
Der automatisierte öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) gewinnt in Deutschland zunehmend an Bedeutung, insbesondere in städtischen Gebieten. Zwischen 2016 und 2024 wurden insgesamt 85 Projekte ins Leben gerufen, wie das Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL) in seinen interaktiven Karten dokumentiert. Diese Initiativen konzentrieren sich überwiegend auf urbane und vorstädtische Räume, während ländliche Regionen bislang kaum von diesen Entwicklungen profitieren konnten.
Die Automatisierung im ÖPNV wird von Politik und Wirtschaft mit großen Erwartungen verknüpft. Die Hoffnungen liegen auf einer effizienteren Nutzung von Ressourcen, einer Erhöhung der Betriebssicherheit sowie einer größeren Flexibilität und Kostensenkungen im Personalbereich. Angesichts des bestehenden Personalmangels im Verkehrssektor könnte die Automatisierung eine Lösung für viele der derzeitigen Herausforderungen bieten. Zudem wird oft betont, dass die Einführung automatisierter Verkehrssysteme auch dazu beitragen könnte, Mobilitätsprobleme in ländlichen Gebieten zu lösen.
Die aktuelle Analyse des IfL zeigt, dass die Testbetriebe für automatisierte Busse stark projektorientiert sind. Viele dieser Initiativen sind auf einen begrenzten Zeitraum angelegt und zielen darauf ab, Technologien auf bestimmten Teststrecken oder innerhalb bestehender Verkehrssysteme zu erproben. Zu den Hauptakteuren zählen Universitäten, Fachhochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, die eng mit Kommunen und Industriepartnern zusammenarbeiten. Dabei spielen auch Fördermittel von Bundesministerien und der Europäischen Union eine entscheidende Rolle für die Realisierung dieser Projekte. Allerdings zeigt sich, dass viele dieser Vorhaben mit dem Auslaufen der Fördermittel enden, ohne in einen dauerhaften Betrieb überzugehen. Dennoch gibt es Bestrebungen, die breite Einführung automatisierter Systeme in naher Zukunft zu realisieren.
Trotz der zahlreichen Ankündigungen, durch automatisierte Verkehrssysteme Mobilitätslücken in ländlichen Gebieten zu schließen, sind nur wenige Projekte in diesen Regionen zu finden. Beispiele hierfür sind vereinzelte Initiativen in Wusterhausen (Dosse) oder in den bayerischen Orten Bad Birnbach und Bad Staffelstein. Der Großteil der Projekte konzentriert sich hingegen auf große Städte und deren Umland, wie etwa Berlin, München und das Rhein-Main-Gebiet.
Die Analyse der Projektstarts im Bereich des automatisierten ÖPNV zeigt signifikante Schwankungen. Besonders auffällig ist das Jahr 2020, in dem mit 16 neuen Projekten der höchste Zuwachs verzeichnet wurde. Darauf folgen 2018 mit zwölf und 2017 mit elf neuen Initiativen. Allerdings gab es ab 2022 einen Rückgang, und im Jahr 2023 wurden nur noch neun neue Projekte gestartet. Für das Jahr 2024 ist bislang lediglich ein Projektstart dokumentiert. Diese geringe Anzahl könnte jedoch auch an unvollständigen Daten liegen, wie die Autoren der Studie anmerken.
Das Leibniz-Institut für Länderkunde veröffentlicht regelmäßig neue thematische Karten zu Deutschland und Europa, die durch anschauliche Hintergrundtexte ergänzt werden. Alle Karten, Diagramme und Fotos sind online abrufbar und können zusätzlich als PDF-Dateien heruntergeladen werden. Auf Anfrage stehen diese Materialien auch in Druckqualität zur Verfügung.
Die Entwicklungen im Bereich des automatisierten ÖPNV sind ein spannendes Thema, das sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringt. Während die Fortschritte in städtischen Gebieten voranschreiten, bleibt abzuwarten, wie und ob ländliche Regionen in Zukunft von dieser Technologie profitieren können. Die politische und gesellschaftliche Debatte über die Mobilität der Zukunft wird sicherlich weiterhin von großem Interesse sein.