Neue Perspektiven auf Käferholz und Moore: Ausstellungen zur Förderung nachhaltiger Materialien**

Neue Perspektiven auf Käferholz und Moore: Ausstellungen zur Förderung nachhaltiger Materialien**

Im Rahmen von zwei innovativen Ausstellungen, die vom Exzellenzcluster „Matters of Activity“ organisiert werden, wird die herkömmliche Sichtweise auf Käferholz und Moore revolutioniert. Diese Veranstaltungen fordern die Besucher auf, die oft als minderwertig angesehenen Ressourcen neu zu bewerten und deren Potenzial für eine nachhaltige Zukunft zu erkennen. Während die erste Ausstellung sich mit Käferholz und dessen Transformation beschäftigt, widmet sich die zweite den wertvollen Ökosystemen der Moore und deren Bedeutung für das Klima.

Die Ausstellung „Symbiotic Wood“ nimmt das von Käfern und Pilzen befallene Holz als Ausgangspunkt. Traditionell wird solches Holz häufig als defekt oder unbrauchbar eingestuft. Doch die Kuratorin Karola Dierichs und ein interdisziplinäres Team aus Materialforscher:innen, Designer:innen und Künstler:innen laden die Besucher ein, diese Perspektive zu hinterfragen. Statt den Befall als Zerstörung zu betrachten, wird er hier als ein kreativer Prozess dargestellt, bei dem Käfer und Pilze als Co-Designer auftreten. Diese Lebewesen formen das Holz und verleihen ihm neue, einzigartige Texturen und Formen.

Die Ausstellung ist in zwei Hauptteile gegliedert. Im ersten Teil wird der wissenschaftliche Kontext erläutert: Die Auswirkungen von Monokulturen, intensiver Forstwirtschaft und dem Klimawandel auf die Zunahme von Insekten- und Pilzbefall werden eingehend behandelt. Der zweite Teil der Ausstellung hingegen ermutigt die Besucher, das befallene Holz als lebendiges Material zu verstehen, das wir mit anderen Organismen teilen. Eine beeindruckende Open-Air-Installation ermöglicht es den Besuchern, das Holz direkt zu berühren und seine Eigenschaften zu erfahren. Durch ein modulares System, das an die Lagerung von Kisten erinnert, wird demonstriert, wie dieses Holz neu interpretiert und sinnvoll genutzt werden kann.

Ein besonderes Highlight der Ausstellung ist das Abschlussevent, bei dem die Besucher die Möglichkeit haben, Stücke des befallenen Holzes mitzunehmen. Dies fördert nicht nur das Bewusstsein für die Ressource, sondern ermöglicht auch eine aktive Mitgestaltung und Umdeutung des Materials. Die Ausstellung „Symbiotic Wood“ ist Teil der Reihe „More than Human“ und wird in Zusammenarbeit mit der Humboldt-Universität und dem Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung präsentiert.

Parallel dazu findet die Ausstellung „Swamp Things!“ statt, die sich mit der oft vernachlässigten Bedeutung der Moore beschäftigt. Diese Feuchtgebiete werden häufig entwässert, um Platz für landwirtschaftliche Nutzung zu schaffen, obwohl sie eine entscheidende Rolle im Klimaschutz spielen. Intakte Moore sind in der Lage, doppelt so viel Kohlenstoff zu speichern wie alle Wälder zusammen, was ihre Erhaltung und Wiederherstellung zu einer wichtigen Klimastrategie macht. Die Kuratorinnen Charlett Wenig und Lucy Norris setzen sich in dieser Ausstellung dafür ein, das Bewusstsein für die Notwendigkeit der Wiedervernässung dieser wertvollen Landschaften zu schärfen und deren Potenzial als lebendige Materialien zu erforschen.

In „Swamp Things!“ werden heimische Pflanzen aus brandenburgischen Mooren in den Mittelpunkt gerückt. Die Ausstellung zeigt, wie diese Pflanzen durch verschiedene Techniken – wie Korbflechterei und Open-Source-Wickelmaschinen – verarbeitet werden können. Besucher sind eingeladen, die Vielfalt und die aktiven Eigenschaften von Moorpflanzen zu entdecken und zu erleben, sie nicht nur als Biomasse, sondern als Materialien mit eigener Geschichte und Textur zu betrachten. Diese interaktive Auseinandersetzung soll die Besucher ermutigen, Moore als Orte der regenerativen Kreativität zu sehen und sich eine zukunftsfähige Beziehung zu diesen Ökosystemen vorzustellen.

Beide Ausstellungen bieten nicht nur eine Plattform für kreative Auseinandersetzungen mit Materialien, sondern auch eine Chance, über nachhaltige Praktiken nachzudenken und das Bewusstsein für die wichtige Rolle von Käferholz und Mooren in unserem Ökosystem zu schärfen. Sie laden dazu ein, neue Wege zu erkunden, wie wir mit unseren Ressourcen umgehen können, und fördern somit einen respektvollen und kreativen Umgang mit der Natur.