Dringender Handlungsbedarf: Globales Plastikabkommen in der Diskussion**

Dringender Handlungsbedarf: Globales Plastikabkommen in der Diskussion**

Die internationale Gemeinschaft steht vor einer entscheidenden Herausforderung: der Bekämpfung der Plastikverschmutzung. Am 5. August 2025 beginnen in Genf die Verhandlungen zum globalen UN-Plastikabkommen, das seit 2022 in der Diskussion ist. Diese Gespräche sind von essenzieller Bedeutung, da die Verschmutzung durch Plastik nicht nur die Umwelt, sondern auch die menschliche Gesundheit und das Klima erheblich belastet. Experten wie die Umweltchemikerin Prof. Annika Jahnke und Ökotoxikologin Dr. Dana Kühnel vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) betonen die Notwendigkeit einer sektorübergreifenden Zusammenarbeit, um konkrete und nachhaltige Verbesserungen zu erzielen.

Das Ziel des geplanten Plastikabkommens ist es, einen verbindlichen internationalen Rahmen zu schaffen, der es Ländern ermöglicht, einheitliche Maßnahmen im Umgang mit Plastik zu ergreifen. Dazu gehören unter anderem die Reduzierung der Plastikproduktion, die Minimierung schädlicher Chemikalien in Kunststoffen und die Einführung effizienterer Recyclingmethoden, um eine Kreislaufwirtschaft zu fördern. Dieses Abkommen soll in die Reihe anderer globaler Vereinbarungen, wie dem Pariser Klimaabkommen, eingeordnet werden.

Ein dringendes Bedürfnis nach einem solchen Abkommen ergibt sich aus der globalen Vernetzung von Herstellung, Nutzung und Entsorgung von Plastik. Plastikprodukte werden häufig in Ländern des globalen Nordens produziert, während ihre Nutzung und Entsorgung weltweit erfolgt. Wenn effektive Müllsammelsysteme fehlen, gelangen Plastikabfälle in die Umwelt und verursachen grenzüberschreitende Probleme. Diese Abfälle finden sich nicht nur in den Ozeanen oder auf Gletschern, sondern auch in den entlegensten Regionen der Erde, inklusive kleiner Inselstaaten. Daher ist eine koordinierte internationale Zusammenarbeit unerlässlich.

Die Langlebigkeit von Plastik ist ein weiteres Problem. Sinkt es auf den Meeresboden, zersetzt sich Plastik sehr langsam, was zu einer Ansammlung von Mikro- und Nanoplastik in marinen Ökosystemen führt. Prognosen deuten darauf hin, dass die Kunststoffproduktion bis 2050 verdoppelt werden könnte, was die Notwendigkeit eines besseren Managements von Plastik und Plastikabfällen weltweit weiter verstärkt.

Die Gefahren von Plastik sind vielfältig. Die Materialvielfalt und die Verwendung von über 16.000 Chemikalien in Kunststoffen – viele davon potenziell gefährlich – tragen zur Umweltbelastung bei. Wenn Plastik in die Umwelt gelangt, zerfällt es in kleinere Partikel, die von Tieren aufgenommen werden können. Diese Partikel gelangen letztendlich auch in die menschliche Nahrungskette. Die gesundheitlichen Auswirkungen auf den Menschen sind noch nicht vollständig erforscht, jedoch ist bekannt, dass einige dieser Chemikalien hormonelle Wirkungen haben können.

Die Verhandlungen über das Plastikabkommen sind jedoch von unterschiedlichen Interessen geprägt. Eine Gruppe von Ländern, vor allem Erdölproduzenten, setzt sich dafür ein, Plastikabfall zu managen und Recycling zu fördern, ohne die Produktion von Plastik signifikant zu reduzieren. Im Gegensatz dazu fordert die von Norwegen und Ruanda geführte „High Ambition Coalition“, zu der auch die EU gehört, eine Regulierung der Primärproduktion von Plastik und Maßnahmen zur Reduzierung von Einwegplastik.

Ein zentrales Problem bleibt die Verteilung der Kosten für die Beseitigung von Plastikabfällen. Besonders der Globale Süden, der unter den Folgen der Plastikverschmutzung leidet, fordert Unterstützung von den Ländern, die den Großteil des Plastiks produzieren. Während einige Staaten bereit sind, finanzielle Hilfe zu leisten, verlangen sie im Gegenzug, dass ihre Forderungen ernst genommen werden.

Um Fortschritte in den Verhandlungen zu erzielen, könnte eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Politik, Industrie und Zivilgesellschaft hilfreich sein. Ein Dialog zwischen diesen Akteuren könnte die Entwicklung effektiver Lösungen fördern, um der Plastikverschmutzung schnell und umfassend zu begegnen.

Ein Erfolg der Konferenz könnte darin bestehen, sich auf verbindliche Ziele zur Regulierung plastikassoziierter Chemikalien und zur Kontrolle der Primärproduktion von Plastik zu verständigen. Solche Ziele könnten in das Abkommen integriert und regelmäßig an den wissenschaftlichen Fortschritt angepasst werden. Die Berücksichtigung des gesamten Lebenszyklus von Kunststoffen – von der Rohstoffgewinnung über die Produktion bis hin zur Entsorgung – wäre ein weiterer wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Die Zeit drängt, und mit jeder Verzögerung verschärfen sich die Probleme der Plastikverschmutzung. Die Weltgemeinschaft muss jetzt handeln, um eine nachhaltige Lösung zu finden und die globalen Herausforderungen in den Griff