Neue Erkenntnisse zur Ernährung von Honigbienen: Überraschende Ergebnisse einer Studie**

Neue Erkenntnisse zur Ernährung von Honigbienen: Überraschende Ergebnisse einer Studie**

Im Spätsommer, wenn die Blumenvielfalt abnimmt und die Nahrungsquellen für Honigbienen knapp werden, stehen diese wichtigen Insekten vor großen Herausforderungen. Wissenschaftler des Biozentrums der Julius-Maximilians-Universität Würzburg haben sich intensiv mit der Ernährungslage von Honigbienen in landwirtschaftlich genutzten Gebieten beschäftigt. Ihre Forschung legt nahe, dass die Bienen unter bestimmten Bedingungen besser zurechtkommen, als bisher angenommen.

Honigbienen sind auf nährstoffreiche Pollen angewiesen, die von blühenden Pflanzen produziert werden. Diese Pollen sind nicht nur reich an Proteinen und Fetten, sondern auch entscheidend für die Aufzucht der Larven. Jüngere Bienen selbst greifen ebenfalls auf Pollen zurück, um ihre eigene Gesundheit und Leistungsfähigkeit zu steigern. Ein Mangel an qualitativ hochwertigem Pollen kann schwerwiegende Folgen haben, einschließlich einer verzögerten Entwicklung, einer erhöhten Anfälligkeit für Krankheiten und einer höheren Empfindlichkeit gegenüber Pestiziden.

In ihrer Studie konzentrierten sich die Forscher auf die Auswirkungen der späten Sommermonate, wenn das Nahrungsangebot für Honigbienen drastisch abnimmt. Zu dieser Zeit müssen die Bienen nicht nur mit einem Rückgang der blühenden Pflanzen zurechtkommen, sondern auch mit möglichen Pestizidrückständen, die in der Landwirtschaft verwendet werden. Diese doppelte Belastung könnte besonders schädlich sein, da in dieser Jahreszeit die langlebigen Winterbienen herangezogen werden, deren Gesundheit entscheidend für das Überleben des gesamten Bienenvolks im Winter ist.

Um die Ernährungssituation der Honigbienen zu untersuchen, platzierten die Forscher 36 Bienenvölker an neun verschiedenen Standorten in Unterfranken, wo der Anteil an einjährig bewirtschafteten Ackerflächen zwischen 43 und 97 Prozent variierte. Von Juli bis August sammelten die Wissenschaftler regelmäßig Pollenproben aus Fallen, um die Vielfalt der Pollenquellen und mögliche Pestizidrückstände zu analysieren. Die Ergebnisse wurden in der angesehenen Fachzeitschrift „Agriculture, Ecosystems and Environment“ veröffentlicht.

Die Resultate waren für das Forschungsteam unerwartet. Die Vielfalt der gesammelten Pollen war in allen untersuchten Gebieten ähnlich, unabhängig davon, wie intensiv die landwirtschaftliche Nutzung war. Zudem fanden die Wissenschaftler nur geringe Mengen an Pestiziden in den Pollenproben, was darauf hindeutet, dass die Bienen in diesen Regionen unter Umständen besser mit der späten Sommerernährung zurechtkommen, als man angenommen hatte.

Allerdings warnt Doktorandin Sarah Manzer, die Erstautorin der Studie, davor, diese Ergebnisse zu verallgemeinern. Während in der untersuchten Region eine Vielzahl von Pflanzenarten vorhanden war, könnten in anderen Ländern mit intensiveren landwirtschaftlichen Flächen die Nahrungsressourcen stark eingeschränkt sein. Auch die Regelungen bezüglich Pestiziden variieren weltweit, was unterschiedliche Kontaminationen zur Folge hat. Daher sind weitere Studien notwendig, um die Auswirkungen von Agrarflächen auf Honigbienen umfassend zu verstehen, insbesondere in Frühjahrszeiten, in denen vermehrt Pestizide ausgebracht werden.

Die Analyse ergab, dass die Bienen insgesamt Pollen von 140 verschiedenen Pflanzenarten sammelten, wobei Klee, Kornblumen und Sonnenblumen die häufigsten Quellen waren. Im Durchschnitt trugen die Bienen Pollen von etwa zehn verschiedenen Pflanzen in ihren Stock. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Bienen möglicherweise längere Strecken zurücklegen, um die knappen Nahrungsressourcen auszugleichen.

Die Forscher stellten fest, dass rund 60 Prozent der Pollenproben frei von Pestiziden waren. Bei den Proben, in denen Pestizidrückstände entdeckt wurden, handelte es sich überwiegend um Fungizide. Die Konzentrationen waren moderat bis gering, sodass keine akuten Toxizitäten für die Bienen zu erwarten sind. Dennoch besteht die Möglichkeit, dass langfristige negative Effekte auftreten könnten, was die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen unterstreicht.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Ernährungssituation von Honigbienen im Spätsommer komplex ist und von vielen Faktoren beeinflusst wird. Die Ergebnisse dieser Studie liefern wertvolle Einblicke, die helfen könnten, zukünftige Strategien zur Unterstützung der Bienenpopulationen zu entwickeln.