In vielen Regionen Afrikas haben große Pflanzenfresser wie Elefanten, Giraffen und Nashörner Schwierigkeiten, ihren Natriumbedarf ausreichend zu decken. Diese Problematik ist auf die Verteilung von Natrium in der Natur zurückzuführen. Wissenschaftler der Universität Zürich haben in einer aktuellen Studie aufgezeigt, dass viele Schutzgebiete in Gebieten mit niedrigem Natriumgehalt liegen, was erhebliche Auswirkungen auf den Bestand und das Verhalten dieser Tiere hat.
Pflanzenfresser benötigen regelmäßige Mengen an Natrium, um einen gesunden Stoffwechsel aufrechtzuerhalten. Während domestizierte Tiere wie Kühe und Schafe oft mit Salz- oder Mineralstofflecksteinen versorgt werden, hängt die Natriumversorgung bei Wildtieren stark von ihrem Lebensraum ab. In einigen Regionen gibt es genügend natürliche Salzquellen, während andere Gebiete unter einem signifikanten Mangel leiden. Diese Unterschiede bestimmen nicht nur, wo sich bestimmte Arten ansiedeln, sondern auch ihre Wanderbewegungen auf der Suche nach Salz.
Die Forscher kombinierten hochauflösende Karten des Natriumgehalts in Pflanzen mit Daten zur Populationsdichte der Tiere sowie Ergebnissen aus Kotanalysen. Diese Analysen ergaben, dass ein Natriummangel in der Nahrung direkt im Kot nachgewiesen werden kann, was es den Wissenschaftlern ermöglichte, Rückschlüsse auf die tatsächliche Versorgungslage der Tiere zu ziehen. Die Ergebnisse zeigten, dass die Verfügbarkeit von Natrium in Pflanzen in Afrika regional um das 1000-fache variieren kann, was die Versorgung von Wildtieren stark beeinflusst.
Besonders betroffen von dieser Salzknappheit sind die größten Pflanzenfresser, die sogenannten Megapflanzenfresser. Laut Marcus Clauss, einem der Studienautoren und Klinikdirektor am Tierspital der Universität Zürich, haben diese Tiere in vielen Gebieten nicht genug Zugang zu Natrium. Dies könnte erklären, warum bestimmte Verhaltensweisen von Wildtieren beobachtet werden: In Kenia beispielsweise dringen Elefanten in Höhlen vor, um an natriumreiche Felswände zu gelangen, während sie im Kongo in Flussbetten nach Salz graben. Ähnliche Verhaltensweisen wurden auch bei anderen Tierarten beobachtet, beispielsweise bei Gorillas, die um salzhaltige Nahrungsmittel kämpfen, oder bei Nashörnern und Zebras, die sich an Salzpfannen versammeln.
Ein weiteres faszinierendes Ergebnis der Studie ist die Erklärung für den geringen Bestand großer Pflanzenfresser in Westafrika. Diese Region ist zwar vegetations- und artenreich, jedoch kommen nur wenige Megapflanzenfresser vor. Die Forscher vermuten, dass ein ausgeprägter Natriummangel eine zentrale Rolle dabei spielt, möglicherweise in Kombination mit anderen Faktoren wie Überjagung und geringer Bodenfruchtbarkeit.
Die Erkenntnisse der Studie werfen auch Fragen für den Natur- und Tierschutz auf. In von Menschen besiedelten Gebieten entstehen durch Bohrlöcher oder durch die Verwendung von Streusalz in nördlichen Regionen künstliche Natrium-Hotspots. Viele Schutzgebiete befinden sich jedoch in natriumarmen Landschaften, was bedeutet, dass Tiere, die auf der Suche nach Salz weite Strecken zurücklegen, in Konflikt mit menschlichen Aktivitäten geraten könnten. Clauss betont, dass dies eine bedeutende Herausforderung für den Naturschutz darstellt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Studie einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der ökologischen Dynamiken in Afrika leistet. Sie zeigt, wie der Natriumgehalt in der Umwelt das Verhalten, die Verbreitung und letztlich das Überleben der großen Pflanzenfresser beeinflusst. Angesichts der Herausforderungen, die durch den menschlichen Einfluss auf diese Landschaften entstehen, ist es von entscheidender Bedeutung, die Bedürfnisse dieser Tiere zu verstehen und zu berücksichtigen, um geeignete Schutzmaßnahmen zu entwickeln.
