
Eine interdisziplinäre Forschungsgruppe, bestehend aus Wissenschaftlern der Freien Universität Berlin und des Max-Planck-Instituts für Meteorologie, hat herausgefunden, wie im Tibesti-Gebirge, einem der höchsten Gebirgen in der Sahara, vor etwa 9500 Jahren tiefe Kraterseen entstanden sind und über einen Zeitraum von mehr als 5000 Jahren existierten. Diese Ergebnisse, die kürzlich in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ veröffentlicht wurden, liefern wertvolle Einblicke in die klimatischen Bedingungen und hydrographischen Veränderungen während der Nordafrikanischen Feuchtphase.
Die Sahara, die heute als größte Trockenwüste der Welt bekannt ist, war in der Vergangenheit deutlich grüner. Archäologische Funde und Überreste ehemaliger Seen und Flüsse belegen diese Veränderungen in der Landschaft. Der deutsche Forscher Gustav Nachtigal war 1869 der erste europäische Wissenschaftler, der in den hohen Lagen des Tibesti, in etwa 2500 Metern Höhe, auf einen tiefen Krater stieß, der als „Natrongrube“ bekannt ist. In den letzten Jahren hat Stefan Kröpelin von der Universität zu Köln geologische Untersuchungen in der Region initiiert, insbesondere im Trou au Natron im Norden und im Era Kohor Krater im Süden des Emi Koussi, dem höchsten Berg der Sahara.
Die Forschungsteams haben unter extremen Bedingungen Seesedimente aus diesen schwer zugänglichen Kratern entnommen, nach Deutschland transportiert und dort im Physikalischen Geographie-Labor der Freien Universität analysiert. Dr. Philipp Hoelzmann, Geograph an der Freien Universität und einer der Hauptautoren der Studie, hebt hervor, dass das Studium dieser Sedimentproben eine hervorragende Gelegenheit bot, die zeitliche Entwicklung und die Dynamik der nicht mehr existierenden Seen zu entschlüsseln.
Ein wichtiger Bestandteil der Untersuchung war die Durchführung regionaler Paläoklimasimulationen am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg. Diese Simulationen, die eine sehr hohe räumliche Auflösung von etwa 5 km hatten, konzentrierten sich auf den Zeitraum vor 7000 Jahren. Martin Claussen, der Leiter der Modellierungsgruppe am Institut, erklärte, dass es erstmals gelungen sei, die komplexe Geografie und die Niederschlagsdynamik im Tibesti innerhalb eines Klimamodells zu erfassen.
Zusätzlich wurde eine Geländeanalyse der beiden Krater mithilfe von Fernerkundung und geografischen Informationssystemen durchgeführt, um die Wasserversorgung des Systems zu bewerten und ein numerisches Modell des Wasserhaushalts zu entwickeln. Diese innovative Kombination aus Proxydaten, Fernerkundung, Schätzungen des Wasserhaushalts und hochauflösenden Klimasimulationen hat gezeigt, dass das Tibesti-Gebirge vor etwa 7000 Jahren einen bedeutend höheren Niederschlag erhielt als die umliegenden Ebenen.
Überraschenderweise stellte die Studie fest, dass die feuchten Luftmassen, die für den Niederschlag verantwortlich waren, nicht durch den damals stärkeren westafrikanischen Monsun aus dem Süden, sondern durch nordöstliche Winde aus dem Mittelmeerraum herangeführt wurden. Diese Luftmassen regneten aufgrund der starken orografischen Hebung des Tibesti-Gebirges ab und füllten die Kraterseen.
Die Ergebnisse dieser Forschung verdeutlichen die Bedeutung hochauflösender Paläoklimasimulationen, um hydrologische Veränderungen in einem sich erwärmenden Klima angemessen zu erfassen. Diese Erkenntnisse sind nicht nur für das Verständnis der Vergangenheit der Sahara von Bedeutung, sondern auch für zukünftige klimatische Entwicklungen in der Region und darüber hinaus.
Die umfassende Untersuchung und die bahnbrechenden Ergebnisse der interdisziplinären Forschungsgruppe tragen dazu bei, unser Wissen über die komplexen klimatischen Prozesse und die historischen Veränderungen in der Sahara zu erweitern. Wissenschaftler wie Dr. Philipp Hoelzmann und Martin Claussen stehen für weitere Informationen zur Verfügung, um die Relevanz dieser Entdeckungen weiter zu diskutieren und zu vertiefen.