
Die Nutzung von Feuer durch den Menschen, die vor über 50.000 Jahren begann, hat nicht nur das Überleben unserer Vorfahren sichergestellt, sondern auch tiefgreifende Veränderungen in der Umwelt bewirkt. Eine aktuelle Studie, veröffentlicht im Fachjournal Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS), beleuchtet diese weitreichenden Auswirkungen und zeigt, dass Feuer nicht nur ein Werkzeug war, sondern auch ein entscheidender Faktor für die Entwicklung von Ökosystemen und den Kohlenstoffkreislauf auf unserem Planeten.
Feuer ist seit über 400 Millionen Jahren ein wesentlicher Bestandteil der Erdgeschichte. Es hat die Lebensräume, die Vegetation und das Klima maßgeblich beeinflusst. Während der Evolution des Menschen hat sich die Beziehung zu Feuer jedoch grundlegend gewandelt. Von einem natürlichen Element, das sich in der Umwelt manifestierte, wurde Feuer zunehmend zu einem gezielten Hilfsmittel, das von Menschenhand genutzt wurde. Diese Transformation hatte weitreichende Konsequenzen, die bis in die Gegenwart reichen.
Die neue Studie, an der ein internationales Team von Forschern, darunter Paläontologen der Freien Universität Berlin, beteiligt war, untersucht die Ergebnisse von Sedimentproben, die vor 300.000 Jahren im Ostchinesischen Meer abgelagert wurden. Diese Proben enthielten verkohlte Pflanzenreste, die aus unvollständiger Verbrennung resultieren. Die Analyse dieser pyrogenen Kohlenstoffe zeigt, dass bereits vor über 50.000 Jahren in Eurasien eine signifikante Zunahme der Feueraktivität stattfand, die bis zu 10.000 Jahre früher einsetzte als bisher angenommen.
Diese Zunahme der Feuerverwendung fiel mit der Ausbreitung des modernen Menschen (Homo sapiens) und einer wachsenden Bevölkerungsdichte zusammen. In Zeiten kalter Eiszeitalter diente das Feuer nicht nur der Zubereitung von Nahrung, was eine effektivere Nährstoffaufnahme ermöglichte, sondern auch als Schutz vor Raubtieren. Diese Nutzung führte zu einem Überlebensvorteil in extremen Klimabedingungen und trug zu kulturellen und technologischen Fortschritten bei.
Die Erkenntnisse der Studie stellen die gängige Vorstellung in Frage, dass der Mensch erst in der jüngeren Vergangenheit, während der letzten Eiszeit und dem anschließenden Holozän, signifikante Auswirkungen auf die Erde hatte. Dr. Debo Zhao, einer der Hauptautoren der Studie, betont, dass bereits während der letzten Eiszeit durch den Einsatz von Feuer der Mensch aktiv in die Gestaltung von Ökosystemen und den globalen Kohlenstoffhaushalt eingegriffen hat.
Ein weiterer zentraler Punkt der Forschung ist das neue Projekt unter der Leitung von Prof. Dr. Stefanie Kaboth-Bahr, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird. Mit dem Titel „Die brennende Frage: Wie hat das Feuer das Paläoökosystem Ostafrikas geprägt?“ untersucht das Team die Feuergeschichte Ostafrikas über einen Zeitraum von 600.000 Jahren. Diese Forschung zielt darauf ab, die langfristige, nachhaltige Erforschung der Feuergeschichte des afrikanischen Kontinents zu stärken und die ökologischen, klimatischen und kulturellen Dimensionen dieser Geschichte zu beleuchten.
In einem weiteren Schritt wird Prof. Kaboth-Bahr als Henriette-Herz-Scoutin der Alexander von Humboldt-Stiftung herausragende Nachwuchswissenschaftler aus Afrika an die Freie Universität Berlin holen. Diese Initiative soll dazu beitragen, die wissenschaftliche Zusammenarbeit und den Austausch zwischen Deutschland und Afrika zu fördern, insbesondere in der Erforschung der Rolle des Feuers in der Entwicklung von Ökosystemen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Nutzung von Feuer durch den Menschen nicht nur eine Überlebensstrategie war, sondern auch einen entscheidenden Einfluss auf die Erde und ihre Systeme hatte. Der Blick auf die Vergangenheit, unterstützt durch neue Forschungsergebnisse, verdeutlicht die Verantwortung, die wir heute im Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen und der Umwelt tragen. Die Erkenntnisse über die Rolle des Feuers in der Menschheitsgeschichte können uns helfen, die Herausforderungen der gegenwärtigen Klimakrise besser zu verstehen und nachhaltige Lösungen zu entwickeln.