Anpassung des Gesundheitssystems an die Herausforderungen des Klimawandels**

Anpassung des Gesundheitssystems an die Herausforderungen des Klimawandels**

Der Klimawandel stellt eine der größten Bedrohungen für die öffentliche Gesundheit dar, insbesondere in Deutschland, wo extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen und Starkregen immer häufiger auftreten. Diese Entwicklungen haben sowohl unmittelbare als auch langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung. Vor allem vulnerable Gruppen wie ältere Menschen, chronisch Kranke und Kinder sind besonders gefährdet. Das Gesundheitssystem ist jedoch bislang nicht ausreichend auf diese neuen Herausforderungen vorbereitet. Um dem entgegenzuwirken, wurde das Forschungsprojekt „AdaptNet“ ins Leben gerufen, das von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) in Zusammenarbeit mit mehreren Partnern durchgeführt wird.

Das Hauptziel von AdaptNet besteht darin, die hausärztliche und fachärztliche Versorgung in Deutschland systematisch an die Folgen des Klimawandels anzupassen. Dabei wurde eine umfassende „Klima-Toolbox“ entwickelt, die in Arztpraxen einfach implementiert werden kann. Diese Toolbox enthält unter anderem Checklisten für den Umgang mit extremen Wetterereignissen, sowie Informationsmaterialien für Patientinnen und Patienten. Dies ist besonders wichtig, da die zunehmenden klimabedingten Gesundheitsrisiken neue Anforderungen an die medizinische Versorgung stellen.

Die medizinische Gemeinschaft sieht sich vor der Herausforderung, klimabedingte Krankheitsbilder zu erkennen, zu behandeln und präventive Maßnahmen zu ergreifen. Bisher fehlen jedoch systematische Kenntnisse und konkrete Handlungsempfehlungen, die notwendig sind, um diesen neuen Anforderungen gerecht zu werden. Diese Lücke soll durch das Projekt „AdaptNet“ geschlossen werden. Es ist eine Kooperation zwischen der FAU, der Universität Augsburg, dem Heidelberg Institute of Global Health (HIGH), dem Gesundheitsnetz QuE Nürnberg und der AOK Bayern. Mit einer Förderung von rund 1,2 Millionen Euro durch den Gemeinsamen Bundesausschuss befasst sich das Projekt mit der Frage, wie sich Arztpraxen medizinisch, organisatorisch und in der Zusammenarbeit mit anderen Akteuren des Gesundheitswesens auf die Folgen des Klimawandels einstellen können.

Ein zentrales Anliegen des Projekts ist die Entwicklung von Anpassungsstrategien, die nahtlos in den Praxisalltag integriert werden können. Dr. Susann Hueber, die Leiterin des Forschungsbereichs am Lehrstuhl für Allgemeinmedizin der FAU, hebt hervor, dass Medikamente wie Insulin besonders empfindlich auf Temperaturveränderungen reagieren. Zudem können Blutdruckmedikamente in den Sommermonaten angepasst werden müssen. Die Zunahme von Starkregen und Überschwemmungen erfordert die Erstellung von Notfallplänen, um die Infrastruktur der Praxen zu sichern.

Im Rahmen des Projekts wurden die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels in der Region Nürnberg, als Beispiel für ein städtisches Ballungsgebiet, eingehend analysiert. Hierbei wurden AOK-Daten genutzt, um klimawandelbedingte Veränderungen und die voraussichtliche Häufigkeit bestimmter Erkrankungen zu prognostizieren. Basierend auf diesen Erkenntnissen wurden konkrete Anpassungsmaßnahmen für die medizinische Versorgung abgeleitet.

Die resultierende Klima-Toolbox bietet eine Vielzahl von Ressourcen für Arztpraxen. Sie umfasst unter anderem eine Online-Schulung, die Grundlagen und praxisrelevantes Wissen zum Thema Klimawandel und Gesundheit vermittelt. Des Weiteren beinhaltet die Toolbox praktische Checklisten für den Umgang mit Extremwetterereignissen sowie Informationsmaterialien, die individuell angepasst werden können. Dazu gehören auch Poster und Flyer zu Themen wie Hitze und UV-Strahlung, die in Wartezimmern ausgelegt werden können.

Die Klima-Toolbox wurde in enger Zusammenarbeit mit Haus- und Facharztpraxen aus dem Gesundheitsnetz QuE Nürnberg entwickelt und getestet. Erste Rückmeldungen zeigen, dass die Materialien gut nutzbar sind und vielfältig eingesetzt werden können. Die Evaluation des Projekts, die an der FAU koordiniert wird, bestätigt die positive Resonanz.

Zum Abschluss des AdaptNet-Projekts, das im Dezember 2025 endet, wird ein Transferleitfaden erstellt, der Ärzten in anderen Städten wie Hamburg, Köln oder München helfen soll, die Klima-Toolbox zur Prävention und Behandlung klimabedingter Gesundheitsrisiken zu nutzen. Interessierte Arztpraxen können sich für weitere Informationen direkt an das Projektteam wenden.

Die Klima-Toolbox ist ein wichtiger Schritt, um das Gesundheitssystem auf die Herausforderungen des Klimawandels vorzubereiten und die Resilienz der medizinischen Versorgung zu stärken.