
Eine aktuelle Untersuchung der Technischen Universität Graz (TU Graz) hat das Potenzial eines zusätzlichen Bremslichts an der Fahrzeugfront analysiert, um die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen und die Anzahl der Verkehrsunfälle zu verringern. Die Studie wurde unter der Leitung von Ernst Tomasch, einem Experten am Institut für Fahrzeugsicherheit der TU Graz, in Zusammenarbeit mit dem Bonner Institut für Rechts- und Verkehrspsychologie durchgeführt. Die Ergebnisse legen nahe, dass eine solche Maßnahme bis zu 17 Prozent der Kollisionen an Kreuzungen verhindern könnte.
Im Rahmen dieser Untersuchung wurden 200 realisierte Unfälle an Straßenkreuzungen in Österreich genau unter die Lupe genommen. Die Forscher rekonstruierten die Unfälle, um den Ablauf und die Umstände, die zu den Kollisionen führten, im Detail zu verstehen. Anschließend simulierten sie die Unfälle erneut, wobei sie die Annahme trafen, dass die beteiligten Fahrzeuge mit einem vorderen Bremslicht ausgestattet waren. Diese innovative Lichtquelle würde den anderen Verkehrsteilnehmern signalisieren, ob ein Fahrzeug abbremst oder anhalten könnte, was die Reaktionszeit der Fahrer erheblich verkürzen könnte.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Einführung eines vorderen Bremslichts nicht nur die Reaktionszeiten der Verkehrsteilnehmer verbessern, sondern auch die Aufprallgeschwindigkeit reduzieren könnte. In bis zu einem Viertel der analysierten Fälle hätte die zusätzliche Lichtquelle dazu beigetragen, die Schwere der Verletzungen zu mindern. Laut Tomasch könnte das visuelle Signal, das von einem vorderen Bremslicht ausgeht, signifikante Auswirkungen auf das Verhalten der Verkehrsteilnehmer haben. „Durch die schnellere Wahrnehmung des Bremsens eines Fahrzeugs kann der Anhalteweg verkürzt werden, was letztlich die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls verringert“, erklärt er.
Obwohl die Idee eines vorderen Bremslichts bereits seit einiger Zeit existiert, hat sie bislang noch nicht den Weg in die Serienproduktion von Fahrzeugen gefunden. Aktuell gibt es nur in einem Feldversuch in der Slowakei Fahrzeuge, die mit dieser Technologie ausgestattet sind. Angesichts der vielversprechenden Ergebnisse der Studie wird jedoch eine breitere Implementierung in Betracht gezogen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Forschung betrifft die Sichtbarkeit des vorderen Bremslichts. Die Studie hat gezeigt, dass in etwa einem Drittel der rekonstruierten Unfälle die Bremslichter aufgrund ungünstiger Winkel nicht wahrgenommen werden konnten. Daher schlagen die Forscher vor, zusätzliche Bremslichter an den Seiten der Fahrzeuge anzubringen, um deren Sichtbarkeit zu verbessern und den potenziellen Sicherheitsvorteil zu maximieren. Die vorgeschlagenen vorderen Bremslichter könnten zudem in einer grünen Farbe leuchten, was eine klare Unterscheidung zu den traditionellen roten Bremslichtern an der Rückseite der Fahrzeuge ermöglichen würde.
Die technischen Herausforderungen, die mit der Integration solcher Bremslichter in bestehende Fahrzeugmodelle verbunden sind, könnten möglicherweise relativ einfach zu bewältigen sein. Auch für ältere Fahrzeuge wäre eine Nachrüstung denkbar, was die Umsetzung dieser Sicherheitsmaßnahme weiter erleichtern könnte.
Die Ergebnisse dieser Studie wurden kürzlich in dem Fachjournal „Vehicles“ veröffentlicht und könnten, falls sie in der Praxis umgesetzt werden, einen bedeutenden Beitrag zur Verbesserung der Verkehrssicherheit leisten. Die Forscher hoffen, dass die Erkenntnisse über die Wirksamkeit von vorderen Bremslichtern nicht nur zu einer Diskussion über deren Einführung führen, sondern auch zu konkreten Maßnahmen, die letztendlich dazu beitragen, Unfälle zu verhindern und Leben zu retten.
Insgesamt verdeutlicht die Studie der TU Graz, dass innovative Ansätze zur Verbesserung der Verkehrssicherheit nicht nur möglich, sondern auch notwendig sind, um die steigenden Unfallzahlen in urbanen und ländlichen Gebieten zu reduzieren. Die Implementierung zusätzlicher Bremslichter könnte einen entscheidenden Schritt in die richtige Richtung darstellen.