Entdeckung von 112 Millionen Jahre altem Bernstein in Ecuador: Ein Blick in die Vergangenheit der I…

Entdeckung von 112 Millionen Jahre altem Bernstein in Ecuador: Ein Blick in die Vergangenheit der I…

Eine bemerkenswerte Entdeckung in Ecuador hat das Licht der Wissenschaft erblickt: Forscher haben Bernsteinfossilien aus der Kreidezeit gefunden, die schätzungsweise 112 Millionen Jahre alt sind. Dieser bedeutende Fund stammt aus der Hollín-Formation im Oriente-Becken und gehört zu den ältesten bekannten Bernsteinvorkommen auf dem südamerikanischen Kontinent. Die Entdeckung bietet einen einzigartigen Einblick in die Biodiversität und das Ökosystem eines der weniger erforschten Wälder des früheren Superkontinents Gondwana.

Unter der Leitung der Universität Barcelona und mit Beteiligung der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung wurden die Ergebnisse dieser Forschung in der Fachzeitschrift „Communications Earth & Environment“ veröffentlicht. Bernstein hat für die Wissenschaft eine besondere Bedeutung, da er winzige Organismen wie Insekten, Spinnen, Pollen und Sporen in nahezu unversehrtem Zustand bewahren kann. Diese „Bio-Inklusen“ sind oft die einzigen Überreste von Organismen, die in der Erdgeschichte nur selten fossilisiert wurden.

Dr. Mónica Solórzano-Kraemer, eine renommierte Bernsteinexpertin vom Senckenberg Forschungsinstitut, erklärt, dass solche Inklusionen aus der Kreidezeit vor allem von Fundorten in der Nordhalbkugel bekannt sind. Im Gegensatz dazu ist unser Wissen über die Biodiversität und die Ökosysteme der Südhalbkugel, besonders während der Zeit von vor 143,1 bis 66 Millionen Jahren, als die Kontinente begannen, sich vom Superkontinent Gondwana zu trennen, äußerst begrenzt.

Die Forscher untersuchten Material aus dem Steinbruch Genoveva in der Provinz Napo, wo der gefundene Bernstein auf etwa 112 Millionen Jahre datiert wurde. Dieser Bernstein gehört zu einem neu identifizierten Vorkommen in der Hollín-Formation, die sich über das gesamte Oriente-Becken erstreckt. Es gibt zwei Haupttypen von Bernstein in diesem Gebiet: einen, der sich unter der Erde um die Wurzeln harzproduzierender Pflanzen bildete, und einen anderen, der an der Luft aushärtete.

Insgesamt fanden die Wissenschaftler in etwa 60 Proben des „Luft-Bernsteins“ 21 verschiedene Bio-Inklusen. Darunter war ein Vertreter der Springschwänze sowie Insekten aus sechs verschiedenen Ordnungen. Besonders häufig waren Zweiflügler wie Zuckmücken und Gnitzen, deren heutige Verwandten auch blutsaugende Arten umfassen. Auch Käfer und Hautflügler, einschließlich ausgestorbener Arten sowie parasitärer Schlupfwespen, konnten nachgewiesen werden. Ein interessantes Detail ist die Entdeckung einer Köcherfliege sowie zweier Schnabelkerfe, darunter eine Weiße Fliege. Darüber hinaus fanden die Forscher zahlreiche Pflanzenfossilien wie Sporen und Pollen in den Sedimenten.

Geochemische Analysen deuten darauf hin, dass die Harzquelle von immergrünen, araukarienartigen Bäumen stammt. Die Ergebnisse legen nahe, dass im damaligen Wald feuchte Bedingungen herrschten – möglicherweise in der Nähe von Süßwasserlebensräumen wie Tümpeln. Dr. Solórzano-Kraemer führt aus, dass es vor 112 Millionen Jahren in Äquatorial-Gondwana einen dichten, feuchten Wald gab, der bereits von blühenden Pflanzen dominiert war.

Ein besonders bemerkenswerter Fund war ein Fragment eines Spinnennetzes, das mehrere parallel und rechtwinklig verlaufende Fäden aufwies und den Bau eines klassischen Radnetzes erkennen ließ. Diese neu entdeckten Bernsteinvorkommen sind von entscheidender Bedeutung für die Paläontologie, da sie nicht nur den Nachweis eines harzreichen Waldökosystems erbringen, sondern auch die vielfältige Gliederfüßerfauna der frühen Kreidezeit dokumentieren. Solche Funde ermöglichen es den Wissenschaftlern, eine „Zeitkapsel“ zu öffnen, die uns erlaubt, die Biodiversität und die Ökosysteme der Südhalbkugel vor 112 Millionen Jahren zu erforschen.

Die Entdeckung in Ecuador stellt somit einen bedeutenden Fortschritt in unserem Verständnis der prähistorischen Lebensformen dar und könnte dazu beitragen, wichtige Fragen über die Evolution und den Wandel der Ökosysteme auf unserem Planeten zu beantworten.