Die Evolution des Fliegens ist ein faszinierendes Thema in der Paläontologie, das neue Erkenntnisse über die Entwicklung von Flugsauriern und Vögeln liefert. Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Dr. Mario Bronzati von der Eberhard Karls Universität Tübingen hat in einer aktuellen Studie herausgefunden, dass die Gehirnentwicklung bei Flugsauriern und modernen Vögeln auf unterschiedlichen Wegen erfolgte. Obwohl bekannt ist, dass sowohl Flugsaurier als auch Vögel unabhängig voneinander flugfähig wurden, zeigt diese Studie, dass die Gehirne dieser beiden Gruppen verschiedene evolutionäre Pfade eingeschlagen haben.
Die Untersuchung legt nahe, dass die Gehirne der Flugsaurier, die vor etwa 215 bis 66 Millionen Jahren lebten, signifikante Unterschiede zu den Gehirnen heutiger Vögel aufweisen. Stattdessen zeigen sie Ähnlichkeiten mit den Gehirnen ihrer Vorfahren, den Dinosauriern, die nicht flugfähig waren. Ein bemerkenswerter Aspekt ist, dass Flugsaurier im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht vergleichsweise kleine Gehirne hatten. Diese Entdeckung stellt die zuvor vertretene Ansicht in Frage, dass größere Gehirne, wie sie bei Vögeln vorkommen, notwendig für die Flugfähigkeit sind.
Die Studie, veröffentlicht in der renommierten Fachzeitschrift Current Biology, verdeutlicht, dass die Fähigkeit zu fliegen nur dreimal in der Evolutionsgeschichte der Wirbeltiere unabhängig entstand: bei Fledermäusen, Vögeln und Flugsauriern. Professor Lawrence Witmer von der Ohio University, einer der Mitautoren der Studie, erklärt, dass die grundlegende Struktur des Gehirns heutiger Vögel klar auf nicht flugfähige Dinosaurier zurückzuführen ist. Im Gegensatz dazu scheinen die Hirnstrukturen der Flugsaurier eine eigenständige Entwicklung durchlaufen zu haben, die sich von den anderen Linien abhebt.
Die Forscher untersuchten eine Vielzahl von Schädeln, die von landlebenden Reptilien, einschließlich Flugsauriern und Dinosauriern, bis hin zu modernen Vögeln und Krokodilen reichen. Mithilfe von computertomografischen Scans konnten sie die inneren Strukturen der Schädel detailliert analysieren und die Form und Größe der Gehirne dreidimensional rekonstruieren. Besonders hervorzuheben ist der Schädel des Lagerpetiden, einer Art, die als nahe Verwandte der Flugsaurier gilt. Fossilien dieser Art, die in Südbrasilien entdeckt wurden und auf ein Alter von etwa 233 Millionen Jahren datiert sind, zeigen, dass sie bereits ein gut entwickeltes Sehvermögen hatten, was durch vergrößerte und seitlich angeordnete Hirnlappen ermöglicht wurde. Diese Anpassung könnte den Lagerpetiden geholfen haben, sich besser in einer baumbestandenen Umgebung zurechtzufinden und könnte später für die Entwicklung des Fliegens bei Flugsauriern von Bedeutung gewesen sein.
Ein zentrales Ergebnis der Forschung ist die Erkenntnis, dass sich die Anatomie des Flugsauriergehirns in einem viel schnelleren evolutionären Tempo entwickelte, als bisher angenommen. Diese Entwicklungen geschahen mindestens 50 Millionen Jahre früher als in der Abstammungslinie von Dinosauriern zu Vögeln. Das ist besonders bemerkenswert, da das Fliegen eine physiologisch anspruchsvolle Fortbewegungsweise darstellt. Professor Matteo Fabbri von der Johns Hopkins University merkt an, dass die kleineren Gehirne der Flugsaurier keinen Nachteil für ihre Flugfähigkeit darstellten, was darauf hindeutet, dass ein großes Gehirn nicht zwingend erforderlich ist, um zu fliegen.
Ein weiteres bemerkenswertes Merkmal der Gehirne der Flugsaurier ist der vergrößerte Flocculus, eine Struktur im Kleinhirn, die für die Verarbeitung von Sinnesinformationen zuständig ist. Diese Struktur half den Flugsauriern, ihre Augen während des Flugs auf ein Ziel zu fokussieren. Im Gegensatz dazu zeigen moderne Vögel eine signifikante Vergrößerung des Großhirns, was auf ausgeprägtere kognitive Fähigkeiten hinweist, die mit komplexeren sozialen Interaktionen und höheren Intelligenzniveaus in Verbindung stehen.
Zusammenfassend zeigt die Forschung des Tübinger Teams, dass die Evolution des Fliegens und die damit verbundene Gehirnentwicklung in den verschiedenen Gruppen der flugfähigen Tiere äußerst komplex sind. Jedes neue Fossil, das entdeckt wird, bringt uns der Vorstellung näher, wie die frühen Vorfahren dieser Tiergruppen aussahen und wie sich ihre Eigenschaften über Millionen von Jahren entwickelt haben. Die paläontologische Forschung ist eine kontinuierliche Ent


















































