
Die Bedeutung von Phytoextrakten, die aus Pflanzen gewonnen werden, ist in verschiedenen Industrien unbestritten. Diese Extrakte finden Anwendung in der Pharmaindustrie, in der Lebensmittelproduktion, der Materialwissenschaft und der Medizintechnik. Die hohe Akzeptanz bei Verbrauchern, die zunehmend auf nachhaltige und pflanzenbasierte Produkte setzen, verschafft der Branche zusätzliche Relevanz. Angesichts der wachsenden Herausforderungen, insbesondere durch strenge regulatorische Vorgaben, hat die DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V. in Zusammenarbeit mit der VDI-Fachgruppe Phytoextraktion eine umfassende „Roadmap Phytoextrakte 2034“ veröffentlicht. Diese gibt einen Überblick über die erforderlichen technologischen Fortschritte und Anpassungen im rechtlichen Rahmen, um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Phytoextrakt-Industrie zu stärken.
Aktuell steht die Branche vor erheblichen Herausforderungen. Die Unternehmen sehen sich mit steigenden Betriebskosten und strengen Vorschriften konfrontiert, die ihre Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit gefährden. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, ist eine grundlegende Überarbeitung der bestehenden Prozesse und die Einführung neuer Technologien in der Anbau-, Ernte- und Verarbeitungsphase von Nöten. Die Experten der Roadmap betonen die Dringlichkeit, solche Technologien zeitnah zu implementieren, um die Potenziale der pflanzlichen Inhaltsstoffe voll auszuschöpfen.
Ein zentraler Punkt der Roadmap ist die Forderung nach einer einheitlichen, europaweit geltenden Regulierung für Phytoextrakte. Derzeit variieren die Vorschriften erheblich zwischen den europäischen Ländern, was den Marktzugang und die Entwicklung neuer Produkte erheblich erschwert. Durch die Schaffung einheitlicher Rahmenbedingungen könnte der Zugang zum Markt erleichtert und die Innovationskraft der Unternehmen gefördert werden. Die Experten plädieren zudem für einen risikoorientierten und datengestützten Zulassungsprozess, ähnlich den Verfahren, die bereits für Biologika etabliert sind. Ein solcher Ansatz könnte dazu beitragen, die Genehmigungszeiten zu verkürzen und die Markteinführung neuer Produkte zu beschleunigen.
Ein weiterer wesentlicher Aspekt der Roadmap ist die Maximierung der Wertschöpfung aus allen Pflanzenteilen, einschließlich der Nebenströme, die oft ungenutzt bleiben. Dies erfordert nicht nur technologische Innovationen, sondern auch ein Umdenken in der Branche. Anstatt sich lediglich auf die Hauptbestandteile der Pflanzen zu konzentrieren, sollte die gesamte Pflanze als wertvolle Ressource betrachtet werden. Dadurch könnten neue Märkte erschlossen und die Nachhaltigkeit gesteigert werden.
Um die notwendigen Fortschritte zu erzielen, ist eine verstärkte Unterstützung der Forschung und Entwicklung erforderlich. Hierbei sollten sowohl öffentliche Fördermittel als auch private Investitionen mobilisiert werden. Es ist wichtig, dass die Industrie und die Forschungseinrichtungen eng zusammenarbeiten, um neue Technologien zu entwickeln und deren Anwendung in der Praxis voranzutreiben.
Die Roadmap bietet nicht nur einen Leitfaden für politische Entscheidungsträger, sondern auch für Forscher und Unternehmen, die in der Phytoextrakt-Branche tätig sind. Sie stellt eine wertvolle Ressource dar, um den aktuellen Stand der Technologie und der regulatorischen Rahmenbedingungen zu verstehen und die nächsten Schritte in der Entwicklung von Phytoextrakten zu planen.
Insgesamt zeigt die „Roadmap Phytoextrakte 2034“ auf, dass die Zukunft der Phytoextrakt-Industrie in Europa von der Fähigkeit abhängt, technologische Innovationen voranzutreiben und gleichzeitig einen flexiblen und einheitlichen regulatorischen Rahmen zu schaffen. Nur durch diese Maßnahmen kann die Branche nicht nur ihre Wettbewerbsfähigkeit sichern, sondern auch einen signifikanten Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten. Die nächsten Jahre werden entscheidend sein, um die Potenziale pflanzlicher Rohstoffe optimal zu nutzen und der Industrie eine nachhaltige und erfolgreiche Zukunft zu ermöglichen.