Entdeckung einer neuen Korallenart auf Manganknollen in der Tiefsee**

Entdeckung einer neuen Korallenart auf Manganknollen in der Tiefsee**

In den unermesslichen Tiefen des Pazifischen Ozeans haben Wissenschaftler eine bemerkenswerte Entdeckung gemacht: eine neue Art von Koralle, die auf Manganknollen lebt. Diese Entdeckung wurde von einem internationalen Forschungsteam unter der Leitung von Dr. Nadia Santodomingo von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und Dr. Guadalupe Bribiesca-Contreras vom National Oceanography Centre in Großbritannien gemacht. Die Koralle trägt den Namen Deltocyathus zoemetallicus und wurde in der Clarion-Clipperton-Zone (CCZ) gefunden, einem Bereich, der zwischen Hawaii und Mexiko liegt und für seine mineralreichen Manganknollen bekannt ist.

Die CCZ ist ein riesiges marines Ökosystem, das als Heimat einer Vielzahl von Lebewesen gilt. Doch die Region steht unter Druck durch den Klimawandel, Umweltverschmutzung und den zunehmenden Druck des Tiefseebergbaus, der das Interesse an den wertvollen Mineralien in diesen Knollen geweckt hat. Diese neue Korallenart ist die erste bekannte Steinkoralle, die direkt auf den Manganknollen siedelt, und ihre Entdeckung wirft ein neues Licht auf die Biodiversität in der Tiefsee.

Deltocyathus zoemetallicus wurde in einer Tiefe von über 4.000 Metern entdeckt. Der Name der Koralle reflektiert ihren einzigartigen Lebensraum: „zoemetallicus“ bezieht sich auf das Leben auf metallhaltigen Gesteinen. Im Gegensatz zu ihren flachwasserlebenden Verwandten, die oft mit symbiotischen Algen leben und von Sonnenlicht abhängig sind, ist diese Koralle azooxanthellat, was bedeutet, dass sie keine Algen hat und in völliger Dunkelheit überlebt. Sie ernährt sich von organischen Partikeln, die im Wasser treiben.

Die Entdeckung wurde während mehrerer Expeditionen gemacht, bei denen das Forschungsteam mit speziellen Sammelwerkzeugen, den sogenannten Boxcorern, Proben der Koralle sowie der Manganknollen entnommen hat. Die Analyse der Proben erfolgte mithilfe hochauflösender Bildgebung und 3D-Mikro-CT-Scans, um die neue Art zu identifizieren und ihre Merkmale zu untersuchen.

Steinkorallen sind bekannt dafür, harte Skelette aus Kalziumkarbonat zu bilden. Während die meisten Menschen Steinkorallen mit den bunten Riffen in flachen Gewässern verbinden, leben viele Arten, darunter auch Deltocyathus zoemetallicus, in der dunklen und kalten Tiefsee. Einige Exemplare wurden sogar in Tiefen gefunden, in denen Kalziumkarbonat beginnt, sich aufzulösen – ein Hinweis darauf, dass diese Korallen besondere Anpassungen entwickelt haben, um in solch extremen Bedingungen zu überleben.

Im Gegensatz zu den meisten Deltocyathus-Arten, die auf dem Meeresboden frei leben, hat sich Deltocyathus zoemetallicus an die Manganknollen geheftet. Diese einzigartige ökologische Beziehung ist in der Welt der Tiefsee-Korallen neu und unterstreicht die Bedeutung dieser Entdeckung. Da die Manganknollen nur sehr langsam wachsen – lediglich ein paar Millimeter pro Million Jahre – könnte der Abbau dieser Ressourcen durch die Industrie nicht nur den Lebensraum der Koralle zerstören, sondern auch die Möglichkeit der Wiederbesiedlung verhindern.

Dr. Santodomingo betont, dass diese winzige Koralle ein „verborgener Schatz der Tiefsee“ ist und dass der Abbau der Manganknollen das Risiko birgt, eine gerade entdeckte Art auszulöschen. Diese Entdeckung verdeutlicht, wie wenig wir über die Lebensformen in der Tiefsee wissen und wie dringend weitere Forschung notwendig ist, um diese einzigartigen Ökosysteme zu bewahren.

Dr. Bribiesca-Contreras ergänzt, dass jede neu gefundene Art daran erinnert, dass der Meeresboden ein lebendiges System ist, das noch weitgehend unerforscht ist. Angesichts der sich nähernden Genehmigungen für den kommerziellen Bergbau in der CCZ ist es entscheidend, die verletzlichen und oft unbekannten Lebensräume der Tiefsee zu schützen. Der Erhalt dieser Lebensräume bedeutet nicht nur den Schutz einer einzigen Koralle, sondern die Bewahrung eines gesamten Ökosystems, das möglicherweise vor dem Verschwinden steht, bevor wir es vollständig verstehen.