Die fortschreitende Erschöpfung der biologischen Vielfalt ist ein alarmierendes globales Problem, das durch den Konsumverhalten in der Europäischen Union (EU) maßgeblich verstärkt wird. Eine aktuelle Untersuchung des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) in Zusammenarbeit mit dem Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) hat sich intensiv mit dem Einfluss des europäischen Konsums auf die Biodiversität, insbesondere im Globalen Süden, beschäftigt. Die Ergebnisse zeigen, dass der Konsum von Produkten wie Soja, Palmöl und Shrimps nicht nur ökologische Schäden verursacht, sondern auch tiefgreifende soziale Ungleichheiten verstärkt.
Laut Eurostat beträgt der Materialverbrauch pro Kopf in der EU rund 14 Tonnen, während die UN ein Ziel von 5,5 bis 8 Tonnen anstreben. Diese übermäßige Ressourcennutzung trägt erheblich zur Zerstörung von Ökosystemen bei, insbesondere in Regionen, die bereits durch wirtschaftliche Herausforderungen belastet sind. Die Studie hebt hervor, dass die EU durch ein koordiniertes politisches Handeln ihren globalen ökologischen Fußabdruck erheblich reduzieren kann. Ein zentraler Punkt der Untersuchung ist die Notwendigkeit, suffiziente Lebensstile zu fördern, die nicht nur die Umwelt entlasten, sondern auch soziale Gerechtigkeit im internationalen Handel berücksichtigen.
Die Untersuchung beleuchtet drei zentrale Produkte, die erheblich zur Umweltzerstörung beitragen: Shrimps, Soja und Palmöl. Der Konsum von Shrimps ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Die Zucht dieser Tiere führt zur Zerstörung von Mangrovenwäldern, die als wichtige Lebensräume für zahlreiche Arten gelten. Im Jahr 2018 beanspruchte die EU für den Shrimpskonsum eine Fläche von rund 463.000 Hektar, was nahezu der doppelten Fläche von Luxemburg entspricht. Dabei verursachen intensive Aquakulturmethoden erhebliche Umweltschäden. Abwässer aus diesen Zuchtanlagen enthalten Nährstoffe und Chemikalien, die Ökosysteme schädigen können. Nachhaltige Zuchtmethoden sind dringend erforderlich, um den ökologischen Fußabdruck zu verringern.
Ein weiteres zentrales Produkt, das in der EU konsumiert wird, ist Soja. Der Großteil dieses Sojas wird als Tierfutter verwendet und ist häufig mit der Abholzung des Amazonasgebietes verbunden. In den letzten Jahren ist jedoch ein Rückgang der Entwaldung im Amazonas zu verzeichnen, während der Sojaanbau zunehmend auf empfindliche Ökosysteme wie den Cerrado und die Pampas in Südamerika verlagert wird. Im Jahr 2023 beanspruchte der Sojaanbau für den EU-Markt rund 4,8 Millionen Hektar, was die Biodiversität durch den Einsatz von Herbiziden und die Umwandlung von Land in Anbauflächen gefährdet.
Die Palmölproduktion hat in der Vergangenheit ebenfalls zu erheblichen Umweltauswirkungen geführt. Die Umwandlung tropischer Regenwälder für den Anbau von Palmöl hat viele Arten gefährdet. Besonders problematisch ist die Entwässerung von Mooren, die nicht nur die Artenvielfalt bedroht, sondern auch massive CO₂-Emissionen verursacht. Für den Import von Palmöl in die EU wurden 2023 etwa 1,5 Millionen Hektar Fläche benötigt, was fast einem Drittel der Fläche Estlands entspricht.
Die Forscher betonen, dass der Konsum dieser Produkte verheerende Auswirkungen auf die Biodiversität hat, insbesondere in Gebieten, die als Biodiversitäts-Hotspots gelten. Ein ganzheitlicher Ansatz ist erforderlich, um die Herausforderungen des Biodiversitätsverlustes und des Klimawandels anzugehen. Die Studie legt nahe, dass technische Lösungen allein nicht ausreichen, um eine nachhaltige Transformation zu erreichen. Stattdessen sollte das Prinzip der Suffizienz im Vordergrund stehen, um echte Veränderungen herbeizuführen.
Um die Biodiversität zu schützen und eine nachhaltigere EU-Politik zu entwickeln, schlagen die Forscher vor, die Entwaldungsverordnung wirksam umzusetzen und die EU-Richtlinie über Umweltaussagen zeitnah zu verabschieden. Darüber hinaus sollten schädliche Subventionen abgeschafft und durch Anreize für eine pflanzenbasierte Ernährung ersetzt werden. Die öffentliche Beschaffung könnte ebenfalls als Hebel genutzt werden, um Nachhaltigkeitskriterien einzuführen.
Insgesamt zeigt die Studie, dass es dringend erforderlich ist, den Konsum in der EU zu überdenken und nachhaltige Lebensstile zu fördern, um die biologische Vielfalt weltweit zu schützen und soziale Gerechtigkeit zu gewährleisten


















































