
Nordrhein-Westfalen (NRW) hat eine lange Tradition im Umgang mit Strukturwandelprozessen. Angesichts der aktuellen Herausforderungen, die durch globale Krisen, instabile Lieferketten und den Bedarf an ökologischer Transformation entstehen, ist jedoch ein neuer, dynamischer Ansatz erforderlich. Um sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Trends gerecht zu werden, ist eine transformative Strukturpolitik gefragt, die insbesondere auf regionaler Ebene greift. In diesem Kontext präsentieren Forscher des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie, der Neuen Effizienz und der HafenCity Universität Hamburg ein praxisorientiertes Konzept, das den Weg für einen sozial-ökologischen Wandel in NRW ebnen soll.
Die Unternehmen in NRW sehen sich gegenwärtig mit komplexen Herausforderungen konfrontiert. Sie müssen ihre Geschäftsmodelle an neue Marktbedingungen anpassen und gleichzeitig ihre Produktionsmethoden nachhaltig gestalten. Diese vielschichtigen Anforderungen erfordern eine resiliente und nachhaltige Wirtschaft. Doch ohne klare politische Vorgaben und praktische Unterstützung bleibt der notwendige Wandel oft aus. Die zentrale Fragestellung ist daher, wie eine Strukturpolitik aussehen kann, die Unternehmen in ihrer Transformation unterstützt und gleichzeitig wirtschaftliche Stabilität mit ökologischer und sozialer Verantwortung vereint. Die Bereitschaft der Akteure zur Veränderung ist da, und NRW bietet ein dynamisches Innovationsumfeld, das als Grundlage für eine transformative Strukturpolitik dienen kann. Mit gezielten Impulsen können Unternehmen ihre Vorreiterrolle im Bereich Klimaschutz und Umweltwirtschaft weiter ausbauen.
Wie Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, Präsident des Wuppertal Instituts, betont, ist die Einbeziehung verschiedener Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft unerlässlich. Nur durch eine gemeinschaftliche Initiative kann der notwendige Wandel aktiv gestaltet werden. Das Projekt TSP.NRW, das die genannten Institute ins Leben gerufen haben, bietet eine praxisorientierte Vision für eine zukunftsfähige Strukturpolitik in den Wirtschaftsregionen NRWs. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren wurden konkrete Empfehlungen entwickelt, um eine nachhaltige Transformation in den neun Wirtschaftsregionen sowie im Rheinischen Revier zu ermöglichen.
Der Abschlussbericht des Projekts enthält eine flexible Umsetzungsstrategie und einen „Werkzeugkasten“ für transformative Strukturpolitik. Dieser dient als Blaupause zur Integration in regionale Entwicklungsstrategien. Zu den Methoden des Werkzeugkastens gehört die Zukunftswerkstatt, in der Menschen gemeinsam kreative Zukunftsvisionen entwickeln und konkrete Transformationspfade entwerfen. Die Ergebnisse des TSP.NRW-Projekts bieten wertvolle Anhaltspunkte für politische Entscheidungsträger auf regionaler und Landesebene, um Transformation und Strukturpolitik zusammenzudenken. Zudem stellt der Werkzeugkasten regionale Verwaltungen und Praxispartner mit Methoden zur Verfügung, um eigene Transformationsstrategien zu entwickeln und umzusetzen.
Ein zentrales Ergebnis des Projekts zeigt, dass bürokratische Hürden und fehlende Planungssicherheit die größten Hemmnisse für den Wandel darstellen. Komplexe Förderbedingungen und unsichere Investitionsentscheidungen bremsen die Transformation zusätzlich. Dr.-Ing. Jan Bitter-Krahe, Co-Leiter des Forschungsbereichs Zirkulärer Wandel am Wuppertal Institut, hebt hervor, dass transformative Strukturpolitik über die klassische Förderung zukunftsfähiger Wirtschaftsbereiche hinausgehen muss. Ein kooperativer Prozess, der allen Akteuren gleichberechtigte Teilhabe am Wandel ermöglicht, ist von entscheidender Bedeutung.
Kooperationen zwischen Unternehmen, Hochschulen und zivilgesellschaftlichen Organisationen sind entscheidend für die Umsetzung innovativer Ideen und stärken die Resilienz von NRW gegenüber künftigen Herausforderungen. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Förderung von Unternehmen, die den Austausch und die Umsetzung neuer Ideen unterstützen, insbesondere in der Umweltbranche. Wirtschaftsförderungen, Innovationsagenturen und zivilgesellschaftliche Initiativen tragen ebenfalls zur Vernetzung und zum Wissensaustausch bei.
Das Konzept, das aus der Zusammenarbeit des Wuppertal Instituts, der Neuen Effizienz und der HafenCity Universität Hamburg hervorgeht, bildet die Grundlage für eine transformative Strukturpolitik, die Kooperation fördert und bürokratische Barrieren abbaut. Damit wird ein erfolgreicher sozial-ökologischer Wandel in Nordrhein-Westfalen möglich.