
Im Jahr 2024 hat die Zahl der neu abgeschlossenen Studienkredite in Deutschland einen historischen Tiefststand erreicht. Diese Entwicklung ist vor allem auf die unattraktiven Konditionen des KfW-Studienkredits zurückzuführen, der als Marktführer gilt. Laut einer aktuellen Analyse des CHE Centrum für Hochschulentwicklung, durchgeführt von Experte Ulrich Müller, ist es dringend notwendig, dass die Regierung Maßnahmen ergreift, um die Situation zu verbessern.
Die Statistiken zeigen, dass die Anzahl der neuen Studienkredite in einem Zeitraum von nur zehn Jahren um fast 80 Prozent gesunken ist. Während 2014 noch ein relativ stabiler Markt existierte, schlossen im Jahr 2024 lediglich 12.965 Personen einen neuen Vertrag für einen Studienkredit oder Bildungsfonds ab. Dies entspricht einem Rückgang von etwa 3.600 im Vergleich zum Vorjahr. Besonders auffällig ist die Entwicklung seit 2019, als die Zahlen bereits stark zurückgingen. Ein vorübergehender Anstieg im Jahr 2020, der auf COVID-19-Notfallmaßnahmen zurückzuführen war, stellte sich als kurzfristiger Effekt heraus, da der ab 2021 wieder einsetzende Rückgang den vorherigen Trend bestätigte.
„Die Nutzung staatlich geförderter Studienkredite in Deutschland neigt sich dem Ende zu. Besonders besorgniserregend ist der stetige Rückgang des KfW-Studienkredits, der sich in einem dramatischen Abwärtstrend befindet“, erklärt Müller. Aktuell erhalten nur noch etwa 29.000 Studierende finanzielle Unterstützung durch den KfW-Studienkredit. Im Vergleich zu anderen staatlichen Förderinstrumenten wie den Begabtenförderwerken, dem Deutschlandstipendium oder BAföG ist der KfW-Studienkredit inzwischen das Schlusslicht.
Angesichts der besorgniserregenden Entwicklung sollten Anbieter von Studienkrediten, wie die KfW, ihre Konditionen überdenken, um wieder attraktiv zu werden. „Der KfW-Studienkredit bietet mit einem Effektivzins von 6,31 Prozent einen der höchsten Zinssätze im aktuellen Vergleich. Außerdem ist die maximale Förderhöhe von 650 Euro pro Monat seit fast zwei Jahrzehnten unverändert, obwohl sie aufgrund der Inflation auf mindestens 1.000 Euro angehoben werden müsste“, stellt Müller fest. Die Bundesregierung hat den Handlungsbedarf im Koalitionsvertrag erkannt, und es bleibt abzuwarten, ob und wie schnell die KfW auf die Bedürfnisse der Studierenden reagieren wird.
Derzeit sind etwa 210.000 Personen in Deutschland mit der Rückzahlung eines Studienkredits beschäftigt. Von den derzeit rund 36.000 Studierenden, die finanzielle Unterstützung aus einem Bildungsfonds oder Studienkredit erhalten, macht dies lediglich 1,3 Prozent aller Studierenden aus. Monatlich werden insgesamt rund 20 Millionen Euro an diese Studierenden ausgezahlt, was einen durchschnittlichen Betrag von 547 Euro pro Kopf darstellt.
In diesem Kontext ist der CHE-Studienkredit-Test von 2025 besonders relevant. Dieser Test, der in Zusammenarbeit mit dem Handelsblatt erstellt wurde und in seiner 20. Auflage erscheint, bewertet die Vor- und Nachteile von 25 aktuellen Studienkreditangeboten anhand von 21 Einzelkriterien. Die Ergebnisse bieten eine umfassende und transparente Übersicht für Studierende und Studieninteressierte. Damit können sie eine fundierte Entscheidung über ihre Finanzierungsoptionen treffen.
Die Expertise des CHE, das über 30 Jahre Erfahrung in der Hochschulentwicklung verfügt, ist in diesem Zusammenhang von großer Bedeutung. Es kombiniert empirische Analysen mit der Entwicklung von Lösungen und deren Umsetzung. Die Organisation hat ihren Sitz in Gütersloh und wird von der Bertelsmann Stiftung sowie der Hochschulrektorenkonferenz getragen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Probleme im Bereich der Studienfinanzierung in Deutschland nicht ignoriert werden dürfen. Der Rückgang der Studienkredite ist ein besorgniserregendes Signal, das dringenden Handlungsbedarf aufzeigt. Die Regierung und die KfW müssen gemeinsam an Lösungen arbeiten, um die finanzielle Unterstützung für Studierende zu verbessern und so die Chancengleichheit im Bildungssystem zu fördern. Andernfalls riskieren wir, dass künftige Generationen von Studierenden vor unüberwindbaren finanziellen Hürden stehen.