
In Baden-Württemberg zeigt sich eine klare Aufbruchstimmung hinsichtlich des Digitalen Produktpasses (DPP), der als Schlüssel zur Förderung der Kreislaufwirtschaft gilt. Im Rahmen des Projekts »EcoPass3D« hat das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO eine umfassende Studie durchgeführt, um die Chancen und Herausforderungen des DPP für Unternehmen in der Region zu analysieren. Die Ergebnisse der Umfrage liefern wertvolle Einblicke in den aktuellen Wissensstand und die praktische Umsetzung des digitalisierten Instruments.
Der Digitale Produktpass ist ein wesentliches Element der Kreislaufwirtschaft. Er bündelt entscheidende Informationen über Produkte, darunter Herkunft, Zusammensetzung, CO₂-Emissionen, Energieverbrauch sowie Möglichkeiten für Recycling und Reparatur. Diese Daten sollen Transparenz über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg schaffen und nachhaltige Geschäftsmodelle fördern. Die Untersuchung des Fraunhofer IAO zeigt, dass 76 Prozent der Unternehmen in der Region sich aktiv mit dem Konzept der Kreislaufwirtschaft auseinandersetzen. Von den Befragten sind 69 Prozent mit dem DPP vertraut, doch bislang haben nur 26 Prozent konkrete Schritte zur Implementierung unternommen, während 56 Prozent noch keine spezifischen Initiativen gestartet haben.
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass der DPP als ein multifunktionales Werkzeug verstanden werden sollte. Er erfüllt nicht nur regulatorische Anforderungen, sondern fördert auch nachhaltige Praktiken und technische Effizienz. Jannik Munderich, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer IAO, hebt hervor, dass Unternehmen im DPP eine Möglichkeit zur Schaffung von Transparenz und zur Verbesserung der Kreislauffähigkeit sehen. „Die Erhebung unterstützt unsere Annahme, dass der DPP als regulatorische Grundlage dient, um nachhaltige Geschäftsmodelle zu entwickeln“, ergänzt Andreas Werner, technischer Projektleiter von EcoPass3D.
Trotz der erkannten Chancen äußern viele Unternehmen Bedenken. Insbesondere die Themen Datensicherheit, Interoperabilität und der Aufwand bei der Datenerhebung stellen für viele eine Herausforderung dar. Kleinere Unternehmen befürchten, dass sie im Wettbewerb benachteiligt werden könnten, falls sie die Anforderungen nicht erfüllen können. Dennoch zeigen sich die meisten Befragten offen gegenüber der Einführung des DPP, vorausgesetzt, es werden ausreichende Sicherheitsstandards für sensible Daten gewährleistet und der wirtschaftliche Nutzen ist klar erkennbar.
Die Bedeutung des DPP für Baden-Württemberg kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Angesichts begrenzter Ressourcen, wachsender regulatorischer Anforderungen und steigender gesellschaftlicher Erwartungen wird die Kreislaufwirtschaft immer wichtiger. Unternehmen, die frühzeitig auf den DPP setzen, können sich als Vorreiter in einer zunehmend digitalen und ressourcenschonenden Industrie positionieren. Diese Studie bietet erstmals eine umfassende Analyse der Meinungen und der Umsetzbarkeit des DPP in den baden-württembergischen Unternehmen.
Das Projekt »EcoPass3D« wird durch das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg im Rahmen des Innovationsförderprogramms Invest BW »Green-Tech« unterstützt. Ziel ist die Entwicklung innovativer und nachhaltiger Geschäftsmodelle auf Basis digitaler Zwillinge, die einen wichtigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leisten können.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der Digitale Produktpass in Baden-Württemberg sowohl als Chance als auch als Herausforderung wahrgenommen wird. Die Umfrageergebnisse verdeutlichen das Potenzial, das in diesem digitalen Instrument steckt, um Unternehmen dabei zu helfen, nachhaltiger zu wirtschaften. Gleichzeitig ist es wichtig, die angesprochenen Bedenken ernst zu nehmen und Lösungen zu finden, die insbesondere kleineren Unternehmen den Zugang zu den Vorteilen des DPP erleichtern. Nur so kann Baden-Württemberg eine führende Rolle in der Kreislaufwirtschaft einnehmen.