CCAMM-Forschungsprogramm: Neue Erkenntnisse über alpine Risiken durch den Klimawandel**

CCAMM-Forschungsprogramm: Neue Erkenntnisse über alpine Risiken durch den Klimawandel**

Nach acht Jahren intensiver Forschung hat das CCAMM-Forschungsprogramm (Climate Change Impacts on Alpine Mass Movements) seine Ergebnisse veröffentlicht. Unter der Leitung von Michael Bründl, in Zusammenarbeit mit Alexander Bast, wurde ein umfassender Synthesebericht erstellt, der die Auswirkungen des Klimawandels auf alpine Massenbewegungen analysiert. Das Team, bestehend aus über 60 Wissenschaftlern, hat in diesem inter- und transdisziplinären Projekt untersucht, wie sich alpine Naturgefahren durch den Klimawandel verändern und wo dringender Handlungsbedarf besteht.

Die Alpenregion ist in den letzten Jahren von verschiedenen Naturereignissen stark betroffen gewesen, darunter Bergstürze, Murgänge und Kaskadenereignisse. Zu den beobachteten Instabilitäten zählen unter anderem der Pizzo Cengalo und der Piz Scerscen in Graubünden sowie der Spitze Stei im Berner Oberland. Bründl warnt, dass zukünftige Ereignisse in einem Ausmaß auftreten könnten, das gegenwärtig kaum vorstellbar ist. Dies verdeutlicht die Dringlichkeit, sich auf die bevorstehenden Herausforderungen besser vorzubereiten.

Der Synthesebericht unterteilt sich in mehrere Kapitel, die sich mit verschiedenen Aspekten des Klimawandels und seiner Auswirkungen auf die alpine Umgebung befassen. Dazu gehören Themen wie Klima, Schnee und Lawinen, Fels- und Sedimentdynamik sowie Kaskadenprozesse, die durch das Zusammenwirken mehrerer Gefahren entstehen. Ein Beispiel hierfür ist der Fall eines Bergsturzes, bei dem Felsen in einen Stausee stürzen und eine Welle erzeugen, die wiederum einen Murgang auslösen kann. Diese komplexen Prozessketten sind schwer vorherzusagen, was die Notwendigkeit von präziseren Modellen zur Vorhersage solcher Ereignisse unterstreicht.

Im Rahmen des Programms wurden verschiedene Modelle entwickelt, die die Auswirkungen des Klimawandels simulieren. Diese Modelle sind entscheidend für die Abschätzung, wie sich alpine Massenbewegungen verändern werden. Allerdings war es laut Bast notwendig, die Datenbasis zu verbessern, da die bisherigen Daten nicht ausreichend aufgelöst waren. Um die Informationslücken zu schließen, wurde die Info-App BergAb ins Leben gerufen. Diese App bietet eine anschauliche und wissenschaftlich fundierte Erklärung darüber, wie sich alpine Gefahren entwickeln könnten und welche Auswirkungen dies auf die Gesellschaft hat.

Ein zentrales Ergebnis des Forschungsprogramms ist die Erkenntnis, dass meteorologische Faktoren, insbesondere Temperatur und Niederschlag, maßgeblich die Dynamik alpiner Massenbewegungen beeinflussen. In der Schweiz liegt die durchschnittliche bodennahe Lufttemperatur bereits 2,9 Grad Celsius über dem Niveau vor der Industrialisierung, was signifikant über dem globalen Durchschnitt liegt. Diese drastischen Veränderungen erfordern schnelles Handeln seitens der Gemeinden, Kantone und des Bundes, um den Folgen des Klimawandels entgegenzuwirken.

Die Forscher betonen die Notwendigkeit klarer gesetzlicher Vorgaben, um effektive Maßnahmen gegen die veränderten Risiken zu implementieren. Bründl hebt hervor, dass es derzeit an rechtlichen Rahmenbedingungen mangelt, die die Umsetzung von Präventionsstrategien erschweren. Er empfiehlt die Schaffung gesetzlicher Aufträge für alle staatlichen Ebenen, um den Handlungsbedarf zu adressieren und finanzielle Mittel bereit zu stellen.

Zusätzlich wurde die Notwendigkeit betont, kostengünstige Frühwarnsysteme zu entwickeln, die präzise und zeitnahe Daten liefern. Dies könnte dazu beitragen, die Risiken für die Bevölkerung zu minimieren. Auch die Bürgerinnen und Bürger sind aufgerufen, sich aktiv zu beteiligen. Als Citizen Scientists können sie wertvolle Informationen über Lawinen, Felsstürze und ähnliche Ereignisse sammeln, um die Forschung zu unterstützen und bestehende Datenlücken zu schließen.

Insgesamt haben die CCAMM-Forschenden sieben Punkte identifiziert, an denen in den kommenden Jahren gearbeitet werden sollte, und sind überzeugt, dass die Herausforderungen auch in Zukunft bestehen bleiben werden. Die umfassenden Ergebnisse des Programms zeigen, dass trotz der großen Risiken, die der Klimawandel mit sich bringt, auch zahlreiche Möglichkeiten bestehen, um die Sicherheit in den Alpen zu erhöhen.