
Eine neue wissenschaftliche Untersuchung hebt die Bedeutung des im Jahr 2022 verabschiedeten „Globalen Biodiversitätsrahmens von Kunming-Montreal“ hervor, der den Schutz der biologischen Vielfalt in marinen Ökosystemen vorantreibt. Laut der Studie, die im Fachblatt „Frontiers in Ecology and the Environment“ veröffentlicht wurde, stellen die neuen Biodiversitätsziele eine signifikante Verbesserung im Vergleich zu den vorherigen Aichi-Zielen dar, die 2010 ins Leben gerufen wurden. Ein internationales Forscherteam, angeführt von Dr. Jan-Claas Dajka vom Helmholtz-Institut für Funktionelle Marine Biodiversität an der Universität Oldenburg, kommt zu dem Schluss, dass die neuen Vorgaben gut geeignet sind, um die marine Biodiversität umfassend zu schützen.
Der Kunming-Montreal-Vertrag wurde 2022 von zahlreichen Ländern unterzeichnet und sieht vor, dass bis zum Jahr 2030 30 Prozent der globalen Land- und Meeresflächen unter Schutz gestellt werden. Diese Zielsetzung wird als entscheidend erachtet, um den vielfältigen Herausforderungen im Bereich des Naturschutzes zu begegnen. Die Wissenschaftler argumentieren, dass die neuen Ziele messbar und wissenschaftlich fundiert sind, was ein wesentlicher Fortschritt im Vergleich zu den Aichi-Zielen darstellt, die als unzureichend beschrieben wurden, da sie oft nicht konkret überprüfbar waren.
Ein zentrales Problem des Naturschutzes ist, dass es kein einheitliches Ziel wie das 1,5-Grad-Ziel beim Klimaschutz gibt, um die gesamte biologische Vielfalt zu schützen. Die Biodiversität umfasst verschiedene Ebenen, angefangen bei genetischen Informationen über Arten bis hin zu gesamten Ökosystemen. Dr. Dajka betont, dass die Komplexität der biologischen Vielfalt eine differenzierte Herangehensweise erfordert. Die Aichi-Ziele hatten Schwierigkeiten, weil sie oft nicht messbare Vorgaben beinhalteten. Im Gegensatz dazu bieten die Ziele des Kunming-Montreal-Vertrags einen klaren und wissenschaftlich fundierten Rahmen, an dem sich nationale Politiken orientieren können.
Die Forscher führten eine systematische Analyse der Literatur durch, um die Indikatoren zu identifizieren, die sowohl von der Wissenschaft als auch von der politischen Ebene verwendet werden, um Veränderungen in der marinen Biodiversität zu überwachen. Sie stellten fest, dass sich beide Bereiche auf sechs wesentliche Klassen von Biodiversitätsvariablen konzentrieren. Diese beinhalten unter anderem die räumliche Verbreitung von Arten, genetische Diversität innerhalb einer Art und die Struktur von Ökosystemen. Diese Variablen zusammen ermöglichen einen umfassenden Blick auf die verschiedenen Aspekte der biologischen Vielfalt.
Die Studie hebt hervor, dass eine umfassende Betrachtung der Biodiversität notwendig ist, um sicherzustellen, dass keine Dimension übersehen wird. Die Forscher warnen jedoch, dass sekundäre Indikatoren wie die Größe geschützter Flächen nicht überbewertet werden sollten. Beispielsweise ist es positiv, wenn große Flächen von Korallenriffen unter Schutz stehen, doch wenn diese Flächen lediglich eine Art beherbergen, bleibt das Ökosystem anfällig. Die Wissenschaftler plädieren dafür, die klassischen Indikatoren wie Artenvielfalt und genetische Variation weiterhin als entscheidend zu betrachten, um tatsächliche Fortschritte im Naturschutz zu erzielen.
Die Ergebnisse der Studie können als Argumentationshilfe für politische Institutionen dienen, die den Kunming-Montreal-Vertrag auf nationaler Ebene umsetzen. Dr. Dajka betont, dass die Skepsis gegenüber den Zielen des Abkommens oft unbegründet ist. Die Empfehlungen der Forscher an die Regierungen bestehen darin, den Fokus darauf zu legen, die Vorgaben in praktikable Indikatoren zu übertragen und wissenschaftlich fundierte Maßnahmen zu implementieren.
Insgesamt zeigt die Studie, dass die internationale Gemeinschaft mit dem Kunming-Montreal-Vertrag einen wichtigen Schritt in Richtung eines effektiveren Schutzes der biologischen Vielfalt in marinen Ökosystemen unternommen hat. Die Herausforderung besteht nun darin, diese Ziele erfolgreich in nationale Strategien zu integrieren und konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um den Schutz der Ozeane und ihrer einzigartigen Lebensräume zu gewährleisten.