
Eine aktuelle Untersuchung des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT beleuchtet die Umweltauswirkungen eines neuartigen Papiers aus Silphie-Fasern, das als nachhaltige Alternative zu herkömmlichem Papier gilt. Die Studie wurde im Auftrag von OutNature, einem Anbieter von Faser- und Papierprodukten, durchgeführt und verfolgt das Ziel, die ökologische Bilanz von Silphie-Papier im Vergleich zu klassischen Papierarten, die aus Zellstoff und recyceltem Material hergestellt werden, zu bewerten.
Traditionell wird Papier hauptsächlich aus Holz, sowohl in Form von Frischfasern als auch aus recyceltem Material, produziert. Angesichts der steigenden Nachfrage nach Papierprodukten, insbesondere in Form von Verpackungen, ist die Suche nach alternativen, nachwachsenden Rohstoffen dringender denn je. In diesem Kontext rückt die mehrjährige Energiepflanze Silphie, die ursprünglich aus Nordamerika stammt, immer mehr in den Fokus der Forschung. In Deutschland wird sie bereits erfolgreich angebaut.
Die Ökobilanzstudie von Fraunhofer UMSICHT basiert auf den international anerkannten Standards ISO 14040 und ISO 14044 und untersucht den gesamten Lebenszyklus des Silphie-Papiers. Dies umfasst alle Schritte von der Anpflanzung und Ernte der Silphie über den Transport bis hin zur Gewinnung der Fasern und deren Verarbeitung zu Papier. Um die Ergebnisse zu validieren, wurde die Studie zudem einer kritischen Überprüfung durch die GreenDelta GmbH unterzogen.
Im Rahmen der Analyse wurde Papier mit einem Anteil von 35 Prozent Silphie-Fasern betrachtet. Die am häufigsten verwendete Stärke von 115 g/m² wurde als Grundlage genommen, da sie bei OutNature die gängigste Variante darstellt. Ein zentrales Ergebnis der Studie zeigt, dass bei der Herstellung von Silphie-Fasern durch energetische Nutzung der Pflanze signifikante Mengen an CO2-Emissionen eingespart werden können. Konkret wurde eine Reduzierung von 257 kg CO2-Äquivalenten pro Tonne Faser festgestellt.
Die Studie erforschte auch die energetische und stoffliche Verwertung der Silphie. Erst nach der energetischen Nutzung in einer Biogasanlage wird die Fasergewinnung aus den Gärresten vollzogen. Diese Vorgehensweise trägt dazu bei, dass die CO2-Emissionen, die während der Herstellung der Silphie-Faser entstehen, durch die Energieerzeugung und deren Nutzung in einem Blockheizkraftwerk weitestgehend kompensiert werden können. Dr. Daniel Maga aus der Abteilung Nachhaltigkeit und Partizipation des Fraunhofer UMSICHT hebt hervor, dass die Silphie-Faser ein vielversprechender, heimischer Rohstoff für die Papierindustrie ist, der unter den richtigen Bedingungen signifikante Klimavorteile bieten kann.
Die größte Umweltbelastung im Zusammenhang mit Silphie-Papier ergibt sich aus dem Produktionsprozess. Es wird jedoch in einer Papierfabrik hergestellt, die auf erneuerbare Energien setzt, was dazu führt, dass die Treibhausgasemissionen im Vergleich zu herkömmlichen Testlinern gesenkt werden können. Aktuell wird Silphie-Papier noch in begrenzten Mengen und in nicht-integrierten Produktionsstätten gefertigt, was jedoch zukünftige Optimierungsmöglichkeiten eröffnet.
Die Umweltwirkungen des Silphie-Papiers variieren jedoch in anderen Kategorien, die durch den Anbau der Pflanze beeinflusst werden. Silphie-Papier eignet sich für diverse Verpackungsanwendungen, insbesondere für Produkte mit direktem Lebensmittelkontakt, wie Obst- und Gemüseschalen oder Faltschachteln. Auch die Bedruckung mit gängigen Druckverfahren ist möglich.
Abschließend bestätigt die Studie den ökologischen Wert der Silphie als alternative Faserquelle für die Papierindustrie und zeigt, dass der Einsatz von Silphie-Papier in Verpackungen aus klimatischer Perspektive eine sinnvolle Option darstellt. Diese Entwicklungen könnten dazu beitragen, die Abhängigkeit von herkömmlichen Holzfasern zu verringern und gleichzeitig die Umweltbelastungen der Papierproduktion zu minimieren.