In den letzten Jahren hat sich die Häufigkeit und Intensität von Hochwasserereignissen und Starkregen in Deutschland deutlich erhöht. Diese Naturphänomene führen häufig zu erheblichen Schäden an Infrastruktur, Wohngebieten und der Umwelt. Um diesen Herausforderungen proaktiv zu begegnen, ist es entscheidend, nicht nur auf technische Lösungen wie Deiche oder Rückhaltebecken zu setzen, sondern auch präventive Maßnahmen in der Raumordnung zu implementieren. Diese Thematik wird in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Informationen zur Raumentwicklung (IzR)“ des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) umfassend beleuchtet.
Die Ausgabe stellt innovative Ansätze vor, wie Kommunen, Regionen und Länder aktiv zur Hochwasservorsorge beitragen können. Ein zentraler Punkt ist die Umsetzung des Bundesraumordnungsplans für den Hochwasserschutz, der als Leitfaden dient, um spezifische Maßnahmen auf lokaler Ebene zu konkretisieren. Matthias Furkert, der die Publikation fachlich koordiniert hat, unterstreicht die Notwendigkeit eines risikobasierten Ansatzes, der über rein technische Lösungen hinausgeht. „Durch frühzeitige Risikoerkennung können wir nicht nur Flächen sichern, sondern auch intelligenter planen und die Auswirkungen zukünftiger Hochwasserereignisse signifikant reduzieren“, erklärt Furkert.
Die Raumplanung hat die Aufgabe, potenzielle Gefahren frühzeitig in den Planungsprozess zu integrieren. Dies ermöglicht es, neue Baugebiete in hochwassergefährdeten Zonen zu vermeiden und Rückhaltezonen zu sichern oder neu auszuweisen. Gleichzeitig muss die Entwicklung von Siedlungen und Infrastrukturen an die jeweilige Gefährdungslage angepasst werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Schutz kritischer Infrastrukturen, die bei Hochwasserereignissen besonders gefährdet sind. Um eine effektive Hochwasservorsorge zu gewährleisten, ist eine enge Zusammenarbeit über Landesgrenzen hinweg und ein flussgebietsbezogenes Handeln unerlässlich.
Durch die Integration von Raumordnung und Wasserwirtschaft wird Hochwasserschutz zu einer strategischen Aufgabe, die nicht nur die Vermeidung von Schäden zum Ziel hat, sondern auch den Erhalt von Lebensräumen, den Klimaausgleich und naturnahe Erholungsräume fördert. Diese multifunktionale Betrachtung der Raumentwicklung trägt dazu bei, eine zukunftsfähige und nachhaltige Entwicklung zu gewährleisten. Die aktuelle Ausgabe der IzR zeigt anhand konkreter Beispiele, wie solche Ansätze in der Praxis funktionieren können.
Besondere Fallstudien aus Stolberg und Bad Neuenahr-Ahrweiler demonstrieren, wie hochwasserangepasste Bauleitplanung erfolgreich umgesetzt werden kann. Darüber hinaus liefern die Analysen zum Bundesraumordnungsplan für den Hochwasserschutz wertvolle Erkenntnisse darüber, wie Planungsziele in verschiedenen Ländern und Regionen umgesetzt werden und wo noch ungenutzte Potenziale liegen. Ein Blick auf die Vorgehensweisen in Ländern wie Österreich, den Niederlanden und der Schweiz zeigt, dass präventives Planen in vielen europäischen Nachbarn bereits eine Selbstverständlichkeit darstellt.
Die Beiträge in der Zeitschrift verbinden wissenschaftliche Erkenntnisse mit praktischen Handlungsempfehlungen für Kommunen, Planungsbehörden und politische Entscheidungsträger. Ziel ist es, das Risikobewusstsein zu schärfen, Flächen nachhaltig zu sichern und die Verantwortung über administrative Grenzen hinweg zu teilen. Um die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen, ist es unerlässlich, dass Raumplanung und Hochwasservorsorge Hand in Hand gehen.
Die Publikation „Informationen zur Raumentwicklung (IzR): Hochwasservorsorge risikoorientiert denken“ ist zum Preis von 19 Euro beim Steiner Verlag erhältlich. Weitere Informationen sowie Bestellmöglichkeiten finden Interessierte auf der Website des BBSR. Die Initiative zur Veröffentlichung dieser Ausgabe entstand in Zusammenarbeit mit der Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft (ARL), die ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Förderung von innovativen Ansätzen in der Raumplanung spielt.
Insgesamt zeigt sich, dass ein proaktives und integriertes Vorgehen bei der Raumordnung entscheidend ist, um den Herausforderungen des Hochwasserschutzes erfolgreich zu begegnen und die Lebensqualität in den betroffenen Regionen nachhaltig zu sichern.


















































