** Präzise 3D-Darstellung der höchsten Steilwand der Alpen durch internationale Forschung

** Präzise 3D-Darstellung der höchsten Steilwand der Alpen durch internationale Forschung

Ein internationales Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern hat kürzlich die Ostwand des Monte Rosa-Massivs, die höchste Steilwand der Alpen, erstmals präzise in 3D erfasst. Diese beeindruckende Wand, die sich an der Grenze zwischen Italien und der Schweiz erstreckt, wurde durch über 3.000 hochauflösende Fotos, die aus einem Helikopter aufgenommen wurden, dreidimensional modelliert. Die Initiative, die unter der Leitung von Forschenden der Universitäten Mailand, Prag und Heidelberg durchgeführt wurde, zielt darauf ab, die Klimaveränderungen und deren Auswirkungen sowohl auf die steile Felswand als auch auf die darunter liegenden Gletscher zu untersuchen.

Das Forschungsteam hat sich besondere Technologien zunutze gemacht, um die komplexe Geographie der Ostwand zu erfassen. Die gewählte Methode, die sogenannte Structure-from-Motion-Photogrammetrie, ermöglicht es, aus verschiedenen Blickwinkeln überlappende Fotos zu erstellen. Diese werden dann mithilfe einer speziellen Software in ein detailliertes 3D-Modell umgewandelt. Prof. Dr. Marcus Nüsser, Geograph am Südasien-Institut der Universität Heidelberg, erläutert, dass die Aufnahmen aus dem Helikopter besonders vorteilhaft sind, da sie auch schwer zugängliche Bereiche der Felswand erfassen können.

Die Forschenden haben bereits in der Vergangenheit umfangreiche Studien am Belvedere-Gletscher durchgeführt, der sich direkt unterhalb der Ostwand befindet. Ihre Arbeit umfasst die Untersuchung von Naturgefahren wie Felsstürze, Schlammströme und Überschwemmungen, die in den letzten Jahren zugenommen haben. Diese Ereignisse verdeutlichen die dynamische Natur des Hochgebirges, insbesondere im Kontext des Klimawandels. Mit dem Rückzug der Gletscher und dem Schmelzen des Permafrosts steigen die Risiken in der Region, was die Notwendigkeit präziserer Forschung unterstreicht.

Das 3D-Modell, das durch diese umfassende Datenerhebung entsteht, wird den Wissenschaftlern helfen, die Gletscherdynamik und die Auswirkungen des Klimawandels auf die Umgebung detaillierter darzustellen. Die Helikopteraufnahmen wurden von Prof. Nüsser in Zusammenarbeit mit Dr. Susanne Schmidt von der Universität Heidelberg sowie Prof. Dr. Jan Kropáček von der Karls-Universität Prag erstellt. Unterstützt wurde die Forschungsarbeit durch den SEED4EU+-Programm der 4EU+ European University Alliance, welche gezielt universitätsübergreifende Projekte fördert.

Im Rahmen der Gesamtheit des Projekts, das von Prof. Dr. Lukáš Brodský und Prof. Dr. Irene Maria Bollati geleitet wird, haben die Forscher in den vergangenen Jahren gemeinsame Geländearbeiten und regelmäßige Treffen abgehalten, um das Thema Gletscherentwicklung und Naturgefahren eingehender zu untersuchen. Auch eine Fachpublikation über den Belvedere-Gletscher ist aus diesem Austausch hervorgegangen.

Die gewonnene Datenbasis und die daraus resultierenden Modelle sind von großer Bedeutung, nicht nur für die Wissenschaftler selbst, sondern auch für die breite Öffentlichkeit und Entscheidungsträger, die sich mit den Herausforderungen des Klimawandels auseinandersetzen. Die präzise Darstellung der Ostwand des Monte Rosa-Massivs ermöglicht es, zukünftige Entwicklungen besser zu verstehen und entsprechend zu planen.

Insgesamt stellt dieses Projekt einen bedeutenden Schritt in der Erforschung alpiner Regionen dar, die durch den Klimawandel stark gefährdet sind. Die Kombination aus modernster Technologie und interdisziplinärer Zusammenarbeit zeigt, wie wichtig es ist, die komplexen Zusammenhänge in Hochgebirgen zu erfassen, um adäquate Maßnahmen zum Schutz der Umwelt und der dort lebenden Menschen zu entwickeln. Die Erkenntnisse aus dieser Studie könnten nicht nur für die Region um den Monte Rosa von Bedeutung sein, sondern auch für andere alpine Gebiete, die mit ähnlichen Herausforderungen umgehen müssen.