
In der Schweiz ist ein alarmierender Trend in Bezug auf die Schneehöhen zu beobachten, der durch ein neu entwickeltes Modell des WSL-Instituts für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) in Davos sichtbar gemacht wurde. Dieses Modell, das im Rahmen des Projekts SPASS (SPatial Snow climatology for Switzerland) entwickelt wurde, ermöglicht eine umfassende Analyse der Schneebedeckung in der gesamten Schweiz, differenziert nach verschiedenen Höhenlagen. Die Ergebnisse zeigen, dass die durchschnittlichen Schneehöhen in vielen Regionen seit den 1960er Jahren signifikant gesunken sind, insbesondere als Folge des Klimawandels.
Die Untersuchungsergebnisse belegen, dass in bestimmten Höhenlagen der Alpen die Schneedecke zwischen November und April in den letzten sechs Jahrzehnten um bis zu acht Zentimeter pro Dekade geschrumpft ist. Christoph Marty, ein Klimatologe am SLF, betont, dass dies die erste flächendeckende und höhenabhängige Analyse der Schneetrends in der Schweiz ist. Die Studie, die in Zusammenarbeit mit MeteoSchweiz durchgeführt wurde, stützt sich auf Daten und Berechnungen, die über einen Zeitraum von 60 Jahren gesammelt wurden. Marty hebt hervor, dass die Auswirkungen des Klimawandels in diesen Ergebnissen unverkennbar sind.
Die Zahlen sprechen für sich: Während im Mittelland, wo die Schneehöhen ohnehin gering sind, der Rückgang auf weniger als einen Zentimeter pro Dekade begrenzt ist, ist der prozentuale Rückgang dort mit bis zu 20 % pro Dekade viel dramatischer. In den höheren Lagen, wie etwa auf 2000 Metern über dem Meeresspiegel, beträgt der Rückgang lediglich etwa vier Prozent pro Dekade. Marty erklärt, dass in den Bergen, in denen die Schneehöhen naturgemäß höher sind, die Verluste an Schneehöhen am ausgeprägtesten sind.
Für die Analyse wurde die Schweiz in ein Raster von Quadraten mit einer Kantenlänge von einem Kilometer eingeteilt, ergänzt durch Höhenbänder von jeweils 500 Metern, beginnend bei 250 Metern über dem Meeresspiegel. Höhere Bergregionen über 3000 Metern wurden aufgrund des Fehlens ausreichender Langzeitdaten nicht berücksichtigt. Um die Genauigkeit der Simulationen zu erhöhen, flossen auch Daten von 350 Messstationen der letzten 25 Jahre in die Berechnungen ein. Dies ermöglichte es den Forschern, die SPASS-Simulationen eng an die tatsächlichen Bedingungen anzupassen, insbesondere in Höhenlagen über 800 Metern.
Die Ergebnisse des SPASS-Modells finden Anwendung in verschiedenen Bereichen, sowohl in der Forschung als auch in der Praxis. So wird das Modell beispielsweise in Kooperation mit Schweiz Tourismus und Seilbahnen Schweiz eingesetzt, um die Auswirkungen des Schneerückgangs auf den Wintertourismus besser zu verstehen und geeignete Anpassungsstrategien zu entwickeln. Der operationelle Schneehydrologische Dienst (OSHD) des SLF unterstützt die Implementierung des Modells und dessen kontinuierliche Weiterentwicklung.
Zusätzlich sind die klimatologischen Analysen regelmäßig in Fachpublikationen wie dem Avablog, dem jährlichen Winterbericht des SLF und im Hydrologischen Jahrbuch des BAFU veröffentlicht. Langfristig ist geplant, die neuesten Erkenntnisse aus dem SPASS-Modell auch in die White-Risk-App des SLF zu integrieren, um Wintersportlerinnen und -sportlern relevante Informationen zur Verfügung zu stellen. MeteoSchweiz plant ebenfalls, die klimatologischen Schneeinformationen aus dem SPASS-Modell öffentlich zugänglich zu machen, um ein breiteres Publikum über die Entwicklungen und Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Schneerückgang zu informieren.
Insgesamt zeigen die neuen Erkenntnisse aus der SPASS-Studie, wie wichtig es ist, die Auswirkungen des Klimawandels auf die Schneehöhen in der Schweiz zu überwachen und zu verstehen. Die Daten liefern wertvolle Hinweise für die Forschung, die Wirtschaft und die Öffentlichkeit, um gemeinsam geeignete Maßnahmen zur Anpassung an die sich verändernden klimatischen Bedingungen zu entwickeln.