Qualifikationen für die Zukunft: Anforderungen an Fachkräfte in der Wasserstoffwirtschaft**

Qualifikationen für die Zukunft: Anforderungen an Fachkräfte in der Wasserstoffwirtschaft**

Die Entwicklung einer Wasserstoffwirtschaft spielt eine entscheidende Rolle im Rahmen der Energiewende und ist essenziell für die Erreichung der Klimaziele, die im Pariser Abkommen festgelegt wurden. Eine aktuelle Untersuchung des Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) beleuchtet die gegenwärtigen Qualifikationsbedarfe in diesem aufstrebenden Sektor und bietet wertvolle Empfehlungen zur Anpassung der Ausbildungs- und Weiterbildungsprogramme. Der Übergang zu grünem Wasserstoff erfordert nicht nur technologische Fortschritte und den Aufbau geeigneter Infrastrukturen, sondern vor allem auch eine ausreichende Anzahl qualifizierter Fachkräfte.

Die Einführung von Wasserstofftechnologien führt zur Schaffung neuer Arbeitsplätze und Berufsprofile, insbesondere in Bereichen wie der Wasserstoffproduktion, dem Maschinenbau, der technischen Infrastruktur und den Zulieferindustrien. Angesichts dieser Entwicklungen ist es von großer Bedeutung, den zukünftigen Ausbildungsbedarf frühzeitig zu identifizieren. In ihrer Studie „Wasserstoff als nachhaltiger Energieträger – Qualifikations- und Kompetenzanforderungen einer entstehenden Wasserstoffwirtschaft“ haben die Forscher des Fraunhofer IAO die notwendigen Qualifikationen und Kompetenzen für die Wasserstoffwirtschaft in Deutschland untersucht und einen umfassenden Überblick über die erforderlichen Fähigkeiten gegeben. Diese Erkenntnisse sollen Unternehmen dabei unterstützen, gezielte Weiterbildungsmaßnahmen zu entwickeln.

Die Analyse von 130 Stellenanzeigen, die sich auf Wasserstofftechnologien beziehen, zeigt bereits jetzt eine signifikante Nachfrage nach spezifischen Fähigkeiten in diesem Bereich. Besonders gefragt sind Fachkräfte aus den Bereichen technische Forschung und Entwicklung, Maschinenbau, Betriebstechnik, Elektrotechnik, Chemie und Energietechnik. Die Auswertung ergab, dass der größte Teil der geforderten Abschlüsse aus dem Ingenieurwesen stammt. Neben den technischen Anforderungen sind auch organisatorische und wirtschaftliche Kompetenzen unerlässlich, insbesondere für die Planung, Umsetzung und Regulierung von Wasserstoffprojekten. Dr. Janika Kutz, Teamleiterin am Fraunhofer IAO, betont, dass der Wasserstoffmarkt aufgrund seiner Komplexität ein breites Spektrum an Qualifikationen erfordert, das von ingenieurtechnischen Fähigkeiten über rechtliche Kenntnisse bis hin zu Projektmanagement und interdisziplinärer Zusammenarbeit reicht.

Die Studie bietet konkrete Handlungsempfehlungen für den Aufbau der erforderlichen Kompetenzen in der Wasserstoffwirtschaft, die in fünf zentrale Kategorien unterteilt werden können:

1. Umschulung und Weiterbildung bestehender Fachkräfte: Fachkräfte aus verwandten Branchen, wie der traditionellen Energiewirtschaft, dem Maschinenbau und der chemischen Industrie, bringen oft bereits grundlegende technische Kenntnisse mit. Es sollten modulare Weiterbildungsprogramme entwickelt werden, um diese Qualifikationen gezielt zu erweitern.

2. Anpassung von Ausbildungs- und Studiengängen: Die bestehenden Curricula in Ausbildung und Studium müssen überarbeitet werden, um zentrale Themen wie die Wasserstoffproduktion, -speicherung, -nutzung und -sicherheit einzubeziehen. Insbesondere spezialisierte Bachelor- und Masterprogramme könnten langfristig helfen, den Fachkräftebedarf zu decken.

3. Förderung von Weiterbildung in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU): Staatliche Förderprogramme für Qualifizierungsmaßnahmen im Wasserstoffbereich sollten entwickelt werden, um KMU zu unterstützen und die Qualifizierung von Fachkräften in diesen Unternehmen zu erleichtern.

4. Nutzung digitaler Lernplattformen und innovativer Schulungsformate: E-Learning-Module können sowohl für grundlegende als auch für fortgeschrittene Themen der Wasserstofftechnologie erstellt werden, wodurch ein einfacher Zugang zu Qualifizierungsmaßnahmen ermöglicht wird. Innovative Anwendungen wie Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) könnten Fachkräfte realitätsnah in den Umgang mit Wasserstoffanlagen einführen, ohne sie dabei Gefahren auszusetzen.

5. Vernetzung der Industrie für gemeinsame Qualifizierungsinitiativen: Die Transformation zur Wasserstoffwirtschaft erfordert eine stärkere Vernetzung der Unternehmen. Kooperationen könnten dabei helfen, gemeinsame Schulungsprogramme zu entwickeln, Best Practices auszutauschen und Trainingsplattformen einzurichten, um redundante Strukturen zu vermeiden und Ressourcen effizient zu nutzen.

Diese Studie ist Teil des Forschungsprojekts „Hydrogenium“, das durch das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg und den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert wird. Um Unternehmen bei der Transformation zur Wasserstoffwirtschaft zu unterstützen, wird zudem ein Tool zur Analyse der notwendigen Kompetenzanforderungen entwickelt. Die gewonnenen Erkenntnisse sind nicht nur für die Unternehmen von Bedeutung, sondern tragen auch zur Schaffung eines nachhaltigen und zukunftsfähigen Arbeitsmarktes in der Wasserstoffwirtschaft bei.