Nikotinbelastung in den Gewässern Berlins: Eine umfassende Untersuchung**

Nikotinbelastung in den Gewässern Berlins: Eine umfassende Untersuchung**

In einer aktuellen Studie des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) wurde die Nikotinkonzentration in verschiedenen Gewässern Berlins analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass Nikotin in allen Wasserproben nachgewiesen wurde, mit Konzentrationen, die von 7 bis etwa 1.500 Nanogramm pro Liter variieren. Diese Schwankungen hängen stark mit den Wetterbedingungen und der Infrastruktur zur Abwasserentsorgung zusammen. Insbesondere nach starken Regenfällen stiegen die Werte in Kanälen erheblich an, was auf die Einleitungen aus der Kanalisation und den Abfluss von Regenwasser zurückzuführen ist.

Im Sommer 2019 sammelte das Forschungsteam insgesamt 56 Wasserproben aus einer Vielzahl von Gewässern, darunter Seen, Teiche, Flüsse und Kanäle in Berlin. Die durchschnittliche Nikotinkonzentration lag bei 73 Nanogramm pro Liter, wobei der Hauptanteil des Nikotins auf unsachgemäß entsorgte Zigarettenkippen zurückzuführen ist. Diese Kippen sind seit dem Verbot der Verwendung von Nikotin als Insektizid in der EU in den 1980er Jahren zur Hauptquelle für Nikotin in der Umwelt geworden. Eine Studie aus dem Jahr 2022 zeigt, dass zwischen 76 und 90 Prozent aller Zigaretten nicht ordnungsgemäß entsorgt werden, was sie zum häufigsten Müll in städtischen Gebieten macht.

Der Niederschlag spielt eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung von Nikotin in den Gewässern. Dr. Markus Venohr, der die Studie leitete, erläutert, dass das Regenwasser Nikotin aus den Zigarettenkippen auswäscht. Bereits nach 30 Minuten sind etwa 50 Prozent des Nikotins im Regenwasser gelöst. Starkregenereignisse können die Nikotinkonzentrationen in Kanälen um das bis zu 16-fache erhöhen, was auf das sogenannte „First-Flush-Ereignis“ zurückzuführen ist. Dabei sammeln sich Zigarettenkippen und andere Verunreinigungen bei Trockenheit und gelangen dann bei den ersten Regenfällen in die Gewässer.

Die Studie weist auch darauf hin, dass die Nikotinkonzentrationen in Gewässern, die an die Kanalisation angeschlossen sind, tendenziell höher sind. Dies gilt insbesondere für Oberflächengewässer, die Regenwassereinleitungen aus einer Trennkanalisation oder Mischwasserkanalisation erhalten. Die Werte in diesen Gewässern waren im Durchschnitt doppelt so hoch wie in Gewässern ohne solche Einleitungen. Ein weiterer interessanter Befund war, dass die Nikotinkonzentration in den Gewässern auch mit der Bevölkerungsdichte ansteigt. In urbanen Gebieten, besonders in der Nähe von Verkehrshaltestellen und Erholungsgebieten, wurden höhere Konzentrationen festgestellt.

Obwohl die gemessenen Nikotinkonzentrationen für die meisten aquatischen Organismen als unbedenklich gelten, besteht dennoch Anlass zur Vorsicht, insbesondere nach Starkregen. Die Werte in den Berliner Gewässern lagen in einigen Fällen über den als unbedenklich geltenden Konzentrationen für aquatische Lebewesen. Während tödliche Werte für verschiedene Fischarten zwischen 2.210 und 8.450 Nanogramm pro Liter liegen, liegt der PNEC-Wert für Kleinstorganismen wie Wasserflöhe bereits bei 100 Nanogramm pro Liter.

Die Forschungsergebnisse aus anderen Städten, wie Madrid, zeigen teilweise deutlich höhere Nikotinkonzentrationen. Dr. Venohr warnt davor, die Situation in Berlin zu verharmlosen, da der anhaltende Rückgang des Wasserstands in den Gewässern und die zunehmenden Starkregenereignisse auch hier zu einem Problem werden könnten. Zigarettenkippen setzen nicht nur Nikotin, sondern auch eine Vielzahl anderer potenziell schädlicher Chemikalien frei, die zusammen erhebliche ökologische Auswirkungen haben können.

Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse der Studie, dass Nikotin eine signifikante Umweltbelastung in den Gewässern Berlins darstellt. Es ist wichtig, die Auswirkungen dieser Kontamination auf die aquatischen Ökosysteme weiter zu untersuchen und geeignete Maßnahmen zur Reduktion der Nikotinbelastung zu entwickeln.