Neue Erkenntnisse über den Rückgang der Hai- und Rochenarten: Dringender Handlungsbedarf im Meeress…

Neue Erkenntnisse über den Rückgang der Hai- und Rochenarten: Dringender Handlungsbedarf im Meeress…

Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung der Universität Wien hat in einer bahnbrechenden Studie die Entwicklung der Artenvielfalt von Haien und Rochen über die letzten 100 Millionen Jahre untersucht. Die Ergebnisse, die kürzlich im angesehenen Fachjournal Scientific Reports veröffentlicht wurden, stellen die vorherigen Annahmen auf den Kopf, die von einer stabilen oder sogar zunehmenden Diversität dieser Tiergruppen ausgegangen sind. Im Gegenteil zeigen die Daten einen kontinuierlichen Rückgang der Artenvielfalt seit dem Eozän vor etwa 45 Millionen Jahren und werfen dringende Fragen zum Schutz dieser Meeresbewohner auf.

Die Forschung, geleitet von Manuel A. Staggl vom Institut für Paläontologie, stellt die Frage: Was können fossile Haie und Rochen über die gegenwärtige Krise der Biodiversität lehren? Die klärende Antwort lautet, dass diese Knorpelfische, die seit über 400 Millionen Jahren existieren, zwar zahlreiche Massenaussterbeereignisse überstanden haben, jedoch heute über ein Drittel der modernen Haie und Rochen vom Aussterben bedroht sind. Um wirksame Schutzmaßnahmen entwickeln zu können, ist es notwendig, die Umweltfaktoren zu verstehen, die die Artenvielfalt in der Vergangenheit beeinflusst haben.

Die Forscher analysierten umfassende fossile Daten und verglichen diese mit historischen Umweltbedingungen wie Temperatur, CO₂-Konzentration und der Verfügbarkeit von Lebensräumen. Die Studie enthüllt, dass das berühmte Massenaussterben, verursacht durch den Asteroideneinschlag vor 66 Millionen Jahren, kaum Auswirkungen auf Haie und Rochen hatte. Diese Tiere haben sich als äußerst widerstandsfähig erwiesen und erholten sich schnell von der Katastrophe, was zeigt, wie anpassungsfähig sie sind.

Die Vielfalt der Hai- und Rochenarten erreichte ihren Höhepunkt im Eozän, als das Klima deutlich wärmer war. Seitdem haben die Arten jedoch abgenommen, und die Forscher identifizierten mehrere Ursachen dafür. Ein entscheidender Faktor für die Entwicklung neuer Arten war die Verfügbarkeit von Lebensräumen, insbesondere flachen, artenreichen Küstengebieten. Jürgen Kriwet, der Leiter der Evolutionary Morphology Research Group, betont, dass die Vielfalt an flachen Meeresgebieten direkt mit der Anzahl der entwickelten Arten korreliert ist. Diese Lebensräume sind jedoch heutzutage stark durch Küstenbebauung, Klimawandel, Verschmutzung und nicht nachhaltige Fischerei bedroht.

Die Rolle von Kohlendioxid (CO₂) erwies sich als komplex. Die Forscher fanden heraus, dass moderate CO₂-Werte in der Atmosphäre tendenziell positive Auswirkungen auf die Artenvielfalt von Haien und Rochen hatten. Höhere CO₂-Werte führten jedoch zu Schäden in marinen Ökosystemen, was die Dringlichkeit der Bekämpfung der menschengemachten Ozeanversauerung unterstreicht.

Eine der größten Herausforderungen, die sich aus der gegenwärtigen Biodiversitätskrise ergibt, ist die Geschwindigkeit des Wandels. Die Kombination aus Überfischung, Lebensraumzerstörung und schnellem Klimawandel unterscheidet sich fundamental von früheren Bedrohungen. Während Haie und Rochen in der Vergangenheit Zeit hatten, sich an Veränderungen anzupassen, geschieht der aktuelle Wandel so schnell, dass viele spezialisierte Arten, wie etwa Tiefseehaie, nicht mehr mit den Veränderungen Schritt halten können.

Die Ergebnisse dieser Studie bieten wertvolle Einblicke zur Entwicklung effektiver Schutzstrategien. An oberster Stelle steht die Notwendigkeit, vielfältige Küstenlebensräume zu erhalten und wiederherzustellen. Zudem ist eine drastische Reduktion der CO₂-Emissionen unerlässlich, um die Ozeanversauerung zu bekämpfen. Staggl fasst zusammen: „Unserer Forschung zeigt, dass Meeresschutz weit über Fischfangquoten hinausgehen muss. Wir müssen die gesamten Lebensräume und das Klimasystem im Blick haben.“

Zusammenfassend zeigt diese Studie, dass die Herausforderungen, vor denen Haie und Rochen stehen, ernsthaft sind, und dass sofortige Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Vielfalt und das Überleben dieser wichtigen Meeresbewohner zu sichern.