
In der modernen Forstwirtschaft hat sich ein bemerkenswerter Fortschritt vollzogen, der durch innovative Technologien und umweltfreundliche Ansätze geprägt ist. Insbesondere die Entwicklung von Drohnen, die spezifische Gerüche wahrnehmen können, stellt einen bedeutenden Fortschritt im Kampf gegen Forstschädlinge dar. Diese sogenannten „käferriechenden“ Drohnen sind nun in der Lage, frühzeitig auf Borkenkäferbefall in Fichtenbeständen hinzuweisen und so einer massiven Schädigung der Wälder entgegenzuwirken.
Im Rahmen des Projekts PROTECTFOREST, das zwischen 2018 und 2020 vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) gefördert wurde, haben Forstwissenschaftler und Drohnenspezialisten eine neuartige Lösung entwickelt. Die Drohne ist mit einem Gas-Sensor ausgestattet, der Monoterpene, flüchtige organische Verbindungen aus dem Harz von geschädigten Fichten, aufspüren kann. Bei einem Überflug über die Waldbestände werden mit Spezialkameras Bilder in verschiedenen Farbbereichen aufgenommen, auch in Bereichen, die für das menschliche Auge unsichtbar sind. Durch die Analyse dieser Bilder können bereits frühzeitig Veränderungen festgestellt werden, die auf einen Borkenkäferbefall hindeuten. Diese Technik ermöglicht es, präventiv Maßnahmen zu ergreifen, bevor eine massive Ausbreitung des Schädlings einsetzt. Besonders in schwer zugänglichem Gelände erweist sich der Einsatz dieser Drohnen als äußerst hilfreich für das Forstpersonal.
Ein weiteres bemerkenswertes Projekt ist ReBek, das sich mit der Entwicklung naturnaher Schutzmaßnahmen ohne den Einsatz von Insektiziden beschäftigt. Hierbei wurden Lockstofffallen entwickelt, die gezielt den Großen Braunen Rüsselkäfer anziehen und dessen Population in gefährdeten Regionen reduzieren sollen. Neben Pheromonen kommen auch natürliche Duftstoffe von Fichten und Kiefern zum Einsatz. Zudem wurde eine Methode zur olfaktorischen Tarnung unbefallenen Rohholzes erforscht. Dabei zeigte sich, dass Thymianöl besonders effektiv ist, um Borkenkäferbefall um bis zu 99 Prozent zu reduzieren. Auch andere natürliche Stoffe, wie Salbei- und Anisöl, konnten eine signifikante abschreckende Wirkung auf die Schädlinge zeigen.
Um Waldbesitzern bei der Entscheidung über den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (PSM) zu helfen, wurde im Rahmen des AWANTI-Projekts ein Webtool entwickelt. Dieses Tool ermöglicht es den Nutzern, verschiedene Szenarien zu simulieren und die wirtschaftlichen sowie ökologischen Auswirkungen der Maßnahmen abzuwägen. Die Anwendung dieses Tools kann helfen, die richtigen Entscheidungen zum Schutz der Wälder zu treffen, ohne unnötige Risiken einzugehen.
Im Projekt ARTEMIS wurde ein adaptives Risikomanagement entwickelt, das flexible Schadschwellen für die Behandlung von Schädlingen in Wäldern definiert. Dieses System berücksichtigt die unterschiedlichen Ökosystemleistungen, die durch Insektenbefall beeinträchtigt werden können, wie etwa die CO2-Speicherung, Holzproduktion und Biodiversität. Nutzer des ARTEMIS-Webtools können sich über die Folgen von Fraßschäden sowie die Auswirkungen von PSM-Anwendungen informieren und somit fundierte Entscheidungen treffen.
Ein zentrales Anliegen der Projekte ist auch die Verbesserung der Kommunikation über Pflanzenschutzmaßnahmen. Im Rahmen des RiKA-Projekts wurden Medienkampagnen entwickelt, die sowohl Forstakteuren als auch der breiten Öffentlichkeit die Hintergründe und Notwendigkeiten von Waldschutzmaßnahmen näherbringen. Ziel ist es, ein besseres Verständnis für die Herausforderungen der Forstwirtschaft zu schaffen und eine breite Akzeptanz für notwendige Maßnahmen zu fördern.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Kombination aus innovativer Technologie, natürlichen Abwehrmitteln und einer verbesserten Kommunikation entscheidend ist, um die Herausforderungen der Forstwirtschaft im 21. Jahrhundert zu meistern. Diese Entwicklungen bieten nicht nur Lösungen für aktuelle Probleme, sondern tragen auch zur nachhaltigen Bewirtschaftung und zum Schutz unserer Wälder bei. Die Projekte zeigen, wie wichtig es ist, moderne Wissenschaft und traditionelle Praktiken zu vereinen, um eine zukunftsfähige Forstwirtschaft zu gewährleisten.