Verunreinigung von Nord- und Ostsee durch MRT-Kontrastmittel: Eine besorgniserregende Entwicklung**

Verunreinigung von Nord- und Ostsee durch MRT-Kontrastmittel: Eine besorgniserregende Entwicklung**

Eine neue umfassende Untersuchung, geleitet von Professor Michael Bau, einem Geochemiker an der Constructor University in Bremen, hat alarmierende Ergebnisse zur Verunreinigung der Nord- und Ostsee mit MRT-Kontrastmitteln aufgedeckt. Diese Studie, die von der CritMET-Arbeitsgruppe durchgeführt wurde, zeigt, dass die Gewässer in diesen Regionen erheblich mit Substanzen verunreinigt sind, die in der Magnetresonanztomographie (MRT) verwendet werden. Bei der Durchführung dieser medizinischen Tests kommen Kontrastmittel zum Einsatz, die Gadolinium, ein Seltene-Erden-Element, enthalten. Nach der Anwendung scheiden Patienten diese Substanzen aus, die in modernen Kläranlagen nicht vollständig entfernt werden können, wodurch sie in die Umwelt gelangen.

Die Forschungsergebnisse, die in verschiedenen renommierten Fachzeitschriften veröffentlicht wurden, belegen, dass die südliche Nordsee hauptsächlich über Flüsse wie den Rhein, die Ems, die Weser und die Elbe, aber auch über die Themse mit diesen Kontrastmitteln belastet wird. Dr. Dennis Krämer, der die Nordseestudie leitet und an der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover tätig ist, hebt hervor, dass die Meeresströmungen diese Kontamination entlang der deutschen und dänischen Küste bis in die Fjorde Südnorwegens transportieren, wo sie sich mit Wasser aus der Ostsee vermischen. Das Ostseewasser selbst wird durch Flüsse wie die Weichsel und die Oder mit Gadolinium kontaminiert, was auf ein weit verbreitetes Problem in vielen europäischen Gewässern hinweist.

Ein zentrales Anliegen der Studie ist die ökologischen und ökonomischen Bedeutung von Nord- und Ostsee. Diese Gewässer sind nicht nur für die Biodiversität von großer Wichtigkeit, sondern spielen auch eine bedeutende Rolle für den Tourismus und die Aquakultur. In diesem Kontext untersucht Dr. Keran Zhang innerhalb der CritMET-Gruppe die Auswirkungen auf marine Organismen wie Muscheln und Fische. Erste Ergebnisse zeigen, dass zwar einige Wasserlebewesen in der Lage sind, MRT-Kontrastmittel aufzunehmen, jedoch bisher keine Hinweise darauf bestehen, dass Gadolinium in nennenswertem Umfang in die Nahrungskette gelangt. Zhang macht jedoch auch deutlich, dass weitere Untersuchungen notwendig sind, um die Stabilität der verschiedenen MRT-Kontrastmittel im Meerwasser zu klären und festzustellen, wie lange es dauert, bis diese Verbindungen abgebaut werden und das Gadolinium bioverfügbar wird.

Aktuell zeigen die ermittelten Konzentrationen der Verunreinigungen noch keine unmittelbaren Gesundheitsgefahren auf. Dennoch ist es besorgniserregend, dass in den letzten Jahren zunehmend solche Substanzen in immer größeren Mengen in das Wasser gelangen – nicht nur in Flüsse und Seen, sondern auch in Meere sowie in Grund- und Trinkwasser. Professor Bau warnt, dass dieser Trend unvermindert fortschreiten wird. Kritische Rohstoffe wie die in MRT-Kontrastmitteln enthaltenen Seltenen Erden haben im Wasser, insbesondere im Trinkwasser, nichts zu suchen.

Die Ergebnisse der Studie werfen ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, die mit dem verstärkten Einsatz und der Verarbeitung von Seltenen Erden verbunden sind. Diese Metalle sind nicht nur für industrielle Anwendungen wichtig, sondern stellen auch eine potenzielle Bedrohung für die Umwelt dar. Angesichts der anhaltenden Belastung der Gewässer durch menschliche Aktivitäten ist es von wesentlicher Bedeutung, die Auswirkungen dieser Verunreinigungen zu überwachen und geeignete Maßnahmen zur Schadensbegrenzung zu ergreifen.

Die aktuellen Forschungen der CritMET-Gruppe sind nicht nur von wissenschaftlichem Interesse, sondern auch von gesellschaftlicher Relevanz. Die Ergebnisse zeigen, dass es dringend notwendig ist, die Verwendung von chemischen Substanzen in der Medizin und deren Auswirkungen auf die Umwelt zu überdenken. Die Untersuchung der Verbreitung von Gadolinium in Gewässern ist ein erster Schritt, um die Problematik zu adressieren und Lösungen zu finden, die sowohl die Gesundheit der Ökosysteme als auch die der Menschen schützen.