
Die Qualität der Ernährung in Krankenhäusern und Pflegeheimen steht im Fokus einer neuen Studie, die in der renommierten Fachzeitschrift The Lancet Planetary Health veröffentlicht wurde. Diese Untersuchung wurde von einem internationalen Forscherteam, darunter Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), der Charité – Universitätsmedizin Berlin und der Stanford University, durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Verpflegung in den analysierten Einrichtungen nicht nur ungesund ist, sondern auch erhebliche negative Auswirkungen auf die Umwelt hat.
Die Analyse umfasst die Speisepläne und Einkaufsdaten von zwei Krankenhäusern und drei Pflegeheimen in Deutschland, die als repräsentativ für viele Gesundheitseinrichtungen in westlichen Ländern angesehen werden können. Die Forscher fanden heraus, dass die angebotenen Mahlzeiten einen alarmierenden Mangel an gesunden, pflanzlichen Lebensmitteln aufwiesen, während die Zahl ungesunder und umweltschädlicher Optionen überhandnahm. „Die Mahlzeiten enthalten zu wenig Gemüse, Obst, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte. Gleichzeitig sind sie reich an Weißmehlprodukten, Zucker, Salz und gesättigten Fetten“, erklärt Lisa Pörtner, die Hauptautorin der Studie. Diese unzureichende Ernährungsqualität führt dazu, dass die Nährstoffaufnahme der Patienten nicht dem empfohlenen Tagesbedarf entspricht.
Die Ergebnisse sind besorgniserregend: In allen untersuchten Einrichtungen lagen die Mengen an essentiellen Nährstoffen wie Folsäure, Kalium und Vitamin B6 deutlich unter den Empfehlungen. Besonders in Pflegeheimen war die Eiweißversorgung unzureichend. „Die Kalorien aus vollwertigen, pflanzlichen Lebensmitteln machen weniger als 20 Prozent der gesamten Kalorienzufuhr aus, was weit unter den von der Planetary Health Diet empfohlenen 80 Prozent liegt“, so Pörtner weiter. Im Gegensatz dazu trugen Weißmehlprodukte und rotes Fleisch signifikant zur Kalorienaufnahme bei, was die ernährungsphysiologische Qualität zusätzlich mindert.
Die negativen Auswirkungen dieser Ernährung gehen über die individuelle Gesundheit hinaus. Der Konsum von tierischen Produkten, insbesondere von rotem Fleisch und Milch, ist ein wesentlicher Faktor, der zur Umweltbelastung beiträgt. Diese Produkte sind mit hohen Treibhausgasemissionen, großem Flächenverbrauch und Wasserverschmutzung verbunden. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Verpflegung in den untersuchten Einrichtungen ein Gesundheitsrisiko darstellen kann, wenn sie über längere Zeiträume konsumiert wird“, warnt Nathalie Lambrecht von der Stanford University. Ungesunde Ernährung ist bekanntlich eine Hauptursache für chronische Erkrankungen, und Gesundheitseinrichtungen sollten eigentlich Vorbilder für eine gesunde Ernährung sein.
Die Studie kommt zu dem klaren Schluss, dass die Verpflegung in Krankenhäusern und Pflegeheimen grundlegend reformiert werden muss, um sowohl die Gesundheit der Menschen als auch die des Planeten zu schützen. Die Wissenschaftler empfehlen, die Verpflegung auf eine höhere Menge an gesunden, pflanzlichen Lebensmitteln umzustellen und gleichzeitig den Konsum tierischer Produkte zu reduzieren. Dies könnte durch die Einführung verbindlicher Standards für gesunde und umweltfreundliche Ernährung in Gesundheitseinrichtungen erreicht werden. Zudem sollten regelmäßige Bewertungen der Ernährungsqualität und der ökologischen Auswirkungen implementiert werden.
Obwohl die deutsche Bundesregierung im vergangenen Jahr eine Ernährungsstrategie veröffentlicht hat, die auch die Verbesserung der Verpflegung in Gesundheitseinrichtungen umfasst, fehlen bislang konkrete politische Maßnahmen. Die Autorinnen der Studie betonen, dass die Verantwortung nicht allein bei den Einrichtungen liegt, die in den letzten Jahren unter finanziellem Druck standen. „Politik und Gesundheitsversorger müssen die Qualität der Verpflegung dringend priorisieren, klare Standards setzen und bestehende Datenlücken schließen, um zukünftig eine gesunde Ernährung zu gewährleisten, ohne der Umwelt zu schaden“, fordert Pörtner.
Die Ergebnisse dieser Studie sind ein Weckruf, der sowohl die Gesundheitsversorgung als auch die Politik dazu anregen sollte, die Ernährung in Gesundheitseinrichtungen ernsthaft zu überdenken und zu verbessern. Nur durch eine ganzheitliche Betrachtung der Ernährung können wir sowohl individuelle Gesundheit als auch die unserer Umwelt fördern.