Die wirtschaftlichen Herausforderungen des Klimawandels für die Waldbewirtschaftung in Europa**

Die wirtschaftlichen Herausforderungen des Klimawandels für die Waldbewirtschaftung in Europa**

In den letzten Jahren haben die Folgen des Klimawandels in Europa immer deutlicher zutage getreten, was sowohl ökologische als auch ökonomische Auswirkungen auf die Waldwirtschaft mit sich bringt. Eine aktuelle Studie der Technischen Universität München (TUM) zeigt, dass die finanziellen Einbußen durch klimatische Veränderungen erheblich sind und regionale Unterschiede aufweisen. Während einige nordeuropäische Länder möglicherweise von den Veränderungen profitieren, müssen insbesondere Zentral- und Südeuropa dringend Strategien zur Anpassung entwickeln.

Die Wälder Europas sehen sich zunehmend Bedrohungen wie Waldbränden, Stürmen und Schädlingen, insbesondere dem Borkenkäfer, ausgesetzt. Diese Störungen führen regelmäßig zu massiven finanziellen Schäden, die in Millionenhöhe gehen. Ein Beispiel dafür ist der drastische Rückgang der Holzpreise, wenn große Mengen Schadholz auf den Markt kommen, oder wenn das Holz so stark beschädigt ist, dass es nicht mehr verkauft werden kann.

Im Rahmen ihrer Forschung analysierten die Wissenschaftler unter der Leitung von Professor Rupert Seidl, einem Experten für Ökosystemdynamik und Waldmanagement, die wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels für die Wälder Europas bis zum Ende dieses Jahrhunderts. Sie simulierten unterschiedliche klimatische Szenarien und deren Einfluss auf das Wachstum der Wälder sowie die Auswirkungen von Störungen auf die Holzernte. Die Ergebnisse sind alarmierend: Die Kosten für Waldbesitzende könnten bei einer globalen Erwärmung von 4,8 Grad Celsius auf bis zu 247 Milliarden Euro ansteigen. Zum Vergleich: In der Referenzperiode von 1981 bis 2005 lagen diese Kosten noch bei etwa 115 Milliarden Euro.

Die Studie verdeutlicht, dass die Erderwärmung unterschiedliche Auswirkungen auf die verschiedenen Regionen Europas hat. Während in Nordeuropa längere Wachstumsperioden und höhere CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre zu einem beschleunigten Baumwachstum führen könnten, übersteigen in Südeuropa die Kosten durch Störungen die potenziellen Einnahmen aus der Holzernte in jedem der untersuchten Szenarien. Auch in Mittel- und Südeuropa, darunter Länder wie Deutschland, Österreich und Tschechien, wird der Wert der Wälder bereits bei moderaten Temperatursteigerungen erheblich sinken.

Die schwedischen und norwegischen Wälder scheinen hingegen von den klimatischen Veränderungen am meisten zu profitieren. Dort könnten die Produktionsgewinne die Schäden durch Störungen sogar übertreffen, was die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtung der Waldwirtschaft in Europa unterstreicht.

Johannes Sonnweber Mohr, der als Doktorand an der Studie mitwirkte, betont, dass es in der Forstwirtschaft nicht mehr ausreicht, nach traditionellen Mustern zu wirtschaften. Die Unsicherheiten in der Zukunft nehmen zu, und es ist entscheidend, die Erkenntnisse aus den Modellrechnungen zu nutzen, um die Waldbewirtschaftung an die Herausforderungen des Klimawandels anzupassen. Diese proaktive Herangehensweise kann nicht nur wirtschaftliche Verluste minimieren, sondern auch dazu beitragen, die Wälder widerstandsfähiger gegenüber den Folgen des Klimawandels zu machen.

Ein zentraler Aspekt der Untersuchung ist die wirtschaftliche Bewertung von Anpassungsstrategien. Durch den Vergleich von Simulationen mit und ohne Störungen können die direkten ökonomischen Folgen dieser Ereignisse für Waldbesitzende quantifiziert werden. Dies hilft auch zu verdeutlichen, dass strukturierte Mischwälder, die eine Vielzahl von Baumarten umfassen, in Zukunft ökonomisch vorteilhafter sein könnten als traditionelle, nadelholzdominierte Wälder, da sie weniger anfällig für Störungen sind.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Waldbewirtschaftung in Europa vor bedeutenden Herausforderungen steht, die durch den Klimawandel verursacht werden. Die Notwendigkeit einer strategischen Anpassung wird immer deutlicher, um sowohl ökonomische als auch ökologische Werte zu erhalten und zu fördern.