
Eine aktuelle Studie hat aufgedeckt, dass Störungen in Wäldern weltweit signifikante Veränderungen in der Altersstruktur der Bäume hervorrufen, was wiederum weitreichende Folgen für die Kohlenstoffspeicherung hat. In vielen tropischen Regionen, wie dem Amazonas, dem Kongobecken und Südostasien, wird eine bemerkenswerte Verjüngung der Wälder beobachtet, die auf verschiedene Störfaktoren wie Brände und Abholzung zurückzuführen ist. Diese Ergebnisse stammen von einem internationalen Forschungsteam unter der Leitung von Simon Besnard vom GFZ Helmholtz-Zentrum für Geoforschung und wurden in der renommierten Fachzeitschrift Nature Ecology and Evolution veröffentlicht.
Die Altersstruktur der Wälder spielt eine entscheidende Rolle für die Fähigkeit, Kohlenstoff zu speichern. Junge Wälder haben zwar das Potenzial, CO₂ aus der Atmosphäre aufzunehmen, doch sie sind nicht in der Lage, so viel Kohlenstoff zu speichern wie ihre älteren Gegenstücke. Dies führt dazu, dass die gegenwärtige Verjüngung von ehemals kohlenstoffreichen Wäldern zu einem deutlichen Rückgang der globalen Kohlenstoffspeicherung führt. Simon Besnard schätzt, dass der netto Verlust an Kohlenstoff aus der oberirdischen Biomasse weltweit etwa 140 Millionen Tonnen pro Jahr beträgt. Er betont, dass junge Wälder zwar für den Klimaschutz wertvoll sind, jedoch nicht die langfristige Kohlenstoffspeicherung älterer Bestände ersetzen können.
Für ihre Untersuchung entwickelten die Wissenschaftler einen neuen hochauflösenden globalen Datensatz zur Waldalterung, der als GAMI v2.0 bekannt ist. Dieser Datensatz kombiniert Satellitendaten zur Kohlenstoffspeicherung mit Beobachtungen des atmosphärischen CO₂-Gehalts. Durch die Analyse von Veränderungen zwischen 2010 und 2020 konnten die Forscher präzise ermitteln, in welchen Regionen Wälder auf natürliche Weise altern und wo Störungen sie in jüngere Altersklassen drängen. Diese Erkenntnisse sind von großer Bedeutung für das Verständnis der Kohlenstoffspeicherung und deren zukünftige Entwicklung.
Interessanterweise zeigen einige Regionen in Europa, China und Teile Nordamerikas einen Trend zur Alterung der Wälder, während große Waldflächen in den Tropen und in Sibirien jüngeren Alters werden. Diese Ergebnisse heben die zentrale Rolle der Wälder für das globale Klima hervor. Simon Besnard erklärt: „Wälder sind essenzielle natürliche Regulatoren des Klimas.“ Der Schutz älterer Waldgebiete ist unerlässlich, um weitere Kohlenstoffverluste zu verhindern. Gleichzeitig kann eine durchdachte Bewirtschaftung junger Wälder dazu beitragen, die Kohlenstoffaufnahme zu maximieren. Die Balance zwischen Störungen, Aufforstungen und dem Schutz bestehender Wälder wird entscheidend dafür sein, wie Wälder zukünftig zur Bekämpfung des Klimawandels beitragen können.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Alterungsprozesse in Wäldern und die damit verbundenen Störungen in vielen tropischen Regionen eine ernsthafte Bedrohung für die globale Kohlenstoffbilanz darstellen. Die Studie zeigt deutlich, dass eine nachhaltige Waldbewirtschaftung und der Schutz älterer Bestände notwendig sind, um die Kohlenstoffspeicherung langfristig zu sichern. Indem wir die Komplexität der Wechselwirkungen zwischen Waldalterung, Störungen und Kohlenstoffspeicherung verstehen, können wir besser auf die Herausforderungen des Klimawandels reagieren und die wichtigen ökologischen Funktionen der Wälder bewahren.
Für weitere Informationen zu diesem Thema und den Auswirkungen auf die Kohlenstoffbilanz können Interessierte die Originalstudie von Besnard et al. in Nature Ecology and Evolution nachlesen sowie auf die interaktive App zugreifen, die auf Google Earth basiert und die Altersstruktur der Wälder visualisiert.