Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Industrie durch innovative Analysen**

Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Industrie durch innovative Analysen**

Die Optimierung der Arbeitsumgebung für Beschäftigte in der Industrie hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Forscher des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik (IBP) haben ein neues Analyse-Konzept entwickelt, dessen Ziel es ist, die Arbeitsbedingungen in Produktionsumgebungen zu verbessern. Dieses Konzept kombiniert objektive Messungen von Faktoren wie Temperatur, Luftqualität, Beleuchtung und Lärm mit den subjektiven Eindrücken der Mitarbeitenden. Die Idee dahinter ist, ein angenehmeres Arbeitsklima zu schaffen, das nicht nur das Wohlbefinden der Angestellten fördert, sondern auch deren Effizienz und Produktivität steigern kann.

Die Herausforderungen, die in einer industriellen Umgebung bestehen, unterscheiden sich erheblich von jenen in Büros. In Fabrikhallen sind Mitarbeitende oft unterschiedlichen Belastungen ausgesetzt, darunter Lärm, Zugluft, Rauch, Staub und chemische Dämpfe. Diese Faktoren können das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit der Angestellten erheblich beeinträchtigen. Die Initiative OPTIMA PRO, die für „Optimized Performance in Temperature, Illumination, Movement, Acoustics and Air Quality @ Production Workplaces“ steht, zielt darauf ab, diese Probleme zu adressieren. Die Forscher an den Standorten Stuttgart und Valley bei München haben ein System entwickelt, das objektive Messdaten mit den subjektiven Bewertungen der Mitarbeitenden kombiniert.

Die Mitarbeitenden werden dazu befragt, wie sie das Raumklima empfinden, ob sie sich durch Geräusche gestört fühlen oder ob die Beleuchtung angenehm ist. Die Kombination dieser Daten liefert ein umfassendes Bild der Arbeitsbedingungen und ermöglicht es Unternehmen, gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der Raumqualität zu ergreifen. Dies ist besonders wertvoll für Unternehmen, die neue Produktionsstätten planen oder bestehende Arbeitsplätze optimieren möchten, um die Gesundheit und Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeitenden zu fördern.

Ein weiterer Aspekt der industriellen Arbeitsumgebung ist deren Komplexität. Sabine Giglmeier, Leiterin des Innovationsmanagements am Fraunhofer IBP, weist darauf hin, dass die Bedingungen in einer Fabrikhalle sehr variabel sind. Maschinen werden ein- oder ausgeschaltet, und Türen öffnen sich, was plötzliche Temperaturwechsel verursacht. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, haben die Forscher einen Ansatz entwickelt, der eine differenzierte Messmethodik mit persönlichen Befragungen kombiniert. Dr. Maria Zaglauer, Chief Scientist und Projektleiterin am Fraunhofer IBP, betont, dass bestehende Messkonzepte nicht ausreichen, um die komplexen Bedingungen in einer Produktionsumgebung zu erfassen.

Im Rahmen des Projekts „Work-BW: Gesunde, produktive und energieeffiziente Industriearbeitsplätze“ wird das Messsystem DressMAN weiterentwickelt. Ursprünglich zur Analyse des thermischen Komforts in Fahrzeugkabinen konzipiert, wird DressMAN nun zu DressMAN360° erweitert. Michael Visser, Senior Scientist am Fraunhofer IBP, erklärt, dass das System mit etwa 30 Sensoren ausgestattet wird, die in einem speziellen Anzug oder an einer Messpuppe platziert sind. Diese neue Version wird zusätzlich mit Mikrofonen und Kameras versehen, um ein multimodales Messsystem zu schaffen, das alle relevanten Umgebungsdaten erfasst und gleichzeitig das Feedback der Nutzer berücksichtigt.

Die Fraunhofer-Technologie ermöglicht es, die komplexen Wechselwirkungen zwischen den Arbeitsbedingungen und dem subjektiven Empfinden der Mitarbeitenden zu verstehen. Ein Beispiel dafür ist das ständige Rauschen von Lüftungsanlagen, das als störend empfunden werden kann. Wenn diese Anlagen jedoch abgeschaltet werden, können andere, möglicherweise noch störendere Geräusche hörbar werden. Darüber hinaus kann die Raumtemperatur subjektiv als angenehmer empfunden werden, wenn das Licht in einer wärmeren Farbtemperatur eingestellt ist.

Die Systeme DressMAN360° und OPTIMA PRO bieten Unternehmen wertvolle Werkzeuge, um bestehende Arbeitsplätze zu evaluieren und die Herausforderungen in der Produktion an die Anforderungen des betrieblichen Gesundheitsmanagements anzupassen. Eine verbesserte Raumqualität, egal ob in der Produktion oder im Büro, kann nicht nur die Belastung der Mitarbeitenden reduzieren, sondern auch die Fehlzeiten durch Krankheit verringern. Dies könnte dazu beitragen, die Attraktivität physisch anspruchsvoller Berufe in der Industrie zu steigern und Fachkräfte langfristig zu binden.