Strategien zur Reduzierung des Versorgungsrisikos von Seltenen Erden in der EU**

Strategien zur Reduzierung des Versorgungsrisikos von Seltenen Erden in der EU**

Eine kürzlich durchgeführte Untersuchung im Rahmen des EU-Projekts REEsilience hat ergeben, dass die Erschließung bestimmter, risikoarmer Vorkommen von Seltenen Erden (SEE) das Versorgungsrisiko für die Europäische Union erheblich verringern könnte. Diese Materialien sind für die Entwicklung moderner Technologien von entscheidender Bedeutung und spielen eine zentrale Rolle in der umweltfreundlichen Energiewende, insbesondere in der Herstellung von Permanentmagneten für Windkraftanlagen, Elektrofahrzeuge und andere innovative Produkte.

Die Abhängigkeit Europas von SEE-Importen, vor allem aus China, stellt eine ernsthafte Herausforderung dar. Diese Abhängigkeit macht die Lieferketten anfällig für Störungen und führt zu Bedenken hinsichtlich der Versorgungssicherheit und der Marktinstabilität. Zudem gibt es mehr und mehr Berichte über die ökologischen und sozialen Probleme, die mit dem Abbau von Seltenen Erden verbunden sind, was das Thema in politischen und medialen Diskussionen verstärkt hat. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, hat das Projekt REEsilience das Ziel, eine nachhaltige und widerstandsfähige Lieferkette für Seltenerdmagnete zu entwickeln.

Ein zentraler Aspekt der Untersuchung war die Kartierung der verschiedenen Quellen von Seltenen Erden. Dabei wurden die Partner des Projekts, angeführt von der Technischen Universität Delft und der Universität Leiden, mit der Erfassung der Verfügbarkeit und Preisentwicklung von SEE-Quellen mit nicht-chinesischem Ursprung beauftragt. Durch die Analyse von Primärquellen (Bergbau) und Sekundärquellen (Recycling) wurde ein umfassendes Inventar erstellt, das auf einer Vielzahl von Datenquellen basiert.

Die Forscher haben 149 SEE-Vorkommen weltweit untersucht und dabei ihre Umwelt-, Sozial- und Governance-Risiken (ESG-Risiken) bewertet. Eine der wichtigsten Erkenntnisse der Analyse ist, dass schon die Erschließung einer kleinen Anzahl von Vorkommen mit einem geringen ESG-Risiko das Versorgungsproblem der EU lösen könnte. Die Analyse zeigt, dass hohe Umwelt- und soziale Risiken häufig in ökologisch sensiblen Regionen wie Brasilien und Zentralafrika zu finden sind, während stabilere politische Rahmenbedingungen und geringere Risiken in Ländern wie Kanada, Australien und Skandinavien vorherrschen.

Einige dieser vielversprechenden Vorkommen befinden sich in westlichen Ländern. Der norwegische Fen-Komplex ist ein Beispiel für ein großes Vorkommen mit hoher Erzqualität und niedrigen ESG-Risiken. In Schweden und Finnland gibt es Projekte wie Kiruna und Norra Kärr, die ebenfalls vielversprechend sind. Auch Grönland besitzt wertvolle, risikoarme Vorkommen und hat aufgrund seiner besonderen politischen Beziehung zur EU Potenzial.

Um die zukünftige Entwicklung der SEE-Lieferketten besser zu verstehen, hat das Projektteam ein Systemdynamikmodell entwickelt. Dieses Modell erlaubt es, verschiedene Szenarien zu simulieren, um zu analysieren, wie sich Angebot und Nachfrage sowie Preisentwicklungen unter verschiedenen Bedingungen entwickeln könnten. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass trotz potenzieller Versorgungsunterbrechungen die Auswirkungen durch Resilienzmaßnahmen wie Recycling und längere Produktlebenszyklen gemildert werden können.

REEsilience verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, der nicht nur die Erschließung von Rohstoffen umfasst, sondern auch die gesamte Wertschöpfungskette der Seltenerdmagnete. Dazu gehören die Entwicklung neuer Technologien zur Herstellung von Legierungen, die Verbesserung der Materialtransparenz und die Implementierung automatisierter Herstellungsprozesse zur Erhöhung der Produktionskapazitäten in der EU.

Ein weiterer Fokus des Projekts liegt auf der Steigerung der Recyclingraten und der Ausbildung künftiger Fachkräfte im Bereich der Seltenerdelemente. Das Projekt wird bis Juni 2026 laufen und hat bereits vielversprechende Ergebnisse geliefert, die darauf hindeuten, dass eine resiliente und nachhaltige Versorgungskette für Seltene Erden erreichbar ist. Die Berücksichtigung von ESG-Aspekten ist hierbei von zentraler Bedeutung, um sicherzustellen, dass neue Vorkommen verantwortungsvoll erschlossen werden.