Im Rahmen des zweiten Zusammenhaltsberichts des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) wurde eine umfassende Untersuchung der Einstellungen der Deutschen zum Klimawandel vorgestellt. Die Ergebnisse zeigen, dass eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung die Notwendigkeit von Klimaschutzmaßnahmen erkennt, allerdings auch signifikante Sorgen über die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen solcher Maßnahmen hat. Die Studie wurde am 13. November 2025 in Leipzig veröffentlicht und bietet wertvolle Einblicke in die Meinungen und Ängste der Bürger.
Eine der zentralen Erkenntnisse des Berichts ist, dass nur ein kleiner Teil der Bevölkerung, nämlich 8 Prozent, gegen eine ökologische Transformation ist. Im Gegensatz dazu befürchten 83 Prozent der Befragten die negativen Folgen des Klimawandels und 71 Prozent sehen einen dringenden Handlungsbedarf seitens der Politik, um den Klimawandel wirksam zu bekämpfen. Dennoch äußern 49 Prozent der Befragten Bedenken hinsichtlich potenzieller Arbeitsplatzverluste, die durch Klimapolitik verursacht werden könnten. Darüber hinaus haben 42 Prozent Angst um ihren Lebensstandard. Dies verdeutlicht, dass das Thema Klimaschutz eng mit Fragen der sozialen Gerechtigkeit und der wirtschaftlichen Sicherheit verknüpft ist.
Prof. Dr. Olaf Groh-Samberg, Direktor des FGZ und einer der Herausgeber der Studie, betont, dass es bei der Diskussion über die Transformation nicht nur darum geht, ob diese notwendig ist, sondern vor allem, wie sie gestaltet werden kann. Die Analyse zeigt, dass eine bestimmte Bevölkerungsgruppe die Risiken des Klimawandels klar erkennt, gleichzeitig jedoch besorgt über die sozialen Folgen der Klimapolitik ist. Dies legt nahe, dass der soziale Zusammenhalt und die Akzeptanz von Klimaschutzmaßnahmen in der Bevölkerung stark von der Berücksichtigung sozialer Aspekte abhängen.
Die Studie identifiziert fünf verschiedene Klimatypen unter den Befragten: die Entschlossenen (18 %), die Besorgten (18 %), die Zustimmenden (31 %), die Indifferenten (25 %) und die Ablehnenden (8 %). Die Entschlossenen sind überzeugt von der Dringlichkeit umfassender Maßnahmen gegen den Klimawandel, während die Besorgten ähnliche Bedenken hinsichtlich des Klimawandels haben, aber auch große wirtschaftliche Ängste mit sich tragen. Diese Gruppe könnte eine Schlüsselrolle bei der Unterstützung der Transformation spielen, wenn ihre sozialen Sorgen ernst genommen werden.
Es ist bemerkenswert, dass 53 Prozent der Befragten der Meinung sind, dass eine grundlegende Veränderung des Wirtschaftssystems notwendig ist, um den Klimawandel erfolgreich zu bekämpfen. Sowohl die Entschlossenen als auch die Besorgten fordern eine Umverteilung und soziale Ausgleichsmaßnahmen, um die Auswirkungen der Klimapolitik abzufedern. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, soziale Ungleichheiten in der Klimapolitik zu berücksichtigen, um eine breite Unterstützung in der Bevölkerung zu sichern.
Eine besondere Herausforderung stellt die Gruppe der Ablehnenden dar. Obwohl sie nur 8 Prozent der Befragten ausmacht, ist sie politisch aktiv und verbreitet ihre Ansichten häufig über soziale Medien. Dies könnte ein Grund dafür sein, dass 70 Prozent der Befragten befürchten, dass Klimapolitik zu einer Verschärfung gesellschaftlicher Konflikte führen könnte. Groh-Samberg weist darauf hin, dass die Wahrnehmung dieser ablehnenden Haltung als weit verbreitet dazu führen kann, dass ambitionierte Klimapolitik als Bedrohung für den sozialen Zusammenhalt angesehen wird.
Die Datenbasis des Zusammenhaltsberichts ist einzigartig und basiert auf verschiedenen Quellen, darunter die repräsentative Umfrage „German Social Cohesion Panel“ (SCP), die Ende 2022 über 8.000 Personen in Deutschland befragte. Diese Methodik ermöglicht eine differenzierte Analyse der Einstellungen zum Klimawandel in Verbindung mit dem sozio-demografischen Hintergrund der Befragten sowie deren gesellschaftlichen und politischen Einstellungen.
Insgesamt zeigt der zweite Zusammenhaltsbericht, dass Klimaschutz in der deutschen Bevölkerung weiterhin einen hohen Stellenwert hat, jedoch eng mit sozialen und wirtschaftlichen Sorgen verknüpft ist. Die Erkenntnisse aus dieser Studie könnten als Grundlage für zukünftige politische Entscheidungen und Maßnahmen dienen, die sowohl den Klimaschutz als auch den sozialen Zusammenhalt fördern.


















































