Vielfältige Saatmischungen erhöhen Futtererträge und reduzieren den Düngemittelverbrauch**

Vielfältige Saatmischungen erhöhen Futtererträge und reduzieren den Düngemittelverbrauch**

Eine neue internationale Studie, an der auch die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) beteiligt war, hat gezeigt, dass eine höhere Vielfalt an Pflanzenarten auf landwirtschaftlich genutztem Grasland signifikante Vorteile für Erträge und Umwelt bietet. Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden in der renommierten Fachzeitschrift Science veröffentlicht und könnten einen entscheidenden Beitrag zu nachhaltigeren Landwirtschaftspraktiken leisten.

Die Forschung ergab, dass Mischungen, die aus sechs verschiedenen Pflanzenarten bestehen – darunter jeweils zwei Arten von Gräsern, Leguminosen und Kräutern – im Durchschnitt eine Trockenmasseproduktion von 12,3 Tonnen pro Hektar und Vegetationsperiode erreichen. Diese Zahlen übertreffen die Erträge von stark gedüngten Gras-Monokulturen um 11 Prozent und klassischer Kleegras-Mischungen sogar um 18 Prozent, und das bei einem deutlich reduzierten Einsatz von Stickstoffdünger. Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass eine erhöhte Artenvielfalt nicht nur die Erträge steigert, sondern auch den ökologischen Fußabdruck der Landwirtschaft verringert.

Ein bemerkenswerter Aspekt der Studie ist, dass die Vorteile artenreicher Mischungen mit steigenden Temperaturen zunehmen. Dies weist auf das große Potenzial solcher Mischungen hin, sich an den Klimawandel anzupassen – ein zunehmend wichtiges Thema in der modernen Landwirtschaft. Tiefwurzelnde Kräuterarten tragen zusätzlich zur Verbesserung der Trockenheitstoleranz der Graslandsaaten bei und liefern dabei nährstoffreiches Futter. Ihre Blüten bieten zudem eine wertvolle Nahrungsquelle für Insekten in intensiv bewirtschafteten Agrarlandschaften.

Dr. Ralf Loges, ein prominenter Forscher an der CAU, betont die Bedeutung tiefwurzelnder Pflanzen wie Zichorie und Spitzwegerich. Diese Arten zeichnen sich nicht nur durch ihre Trockenheitstoleranz aus, sondern tragen auch zur Stabilität der Erträge und zur Effizienz der Nährstoffnutzung bei. Die Kombination dieser tiefwurzelnden Kräuter mit stickstofffixierenden Leguminosen könnte die Landwirte dabei unterstützen, sowohl die Produktivität als auch die Nachhaltigkeit ihrer Betriebe zu verbessern.

Die Studie ist Teil des internationalen Forschungsnetzwerks LegacyNet, das von Wissenschaftlern aus verschiedenen Ländern ins Leben gerufen wurde. Die Experimente wurden an 26 Standorten weltweit durchgeführt, von Dänemark über Italien bis hin zu China, den USA und Neuseeland. Zwei der Versuchsflächen befanden sich auf den landwirtschaftlichen Versuchsbetrieben der CAU, was die Kieler Universität zu einem wichtigen Zentrum für die Analyse und Auswertung dieser Forschung macht.

Während die aktuelle Veröffentlichung die Ertragsleistungen der verschiedenen Mischungen untersucht, arbeitet das LegacyNet-Team bereits an einer weiteren Studie, die sich mit der Futterqualität dieser vielfältigen Saatmischungen befasst. Über 6000 Futterproben aus den verschiedenen Versuchsstandorten wurden in den Laboren der CAU analysiert, um umfassende Daten zur Nährstoffzusammensetzung zu erhalten.

Ein weiterer spannender Aspekt der Forschung ist der sogenannte „Legacy“-Effekt, der beschreibt, wie nach der Ernte artenreiche Bestände ein reicheres Wurzelsystem hinterlassen, das den nachfolgenden Pflanzen wie Weizen oder Hafer zugutekommt. Dies könnte potenziell den Bedarf an Stickstoffdünger für diese Kulturen reduzieren und somit zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft beitragen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Ergebnisse dieser Studie nicht nur die Vorteile einer erhöhten Pflanzenvielfalt im Futterbau belegen, sondern auch deren positive Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesundheit der Tiere hervorheben. Dr. Ralf Loges resümiert, dass die Erkenntnisse des LegacyNet-Konsortiums ein wichtiges Signal für die Weiterentwicklung umweltfreundlicher Agrarsysteme darstellen. Die Studie ist ein bedeutender Schritt in Richtung einer nachhaltigeren und ressourcenschonenden Landwirtschaft, die sowohl den Anforderungen der Ertragssicherung als auch den ökologischen Bedürfnissen gerecht wird.