Traditionelles Bauen Neu Entdecken: Ausstellung und Begleitbuch im Fränkischen Freilandmuseum**

Traditionelles Bauen Neu Entdecken: Ausstellung und Begleitbuch im Fränkischen Freilandmuseum**

Das Fränkische Freilandmuseum in Bad Windsheim hat seine Ausstellung „Bauen lernen von den Vorfahren“ erweitert und bietet nun einen tieferen Einblick in die nachhaltigen Bauweisen, die unsere Vorfahren in unterschiedlichen Regionen der Welt entwickelt haben. Diese neue Präsentation ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen der Technischen Hochschule Deggendorf (THD) und dem European Campus-Rottal-Inn (ECRI) und wird durch ein neu herausgegebenes Begleitbuch ergänzt. Das Buch trägt den Titel „Traditionelles und klimaangepasstes Bauen mit regionalen Materialien auf vier Kontinenten“ und beleuchtet die Erkenntnisse, die im Rahmen des Master-Studiengangs „Healthy and Sustainable Buildings“ gewonnen wurden.

Leiter des Projekts, Prof. Dr.-Ing. Michael Laar, hebt hervor, dass die Menschen über die Jahrhunderte hinweg in verschiedenen Kulturen und Regionen gelernt haben, ihre Bauweisen an das jeweilige Klima und die verfügbaren Materialien anzupassen. Diese Anpassungen führten zu einer Architektur, die nicht nur nachhaltig, sondern auch regional einzigartig ist. In der Ausstellung sind unter anderem Beispiele von Hallenhäusern in Norddeutschland, traditionellen Lehmbauten in Brasilien sowie Stelzenhäusern in Myanmar zu sehen. Jedes dieser Bauwerke wurde von einem Studierenden des Masterprogramms eingehend untersucht.

Prof. Laar betont, dass sich Menschen weltweit, unabhängig von ihrem kulturellen Hintergrund, ähnlichen Herausforderungen beim Bau ihrer Häuser stellen und dabei oft ähnliche Lösungen finden. Ob durch passive Kühlung oder natürliche Belüftung – die Anpassungsfähigkeit an lokale Gegebenheiten zeigt, wie Menschen mit ihren Ressourcen umgehen. Eine wichtige Aufgabe der Studierenden war es, die Ökobilanz der untersuchten Bauweisen zu analysieren. Dabei stellte Prof. Laar fest, dass die Ersetzung traditioneller Materialien durch moderne Alternativen, wie etwa Holz durch Beton, den CO2-Abdruck erheblich erhöht. Dies stehe im Widerspruch zu einem nachhaltigen Bauansatz, den man anstreben sollte.

Die ursprüngliche Präsentation der Ergebnisse fand vor drei Jahren im Glashaus in Pfarrkirchen statt, gefolgt von einer Ausstellung im Freilichtmuseum Massing. Mit der jetzt laufenden Neuauflage im Fränkischen Freilandmuseum werden die Beispiele nahezu verdoppelt, sodass Besucher nun rund 50 verschiedene Bauweisen kennenlernen können. Dekan Prof. Dr. Christian Steckenbauer bezeichnet die Ausstellung als einen Höhepunkt der bisherigen Arbeit am ECRI, da sie die zentralen Werte von Nachhaltigkeit und Lebensqualität verkörpert, für die der Campus steht.

Die Ausstellung ist bis zum 14. Dezember 2025 geöffnet und bietet den Besuchern die Gelegenheit, sich intensiv mit den Themen traditionelles und nachhaltiges Bauen auseinanderzusetzen. Das aktualisierte Begleitbuch ist ab sofort über den Online-Shop des Museums erhältlich und umfasst 268 Seiten. Die erste Auflage umfasst 200 Exemplare und wird von der THD sowie dem Fränkischen Freilandmuseum herausgegeben.

Insgesamt zeigt das Projekt eindrucksvoll, wie wichtig es ist, aus den Erfahrungen der Vergangenheit zu lernen, um zukunftsorientierte und ökologisch verträgliche Baupraktiken zu entwickeln. Prof. Laar ist stolz darauf, dass viele der Studierenden, die an diesem Projekt beteiligt waren, inzwischen erfolgreich in der Architektur- und Ingenieursbranche tätig sind und sich auf den Bereich des nachhaltigen Bauens spezialisiert haben. Die Erkenntnisse, die sie während ihres Studiums gewonnen haben, tragen dazu bei, die Bauweise der Zukunft umweltfreundlicher zu gestalten und gleichzeitig die kulturelle Vielfalt der Baukunst zu bewahren.

Durch solche Initiativen wird deutlich, dass die Verbindung von Tradition und Moderne im Bauwesen nicht nur möglich, sondern auch notwendig ist, um den Herausforderungen des Klimawandels und der Ressourcenknappheit zu begegnen. Das Fränkische Freilandmuseum bietet mit seiner erweiterten Ausstellung und dem neuen Begleitbuch einen wertvollen Beitrag zu diesem wichtigen Thema.