuausrichtung der hiesigen Nachhaltigkeitspolitik, um durch Suffizienz die bestehenden Lücken zu schließen.
Sibylle Duncker, die Leiterin der Geschäftsstelle des Nachhaltigkeitsforums Hamburg, erklärt: „Es ist an der Zeit, dass Hamburg eine Vorreiterrolle einnimmt und eine suffizienzorientierte Politik verfolgt, die sowohl ökologische als auch soziale Gerechtigkeit in den Mittelpunkt stellt. Dies erfordert die Schaffung von strukturellen Rahmenbedingungen, die eine Transformation ermöglichen.“
Die Integration der Suffizienzpolitik in die Hamburger Nachhaltigkeitsstrategie könnte somit nicht nur zur Minderung ökologischer Belastungen, sondern auch zur Verbesserung der sozialen Rahmenbedingungen beitragen. Indem man die Bedürfnisse aller Bürger:innen in den Fokus rückt und soziale Ungleichheiten abbaut, könnte Hamburg ein Beispiel für andere Städte und Regionen werden.
Das vollständige Konzeptpapier mit detaillierten Zielen und Indikatoren ist über die Webseite des Nachhaltigkeitsforums Hamburg zugänglich. Die dort erarbeiteten Ansätze bieten eine wertvolle Grundlage, um Hamburgs Weg zu einer nachhaltigeren und gerechteren Stadt zu gestalten. Die Umsetzung dieser Strategien wird entscheidend dafür sein, ob die Stadt ihre ambitionierten Nachhaltigkeitsziele erreichen kann und welche Rolle sie in der globalen Bewegung für eine gerechte und nachhaltige Zukunft spielen wird.