
Die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in die Hochschulbildung ist ein Thema von wachsender Bedeutung. Eine Langzeitstudie der Hochschule Macromedia untersucht, wie KI sowohl von Lehrenden als auch von Studierenden im akademischen Umfeld genutzt wird. Die Ergebnisse offenbaren sowohl Potenziale als auch Herausforderungen, die mit dem Einsatz dieser Technologien verbunden sind.
Wachsender Einsatz von KI in der Lehre
Die Studie zeigt, dass der Einsatz von generativer KI im Lehralltag inzwischen weit verbreitet ist. Etwa 85 % der Lehrenden nutzen KI-Tools regelmäßig, wobei 38 % diese sogar täglich einsetzen. Die Anwendungen reichen von Textanalysen über Übersetzungen bis hin zu Korrekturen und Bildgenerierungen. Trotz der hohen Nutzung bleibt die wahrgenommene Zeitersparnis der Lehrenden jedoch unverändert. Nur eine Minderheit glaubt, dass sie durch den Einsatz von KI mehr als zwei Stunden Arbeitszeit pro Woche einsparen kann. Diese Ergebnisse zeigen, dass die erhoffte Effizienzsteigerung bislang ausbleibt, auch wenn die Technologien sich weiterentwickeln.
Vertrauen versus Bedenken
Obwohl die Mehrheit der Lehrenden der Qualität von KI-generierten Ergebnissen vertraut, äußern sie Bedenken hinsichtlich der Herkunft dieser Ergebnisse und die Themen Datenschutz sowie Privatsphäre. Ein zentrales Anliegen ist zudem der Wunsch nach klaren Richtlinien und mehr Transparenz im Umgang mit KI. Die Dekanin der Fakultät für Business, Technologie und Design, Prof. Dr. Anna-Luisa Stöber, hebt hervor, dass die Studie wertvolle Hinweise für die zukünftige Integration von KI in die Lehre bietet.
Studierende: Pragmatismus und kritische Haltung
Auch unter den Studierenden ist der Einsatz von KI gestiegen. Während 2023 nur 81,4 % der Studierenden angaben, Erfahrungen mit KI gemacht zu haben, sind es 2025 bereits 95,5 %. Viele Studierende setzen KI-Tools regelmäßig für Recherche, kreative Inspiration und die Strukturierung von Aufgaben ein. Dabei ist die wahrgenommene Zeitersparnis durch den Einsatz von KI deutlich gestiegen. So berichten 50 % der Studierenden, dass sie wöchentlich zwischen 1 und 5 Stunden durch KI sparen, was einen Anstieg im Vergleich zu 2023 darstellt.
Jedoch wünschen sich die Studierenden nicht nur Effizienz, sondern auch eine durchdachte Integration von KI in den Lehrbetrieb. Sie fordern klare Leitlinien für den Einsatz von KI, insbesondere in Prüfungen und Abschlussarbeiten, und wünschen sich praxisorientierte Workshops sowie Unterstützung beim Umgang mit diesen Technologien.
Präferenz für hybride Lehrmodelle
Ein bemerkenswertes Ergebnis der Studie ist, dass 62 % der Studierenden eine Kombination aus menschlichem Unterricht und KI-Unterstützung bevorzugen. Eine rein KI-gesteuerte Lehre lehnen 84 % ab, was die Bedeutung zwischenmenschlicher Interaktion im Bildungsprozess unterstreicht. Die Studienrichtung hat dabei einen Einfluss auf die Präferenzen: Studierende im Managementbereich befürworten den Einsatz von KI häufiger als ihre Kommilitonen im Designbereich.
Karrierechancen in der KI-Ära
Die Untersuchung zeigt, dass die Studierenden Künstliche Intelligenz als Schlüsselkompetenz für die Zukunft ansehen. 72 % der Befragten glauben, dass KI ihre beruflichen Tätigkeiten effizienter gestalten wird, während fast die Hälfte diese Technologien als Karrierechance sieht. Gleichzeitig gibt es jedoch auch Bedenken: 47 % der Studierenden fürchten, dass KI ihre Fähigkeiten entwerten könnte, und über 45 % fühlen sich nicht ausreichend auf den Umgang mit KI in der Berufswelt vorbereitet.
Fazit: Die Notwendigkeit für klare Rahmenbedingungen
Die Ergebnisse dieser Langzeitstudie machen deutlich, dass Hochschulen gefordert sind, ein verantwortungsvolles und reflektiertes Umfeld für den Einsatz von KI zu schaffen. Sowohl Lehrende als auch Studierende sind sich einig, dass KI zwar wertvolle Möglichkeiten bietet, jedoch klare Regeln, Transparenz und eine fundierte didaktische Integration notwendig sind. Nur so kann das volle Potenzial der Künstlichen Intelligenz in der Hochschulbildung ausgeschöpft werden, ohne dass die Qualität der Lehre leidet. Es liegt an den Bildungseinrichtungen, diese Herausforderungen aktiv anzugehen und die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen, um sowohl Lehrende als auch Studierende auf die zukünftigen Anforderungen der digitalen Welt vorzubereiten.