Folgen der Meereserwärmung auf die Fortpflanzung weiblicher Engelhaie**

Folgen der Meereserwärmung auf die Fortpflanzung weiblicher Engelhaie**

Die fortschreitende Erwärmung der Ozeane hat schwerwiegende Auswirkungen auf die Fortpflanzung der Engelhaie, einer gefährdeten Haiart, die vor allem in den Gewässern rund um die Kanarischen Inseln vorkommt. Eine neue Studie, die im renommierten Fachjournal „Global Change Biology“ veröffentlicht wurde, beleuchtet, wie steigende Wassertemperaturen das Fortpflanzungsverhalten der weiblichen Engelhaie beeinflussen und welche potenziellen Folgen dies für die Art hat.

Die Forschung wurde von Wissenschaftlern der Lancaster University und dem Angel Shark Project: Canary Islands in Zusammenarbeit mit dem Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB) sowie der Universität Las Palmas de Gran Canaria und der Zoological Society of London durchgeführt. Die Forscher verwendeten akustische Sender, um das Verhalten der Engelhaie (Squatina squatina) zu beobachten und ihre Daten mit verschiedenen Umweltparametern zu verknüpfen. Ein zentrales Ergebnis der Studie zeigt, dass steigende Wassertemperaturen das Fortpflanzungsverhalten der weiblichen Engelhaie erheblich stören.

Die Ergebnisse waren besonders alarmierend im Jahr 2022, als die Ozeane außergewöhnlich hohe Temperaturen aufwiesen. In dieser Zeit blieben die weiblichen Engelhaie fast vollständig aus dem La Graciosa Meeresreservat, einem der zentralen Fortpflanzungsgebiete der Art, verschwunden. Während diese Region normalerweise ein wichtiger Ort für die Fortpflanzung der Engelhaie ist, führte die Temperatur von über 23,8 °C dazu, dass die Weibchen ihr Fortpflanzungsverhalten änderten und kühlere Gewässer aufsuchten. Im Gegensatz dazu kehrten die Männchen wie gewohnt zurück, um sich fortzupflanzen, was zu einem Ungleichgewicht in der Fortpflanzung führte.

Dr. David Jacoby, einer der Hauptautoren der Studie, verdeutlicht die Tragweite dieser Entdeckungen. Er beschreibt die extremen Temperaturen als „Waldbrände unter Wasser“, die gravierende und noch schwer abzuschätzende Folgen für marine Lebensformen haben könnten. Weibliche Engelhaie scheinen deutlich empfindlicher auf Temperaturveränderungen zu reagieren als ihre männlichen Artgenossen. Während die Männchen auch unter extremen Bedingungen an ihrem Fortpflanzungsverhalten festhalten, vermeiden die Weibchen die traditionellen Laichgebiete, wenn die Wassertemperaturen zu hoch sind.

Die Kanarischen Inseln stellen den südlichsten Verbreitungsraum der Engelhaie dar, und die dortige Population ist von besonderer Bedeutung für den Erhalt dieser vom Aussterben bedrohten Art. Die fortdauernde Erwärmung der Meere könnte jedoch dazu führen, dass wichtige Fortpflanzungsgebiete für die Weibchen unbewohnbar werden. Diese Erkenntnis wirft ernsthafte Fragen über die zukünftige Bestandsentwicklung der Engelhaie auf.

Zwischen 2018 und 2023 untersuchten die Wissenschaftler über 100 individuelle Engelhaie und konnten signifikante Veränderungen in ihrem Verhalten dokumentieren. Vor 2022 war die Anwesenheit beider Geschlechter in den Monaten November und Dezember stets hoch, doch im Jahr 2022 war die Zahl der weiblichen Engelhaie durchgehend niedrig. Dies deutet darauf hin, dass 22,5 °C eine kritische Temperaturobergrenze für die Weibchen darstellen könnte, die für eine erfolgreiche Fortpflanzung erforderlich sind.

Die Fortpflanzung ist für weibliche Engelhaie äußerst energieintensiv, und um ihre Stoffwechselprozesse stabil zu halten, sind sie auf bestimmte Temperaturbereiche angewiesen. Dr. Lucy Mead, eine der Forscherinnen, betont, dass die unterschiedlichen Reaktionen der Geschlechter auf Temperaturveränderungen besorgniserregend sind. Während die Männchen auch unter ungünstigen Bedingungen die Fortpflanzung priorisieren, scheinen die Weibchen stärker auf Temperaturveränderungen zu reagieren.

Die Ergebnisse dieser Studie unterstreichen die Notwendigkeit eines langfristigen Monitorings sensibler mariner Lebensräume, wie sie rund um die Kanarischen Inseln vorkommen. Dr. Eva Meyers, Mitinitiatorin des Angel Shark Projects, hebt hervor, wie wichtig der Schutz dieser Gewässer ist, da sie einen der letzten Rückzugsorte für Engelhaie darstellen. Der anthropogene Klimawandel zeigt bereits jetzt signifikante Auswirkungen auf die marine Biodiversität und stellt eine ernsthafte Bedrohung für die Zukunft vieler Arten dar.

Insgesamt verdeutlicht die Studie, dass die Veränderungen in den Ozeanen durch den Klimawandel nicht nur Auswirkungen auf terrestrische