Neuer Weltatlas der Hitzetoleranz: Schutz für Süßwasserlebewesen im Klimawandel**

Neuer Weltatlas der Hitzetoleranz: Schutz für Süßwasserlebewesen im Klimawandel**

Die Auswirkungen des Klimawandels sind in den letzten Jahren immer deutlicher geworden, und nicht nur die Temperaturen auf Land und Meer steigen, sondern auch die der Süßgewässer wie Flüsse, Seen und Bäche. Diese Erwärmung hat schwerwiegende Konsequenzen für die dort lebenden Organismen. Ein Forschungsteam der Universität Duisburg-Essen hat nun eine bedeutende Ressource veröffentlicht, die als umfassender Weltatlas der Hitzetoleranz für Süßwasserorganismen dient. Der neue Datenbankdienst, bekannt als ThermoFresh, enthält wertvolle Informationen zur Hitzetoleranz von Wasserlebewesen und hat das Potenzial, Behörden und der Wasserwirtschaft bei der präventiven Erhaltung von aquatischen Lebensformen zu helfen.

ThermoFresh ist die bisher größte öffentlich zugängliche Sammlung von Daten zur Hitzetoleranz von Süßwasserarten und umfasst 6.825 Einträge zu 931 verschiedenen Arten, die aus 572 wissenschaftlichen Studien stammen, die zwischen 1900 und 2023 durchgeführt wurden. Diese Datenbank ist besonders wichtig, da sie nicht nur Informationen über Fische, sondern auch über viele wirbellose Arten wie Insektenlarven, Krebstiere und Würmer bereitstellt. Diese Organismen spielen eine entscheidende Rolle im Ökosystem, da sie die Gewässer sauber halten, als Nahrungsquelle dienen und wichtige Indikatoren für die Wasserqualität darstellen.

Die Ökotoxikologin Helena Bayat, die an der Universität Duisburg-Essen im Sonderforschungsbereich RESIST tätig ist, hebt die Bedeutung dieser Datenbank hervor: „Der Weltatlas der Hitzetoleranz gibt uns nun präzisere Informationen darüber, welche Arten besonders gefährdet sind, wenn die Wassertemperaturen ansteigen.“ Sie betont, dass Flüsse als Frühwarnsysteme für den Klimawandel fungieren: „Wenn Arten wie die Quappe oder der Bachflohkrebs aussterben, ist das ein Alarmzeichen für die Wasserqualität, die auch für Menschen von Bedeutung ist.“

Unter den gefährdeten Arten in deutschen Gewässern befindet sich die Quappe (Lota lota), die als besonders hitzeempfindlich gilt und in der Bundesrepublik als gefährdet eingestuft wird. Auch der Bachflohkrebs (Gammarus fossarum) und der Dreieckstrudelwurm (Dugesia gonocephala) sind nur in sauberen Gewässern mit gutem ökologischen Zustand zu finden. Bayat warnt: „Ein Rückgang dieser Bestände kann die Nahrungsketten und Nährstoffkreisläufe in den Gewässern gefährden und das gesamte Ökosystem destabilisieren. Für den Menschen bedeutet dies, dass nicht nur der Erholungswert der Gewässer verloren geht, sondern auch deren Nutzen als Kühlwasser für die Industrie oder als Trinkwasser.“

Die ThermoFresh-Datenbank bietet nicht nur Temperaturtoleranzen, sondern enthält auch Informationen zu anderen Stressfaktoren wie Sauerstoffmangel und Schadstoffen. Diese umfassenden Daten ermöglichen es Forschenden und Fachleuten aus der Praxis, empfindliche Arten zu identifizieren, gefährdete Gebiete zu erkennen und gezielte Schutzmaßnahmen zu planen. Behörden können diese Informationen nutzen, um Renaturierungsmaßnahmen zu priorisieren, die Verbreitung invasiver Arten besser einzuschätzen und die Risiken von Kühlwassereinleitungen aus thermischen Kraftwerken oder anderen industriellen Anlagen zu bewerten.

Die Datenbank ist mehrsprachig und enthält Informationen in Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch und Chinesisch, was ihre Nutzung für ein breites Publikum zugänglich macht. Die Veröffentlichung der ThermoFresh-Datenbank wird in der Fachzeitschrift Scientific Data dokumentiert, was ihre wissenschaftliche Relevanz unterstricht.

Insgesamt ist der Weltatlas der Hitzetoleranz ein wichtiger Schritt in der Forschung und im Umweltmanagement, um die Auswirkungen des Klimawandels auf Süßwasserlebewesen besser zu verstehen und gezielte Maßnahmen zu deren Schutz zu ergreifen. Die fortschreitende Erwärmung unserer Gewässer erfordert dringendes Handeln, um die empfindlichen Ökosysteme zu bewahren und die Lebensqualität für zukünftige Generationen zu sichern.